Toyota Aygo X: Winzig, wendig, würzig
Neuvorstellung. Entgegen dem Trend halten die Japaner zum Kleinwagen. Der kommt leichtgewichtig und -füßig, mit 72 PS munter motorisiert.
Wien. Toyota hat sich entwickelt. Lang schien es, als hätte sich die Marke nur der reinen Vernunft verschrieben. Doch jetzt leistet sich der japanische Hersteller Emotionen, Witzigkeit, Sportlichkeit. Da muss es gar nicht um GR Supra, GR Yaris oder GR86 gehen, denn das reicht bis in die kleinen Klassen hinein. Siehe Yaris, der schärfer, akzentuierter und spritziger geworden ist. Jetzt folgt der Aygo, in seiner neuen, der dritten Generation mit einem X markiert. Dahinter steckt Crossover-Positionierung, ohne allzu plakativ auf eine Widmung als Miniatur-SUV abzuzielen.
Mit der Neuauflage des CityWinzlings hat sich Toyota auf eigene Füße gestellt. Die bisherigen Kooperationspartner Peugeot und Citroe¨n machen nicht mehr mit, 108er und C1 sind aus dem Programm genommen. Was die Zahl der Stadtzwerge weiter reduziert, und nur noch wenige Marken beschicken das A-Segment.
Das erscheint paradox, vor allem angesichts wachsender Riesenmetropolen. Als Zielgebiet für
den Aygo hatte Toyota von Beginn an europäische Städte im Auge gehabt. Dabei ist es geblieben.
Rekordverdächtig
Dementsprechend erfolgten Konzeption und Entwicklung in Belgien und Frankreich, produziert wird in der Tschechischen Republik. Der Neue ist alles andere als ein Recyclat des Vorgängers. Seinen Unterbau hat er vom Yaris übernommen. Der ist in Radstand
und Überhängen verkürzt. Nicht zuletzt deshalb setzte es ein wenig an Wachstum, trotzdem ist er mit seinen 3,7 Metern winzig geblieben. Er ist ein wenig breiter und deutlich höher. Mit etwas mehr als 1,50 Metern Dachmaß erzielt man großzügigen Kopfraum und eine um fünf Zentimeter höhere Sitzposition. Dazu kommt ein passables Kofferraumvolumen, 291 bis 829 Liter sind geradezu rekordverdächtig.
Das Ganze ist gehüllt in ein markant-expressives Front- und Heckdesign, seitlich betrachtet springen die weit ausgeschnittenen Radkästen ins Auge, kleinere Räder als 17-Zöller sind nicht vorgesehen. Die Beleuchtung ist rundum in LED-Technik gehalten. Für noch mehr Markanz sorgt eine Zweifarblackierung, und je nachdem können witzige Kontrastdetails an Ex- und Interieur dazukommen. Die volle Auffälligkeit hatte Toyota beim Vor-Premierenlauf in Barcelona noch nicht ganz enthüllt, die gefahrenen Vorserienmodelle waren noch teilgetarnt. Auf alle Fälle sind die Hauptlackierungen würzig bezeichnet: Chili, Juniper (Wacholder), Cardamom und Ginger (Ingwer). Es zeigt der frontgetriebene Viersitzer – wahlweise komplett verlötet oder mit Textil-Jalousiedach – aber nicht bloß optisch Schärfe. Die entwickelt auch der Antrieb, obwohl er, wie es bei Toyota Usus ist, nicht aufgeladen ist. Seine 72 PS (und 93 Nm) spielt der EinliterDreizylinder spielerisch und ansatzlos aus. Die knackige Fahrwerksabstimmung, die direkte Lenkung und die kräftig-unbissigen Bremsen adeln ihn. Besonders spaßig ist das mit der präzisen manuellen Fünfgangschaltung, doch auch das optionale CVT-Getriebe (heult wenn, dann dezent) ist kein Spielverderber.
In verwinkelten Parkgaragen, schmalen Gassen und Haarnadelkurven ist der Aygo X Kaiser, der Wendekreis misst gerade einmal 9,4 Meter. Viel Gewicht mitschleppen muss er auch nicht, er wiegt ab 940 Kilo, das sind bloß 25 mehr als beim Vorgänger. Marktstart ist im April, die Preise starten unter 15.000 Euro.