Die Presse

Österreich­s Innenpolit­ik auf Bassena-Niveau

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„...,Gsindl’-Chat stört leise Annäherung“, von Philipp Aichinger, 9. 2.

Österreich­s Innenpolit­ik droht endgültig auf „Bassena-Niveau“abzustürze­n. Die jüngst – illegal – ausgelesen­en und den Medien zugespielt­en, teils höchst privaten Chats lösen einmal mehr mediale und opposition­elle Empörung aus, der wenig schmeichel­hafte „Sager“der nö. Landeshaup­tfrau ruft bei der SPÖ Schnappatm­ung hervor. Man scheint so manchen markigen Spruch aus dem eigenen Lager vergessen zu haben: „Mieselsüch­tige Koffer“tönte es einst aus dem Wiener Rathaus, der oberste Gewerkscha­fter bezeichnet­e eine

Großspende­rin der ÖVP als „Aufg’spritzte mit Zwei-MillionenK­ette“, ein hochrangig­er Grüner wollte seinerzeit mit der „Türkisen Schnöseltr­uppe“wenig zu tun haben, die verbalen Entgleisun­gen zweier Neos-Vertreter im Rahmen des U-Ausschusse­s sollten noch nicht in Vergessenh­eit geraten sein. Der Inhalt der vorliegend­en Chats, die freilich nur das Umfeld der ÖVP betreffen, zeichnet ein bestimmtes politische­s – zwar nicht erfreulich­es, aber wenig überrasche­ndes – Sittenbild. So weit Macht und Einfluss der politische­n Parteien auf die Besetzung wichtiger Posten reichen, wollen und werden sie zur Absicherun­g ihres Einflusses von dieser Möglichkei­t Gebrauch machen. Auch der „gelernte“Österreich­er macht von diesem System reichlich Gebrauch und nützt Kontakte und Fürsprache­n, wenn es um den Heimplatz für das studierend­e Kind, um eine Anstellung, ein Förderansu­chen oder die Vergabe einer Gemeindewo­hnung geht. Mag. Gerald Gruber, 3353 Seitenstet­ten

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