Reservierte Studienplätze: 100 Ärzte für das Heer
Studium. Das Bundesheer will angehenden Ärzten das Studium finanzieren. Im Gegenzug müssten sie sich für zwanzig Jahre verpflichten.
Wien. Zehn Studienplätze für künftige Ärzte will das Bundesheer für seine Soldaten reserviert haben. „Das Projekt ist noch nicht fixiert“, sagt Bundesheersprecher Michael Bauer. Derzeit laufe eine Interessenerhebung, um zu prüfen, ob überhaupt genügend Bundesheerangehörige das Medizinstudium absolvieren wollen. Auf der anderen Seite laufen Verhandlungen mit dem Wissenschafts- und dem Beamtenministerium, um das Projekt zu fixieren. Rechtlich möglich wäre es: Das Universitätsgesetz sieht vor, dass Studienplätze aus öffentlichem Interesse vergeben werden können.
Geplant ist, dass zehn Soldaten jährlich ein Studium an der MedUni Wien beginnen würden. Sie müssten die normale Aufnahmeprüfung absolvieren und dabei positiv abschneiden, also 75 Prozent der möglichen Punkte erreichen. Nicht notwendig ist, dass sie dabei unter den besten 680 Bewerbern aufscheinen, der Studienplatz wäre also viel leichter zu erreichen als auf normalem Wege.
Die Soldaten würden für das Studium vom Bundesheer freigestellt und bezahlt. Im Gegenzug müssten sie sich für zwanzig Jahre verpflichten. Das bedeutet, nach Studium und Arztausbildung müssten sie für rund zehn Jahre als Militärarzt tätig sein. Wie diese Verpflichtung rechtlich fixiert wird? Ein konkretes Modell dafür gibt es noch nicht, sagt Bauer, wohl aber ein Vorbild aus einem anderen Bereich: Auch die Piloten des Bundesheeres müssen sich für eine bestimmte Zeit verpflichten und haben eine Pönale im Vertrag fixiert: Im Fall einer vorzeitigen Kündigung müssen sie die Ausbildungskosten zurückzahlen. Die Regelung wurde geschaffen, weil die Fluglinien früher einmal gern junge Piloten abgeworben haben. Inzwischen sind die Airlines eher auf der Suche nach erfahrenen Piloten, abgeworben wird eher nach Ende der Verpflichtung.
Ärztemangel beim Heer
Zurück zum Medizinstudium: Da würden, wenn das Modell tatsächlich so kommt, dem Heer auf lange Sicht rund hundert ausgebildete Ärzte zur Verfügung stehen. Und die benötigt man auch, weiß der Bundesheersprecher. Gerade bei den Ärzten gebe es einen extremen
Mangel, das sei der Bereich, in dem das Heer die größten Personalprobleme hätte. Denn bei jeder Schießübung, bei Gebirgsausbildungen oder auch bei Auslandseinsätzen müsse immer ein Arzt dabei sein. Gerade im Ausland sei es jetzt schon schwer, die Stellen zu besetzen.
Chance für Präsenzdiener
Wer kann sich nun für die Studienplätze bewerben? Im Prinzip alle Uniformträger im Bundesheer, mit einem Höchstalter von 40 Jahren. Dazu gehören sowohl die Berufssoldaten also auch derzeit eingerückte Präsenzdiener. Wer bereits abgerüstet hat, hat dagegen keine Chance mehr. Künftig werde man diesen Weg aber vielleicht auch für Milizsoldaten öffnen.
Und was passiert, wenn ein Kandidat beim Test so gut abschneidet, dass er auch auf normalem Weg an der Uni aufgenommen würde? Auch das gehört noch zu den Detailfragen, die zu klären sind, so Bauer. Entscheidungen wird es aber bald geben müssen, denn das Bundesheer will mit der Ausbildung seiner künftigen Ärzte bereits im kommenden Herbst beginnen.