Die neu eröffnete Kulturgarage soll Musicals, Konzerte und Theater in die Seestadt bringen – mit Sitz in einem Parkhaus.
Wien. Die Kombination ist jedenfalls ungewöhnlich: Sowohl Parkals auch Theatertickets kann man im neuen Kulturzentrum in der Seestadt kaufen. Die nun eröffnete Kulturgarage teilt sich das Gebäude mit einer Parkgarage.
Denn in dem Stadtteil, in dem bisher eher Baustellen statt Bühnen vorherrschen, soll mehr Platz für Kunst geschaffen werden. Während also in den oberen Stockwerken Autos parken, werden im Erdgeschoß und Souterrain ab nächster Woche Musicals, Theaterstücke und Konzerte gespielt. Bis zu 450 Personen sollen dort Platz finden. Für den Zuckerkandl-Saal (ganz in Seestadt-Manier nach Schriftstellerin Berta Zuckerkandl-Szeps benannt) sind im kommenden Jahr 80 Spieltage vorgesehen. Im Foyer soll hingegen Platz für Workshops und Austausch sein, heißt es.
VHS-Kulturzentrum zur Miete
Das bisher fixierte Programm konzentriert sich auf Musicals – zumindest vorerst. Denn Intendanz hat das Haus, für das die Wiener Volkshochschulen (VHS) verantwortlich sind, keine. „Wir bieten die Plattform, und alle Kunstschaffenden, die möchten, können sich einmieten“, so eine Sprecherin der VHS. „Inhaltlich wollen wir keine Grenzen setzen.“Nach der Eröffnung mit den Wiener Symphonikern am 18. Februar und zwei Abenden mit einer Oper des Seestadt-Chors hat sich die Kreativagentur Sipario eingemietet. Bis Anfang März spielt diese das Musical „Dracula“(mit Song-ContestTeilnehmer Ces rS ampson in der Hauptrolle), darauf folgt das Musical „Der kleine Horrorladen“.
Jeder soll die Kulturgarage mieten können, betont die VHS. Zumindest wenn das nötige Kleingeld vorhanden ist: Der Listenpreis für zehn Stunden in der gesamten Kulturgarage inklusive Saal, Foyer, Garderobe, Technik und Technikpersonal beträgt 3700 Euro. Es gebe aber auch günstigere Varianten: „Selbstverständlich variiert der Preis“, so die VHS-Sprecherin. Dieser hänge etwa davon ab, welche Räumlichkeiten gemietet werden und ob dies nur einmalig oder längerfristig gepla ntist.
Für Besucher soll die Kulturgarage „zu erschwinglichen Preisen professionelle Theater- und Musiktheaterproduktionen“bieten. Zwischen 36 und 85 Euro liegen laut Homepage etwa die Ticketpreise für „Dracula“– etwas günstiger als in vielen anderen Musicalhäusern.
Bei der formalen Eröffnung am Mittwochabend gaben sich zumindest schon einmal Vizebürgermeister und Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) sowie Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) als Fürsprecher des Projekts. Man setze damit „neue Standards in der Verschränkung von Bildung und Kultur“, so Wiederkehr. KaupHasler sprach von einem „notwendigen Schritt in der kulturellen Belebung“.
Fassade: 6. Bezirk inspirierte
Mit ihrer Fassade sorgt die Kulturgarage jedenfalls schon vor der künstlerischen Eröffnung für mehr Farbe in der Seestadt. Sie hat ihren Ursprung übrigens in einem anderen Bezirk, dem sechsten: Künstlerin Hanna Schimek und Architekt Jakob Fuchs ließen sich von der Stumpergasse inspirieren. In einer „für Wien repräsentativen Stichprobe“wurden die Farben aller dortigen Fassaden gesammelt und die Farbtöne, mit der jeweiligen Hausnummer, auf der Kulturgarage ausgestellt.