Play-off? FuBball-Deutschland ratselt
Bundesliga. An der Langeweile im Titelrennen der Fußball-Bundesliga hat sich eine Grundsatzdebatte über die Einführung eines Meister-Play-offs entzündet.
München. Ausgerechnet FC Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn zeigt sich offen für die Idee, die die Dominanz der Münchner zumindest theoretisch mehr dem Zufall aussetzen würde. „Ich finde es spannend, über neue Modelle wie Play-offs für die Bundesliga nachzudenken“, sagte der einstige Nationalkeeper dem „Kicker“. Von der Fan-Seite gab es umgehend Kritik, auch Vertreter anderer Klubs äußerten sich ablehnend bis zurückhaltend.
„Wie in allen anderen Ligen in Europa muss auch in der Bundesliga der Leistungsgedanke über allem stehen“, sagte Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler. “In dieser wichtigen Frage darf man auf keinen Fall durch die Vereinsbrille schauen. Nach einem Jahr wird abgerechnet, und die Platzierung zeigt klipp und klar an, wie gut oder schlecht man gearbeitet hat. Nur das ist ehrlich und gerecht.“
Donata Hopfen, die neue Chefin der Deutschen Fußball Liga (DFL), hatte mögliche K.-o.-Spiele wieder ins Gespräch gebracht. „Die Liga wäre natürlich attraktiver, wenn sie mehr Wettbewerb an der Spitze hätte“, hatte die 45-Jährige in einem Interview der „Bild am Sonntag“gesagt. „Wenn uns Play-offs helfen, dann reden wir über Play-offs.“
Ein Modus mit Halbfinals und Finale würde Spannung für die Fans bedeuten, findet Kahn. Möglicherweise ist man in München zu der Erkenntnis gekommen, dass der fehlende sportliche Wettbewerb um die Meisterschale auf Dauer schlecht für das Zuschauerinteresse und damit das Geschäft werden könnte.
Zum Beginn ihrer Amtszeit bringt Hopfen mehrere umstrittene Themen in die Debatte ein, sie will auch die Austragung des Supercups in Saudiarabien nicht ausschließen. „Jede Maßnahme, die uns in Zukunft Geld bringen soll, muss zu uns passen. Ich finde aber, wir können in dieser Hinsicht aktuell gar nichts ausschließen“, sagte sie. Die Coronakrise hat die Vereine finanziell gebeutelt, neue Einnahmequellen sind wichtig. Laut Hopfen hat der deutsche Profifußball Verluste von 1,3 Milliarden Euro in drei Corona- Spielzeiten gemacht.
Mehrheit lehnt Play-offs ab
Nach einer „Kicker“-Umfrage innerhalb der Liga werden Play-offs von der Mehrheit abgelehnt. Völler verwies auf mögliche negative Folgen für den DFB-Pokal: „Alles andere würde der Liga schaden, im übrigen auch und besonders unserem wunderbaren Pokal. Denn das ist doch schon unser Wettbewerb im Play-off-Modus, in jeder einzelnen Runde.“
Auch Gladbach-Coach Adi Hütter steht der Idee kritisch gegenüber. „Grundsätzlich kann man alles mal überdenken und überlegen. Aber ich weiß nicht, ob es fair ist, wenn der Vierte, der nach 34 Runden vielleicht 15 Punkte hinter dem Ersten ist, noch Meister werden kann.“(dpa)