Aktie der Woche im Check:Peloton
„Presse“-Bewertung. Der Boom durch die Pandemie ist pass Die Aktie der FitnessFirma stürzte ab. Nun steigt sie. Ein Kauf ?
s hätte die Super-Werbung sein sollen: „Mr. Big“trainiert in der ersten Folge der Fortsetzung des US-Kultfegers „Sex and the City“auf einem Peloton-Fitness-Bike. Er stirbt aber unmittelbar danach an einem Herzinfarkt. Damit war der Fitnessgeräte-Hersteller tatsächlich bekannt – negativ. Die seit Juni 2019 an der Nasdaq notierte Aktie tauchte gleich um rund elf Prozent ab. Aber es kam noch schlimmer: Als gegen den Schauspieler Chris North Vorwürfe wegen sexueller Übergriffe laut wurden, musste Peloton das flugs gedrehte Video mit dem von North gespielten Mr. Big aus allen Social-Media-Kanälen löschen.
Doch das ist noch das geringste Problem des 2012 gegründeten Unternehmens: Peloton bietet nicht nur Fitnessgeräte wie Bikes an und spielt da in der ersten Liga. Die Kunden – zu Jahresende waren es 2,77 Millionen – können auch interaktiv live oder on demand über Abos an Fitnesskursen teilnehmen. Das Geschäftsmodell erwies sich in der Coronapandemie als Renner. Wegen geschlossener Fitnessstudios holten sich viele Menschen Räder und Laufbänder ins Wohnzimmer. Nach den Lockerungen ebbte der Boom aber wieder ab. Peloton musste im November die Umsatzprognose für das bis Ende Juni laufende Geschäftsjahr 2021/22 um eine Milliarde Dollar kappen.
Der Rebound?
Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz zwar um gut sechs Prozent auf 1,13 Mrd. Dollar, was den Analystenprognosen entsprach. Netto gab es aber einen Verlust von 440 Mio. Dollar nach 63,6 Mio. Gewinn im Vorjahreszeitraum. Die Aktie reagierte am Dienstag dennoch mit einem Sprung nach oben: Sie legte um 36,5 Prozent auf 37 Dollar zu. Im Wochenabstand beträgt das Plus über 40 Prozent.
Verkehrte Börsenwelt? Eher nicht, denn Peloton wagt den Befreiungsschlag: Mitgründer John Foley räumte Managementfehler ein und trat zurück. Der aktivistische Investor Blackwells Capital hatte den Rücktritt geforder t. Zudem soll ein Fünftel der Belegschaft gestrichen werden, und der Bau einer Fabrik ist gestoppt. Die Kosten sollen so um 800 Millionen pro Jahr sinken.
Der Neue an der Spitze ist Barry McCarthy, Ex-Finanzchef bei Netflix und Spotify. Es bedarf nicht nur eines Strategieschwenks im operativen Geschäft, schreibt „Der Aktionär“, auch die Anleger müssen wieder Vertrauen schöpfen. Die Finanzchefin betonte, Peloton habe eine große Zukunft für vernetzte Fitnesstechnik im Haushalt vor sich und wolle an der Marktspitze bleiben. Kein einfaches Unterfangen, denn der Kurssprung täuscht nicht darüber hinweg, dass die Aktie seit einem Jahr extrem verloren hat. Das 52-Wochen-Hoch lag bei 129 Dollar.
Peloton ist billig, was nicht nur mutige Anleger zum Einstieg animieren könnte. Schon gibt es Übernahmegerüchte, Amazon, Apple und Nike wurden als Interessenten genannt.
Das durchschnittliche Kursziel von 26 Analysten liegt bei 44 Dollar. 13 raten zum Kauf, zwei zum Aufstocken und 14 zum Halten. Die Credit Suisse stufte indes ihre Empfehlung von „Outperform“auf „Neutral“zurück, mit dem Hinweis, dass die Rückkehr der Fitnessclubs und die Verlagerung der Konsumausgaben Gegenwind für Peloton bedeuten.