Outdoor-Appeal statt Mutterschiff
Neuvorstellung. Aus drei mach eins: Der Kombi-Cross-over Jogger beerbt bei Dacia gleich drei Modelle.
Mödling. Die deutsche Presse reiht den Jogger leichtfertig in der Kategorie Van ein, was ihm schlichtweg nicht gerecht wird: Vielmehr ist er ein Kombi mit besonders großzügigem Raumkonzept. Bis zu sieben Sitzplätze werden geboten, dank schlau getrickst ansteigender Dachlinie sogar mit würdiger Unterbringung von Menschen über 1,80 auch in Reihe drei.
Und ein wenig Outdoor-SexAppeal als Draufgabe, der modischen Offroadbeplankung plus üppigen zwanzig Zentimeter Bodenfreiheit wegen. Ein dazu passender Allrad ist zwar nicht im Angebot, aber wem ein Renault Kangoo zu sehr gender-egales Mutterschiff ist, wird mit dem Jogger trotzdem ausreichend Freude haben.
Zumal der im Platzangebot durchaus mithalten kann: 607 Liter Basis-Kofferraumvolumen sind beachtlich, 1819 Liter bei umgelegter Rückbank stempeln ihn aber zum echten Preis-Leistungsschlager in der Lademeister-Hitparade. Viel-Einräumer und Hundebesitzer werden außerdem die niedrige Ladekante von nur 66 Zentimeter samt ebener Fläche ohne lästige Schwelle davor schätzen, wie sie bereits beim nun abgelösten Dacia-Trio gute Sitte war.
Kein Diesel mehr
Die weniger erfreuliche Nachricht: Der ebenso gut zur Fahrzeuggattung wie zum Spargedanken passende Diesel kehrt im Jogger nicht mehr zurück. Auch der Variantenreichtum beim Benziner ist eher dünn geworden – es gibt nur noch einen Motor, einen 1,0-Liter-Dreizylinder mit 110 PS.
Was ein wenig schade ist, weil wenn schon ohne Selbstzünder auszukommen ist, zumindest die Duster-Motoren mit 130 und 150
PS etwas Schmalzersatz hätten liefern können.
Im Innenraum bedient sich der Jogger ungeniert bei der Vorlage und sogar im Teileregal des erfolgreichen Kompakt-Modells Sandero. Dessen etwas gar simple Sitze mit nur wenig Seitenhalt hat er dabei auch abbekommen, im naheliegenden Anwendungsspektrum
DACIA JOGGER
Maße L/B/H 4547/1784/1674 mm. Radstand 2898 mm. Leergewicht ab 1176 kg. Kofferraum 607–1819 Liter (5-Sitzer). Motor R3-Zylinder-Otto-Turbo, 999 ccm. Leistung max. 81 kW (110 PS) bei 5000/min. Max. 190 Nm.
0–100 km/h in 10,5 sec. Vmax 180 km/h. Verbrauch 5,7–6,0 l/100 km nach WLTP. Preis ab 14.990 Euro.
der 110 PS mit bestenfalls 10,5 Sekunden für den Hundertersprint und naturgemäß beschränkten Sportambitionen sind sie aber okay. Trotz der überschaubaren Motorleistung fehlt es dem Jogger nicht an Agilität – mit nur 1200 Kilo Eigengewicht widersetzt er sich wohltuend dem automobilen Trend zu immer mehr Hüftspeckigkeit.
Durchwegs positiv ist die Übernahme des Sandero-Bedienkonzepts: Klimasteuerung mit Tasten und Reglern anstatt in einem Bildschirmmenü versteckt, einfache klare Anwendungen im Infotainmentsystem, das mit maximal 500 Euro Aufpreis inklusive Navi noch dazu sehr kundenfreundlich eingepreist ist. Besser als im Sandero ist die präzisere
und direktere Lenkabstimmung gelungen, die damit auch ein kleines Plus an Fahrfreude ins Spiel bringt.
Das Fahrwerk ist recht stoisch und wankstabil ausgelegt, wird also mit artgerechter Beladung oder Passagierzahl gut zurechtkommen.
Die dritte Sitzreihe kostet 800 Euro extra, lässt den Stauraum dahinter allerdings auf 160 Liter schrumpfen – bei Bedarf lässt sich die Bestuhlung aber mit wenigen Handgriffen demontieren, um die volle Ladefläche wieder nutzbar zu machen. Zuletzt ist der Allrounder weder in den Dimensionen noch im Preis entglitten: In der Länge hat er gegenüber dem Logan MCV Stepway nur zwei Zentimeter zugelegt, vom Lodgy
trennen ihn auch nur drei, nur gegenüber dem Dokker sind es etwa sechzehn – allerdings bei entsprechend erweitertem Platzangebot.
Die Preisschere ist ebenfalls in vertretbarem Maß aufgegangen, der Einstiegstarif von 14.990 Euro liegt 1500 Euro über dem der letzten vergleichbaren Logan-Variante. Für weitere 1900 Euros mehr sind dann auch Goodies wie Klimaanlage, Tempomat oder Regensensor mit an Bord.