Die Presse

,,Wie haben das Hirscher oder Fourcade gemacht?"

Lisa Hauser verpasste ihre erste Olympia-Medaille als Vierte im Sprint nur um 10 Sekunden. Die Erwartunge­n an die 28-Jährige sind seit ihrem WM-Titel 2021 enorm gestiegen, ebenso das Interesse an ihr.

- VON CHRISTOPH GAST NGER

Wenn ich mich zwischen Olympiagol­d und dem Gesamtwelt­cup entscheide­n müsste, würde ich den Weltcup nehmen.

Lisa Hauser, Biathletin

Peking. Die Ent täuschung über Platz vier im Sprint wich schon bald der Zuversicht, immerhin hatte sich Lisa Hauser in eine sehr gute Ausgangspo­sition für das Verfolgung­srennen am Sonntag (10 Uhr) gebracht. Hinter der überragend­en Sprint-Goldmedail­lengewinne­rn Marte Olsbu Röiseland aus Norwegen liegen die Schwe din Elvira Öberg (+30,9 Sekunden) und die Italieneri­n Dorothea Wierer (+37,2) in diesem Rennen nicht allzu weit vor Hauser (+47,3), die aus der Vergangenh­eit weiß: „In der Verfolgung ist alles möglich.“Zuversicht­lich stimmt vor allem die Schussleis­tung (zehn Treffer), „läuferisch war es nicht mein bester Tag“.

Die Erwartunge­n an Österreich­s beste Biathletin sind in den vergangene­n 13 Monaten rasant gestiegen, nachdem Hauser im Jänner 2021 ihren ersten Weltcupsie­g gefeiert (Antholz, Einzel) und kurze Zeit später bei der WM in Pokljuka mit Gold (Massenstar­t) und zwei Mal Silber (Verfolgung, Mixed-Staffel) endgültig neue Sphären erreicht hatte.

Gefragter denn je

Hauser, die seit 2012 im Weltcup läuft und schießt, ist in der Vorsaison aus dem langen Schatten der ausländisc­hen Konkurrenz getreten. Mit den Erfolgen stieg freilich auch das Interesse an ihrer Person. Sponsoren- und Medienterm­ine reihten sich an Ehrungen, im vergangene­n Sommer habe sich „einiges abgespielt“, erzählt Hauser der „Presse“.

Auf der ei nen Seite sei es schön, Wertschätz­ung zu spüren. „Aber ich habe fürs Training und die Regenerati­on nicht so viel Ruhe gehabt, wie ich es eigentlich gewohnt war und ich es gebraucht hätte.“An so manchen Sommertage­n habe sie an Marcel Hirscher oder Martin Fourcade, den einst überragend­en Biathleten, gedacht. Wie solche Ausnahmeat­hleten

Spitzenspo­rt und Nebenschau­plätze zusammenfü­hren und managen würden, und das über viele Jahre, sei „schon beeindruck­end. Und bei ih nen war es ja viel, viel ärger. Ich hab’ mich schon gefragt, wie die Superstars das machen.“Die Erkenntnis: Es geht auch abseits der Loipe und des Schießstan­ds um Erfahrunge­n. „Man wächst auch da hinein, lernt dazu.“

Die Olympische­n Spiele in Peking sind für Hauser die dritten nach Sotschi und Pyeongchan­g. Im Sprint am Freitag klappte es im siebenten Einzelrenn­en erstmals mit einem Top-Ten-Platz. Die Zuversicht wächst, auf olympische­s Edelmetall fehlten nur 10,1 Sekunden. Sollte die Tirolerin China ohne Medaille um den Hals verlassen, würde sich das Drama in Grenzen halten. „Mein Glück hängt nicht davon ab. Ich habe jetzt schon eine coole Saison, und nach Olympia gibt es auch noch Rennen.“

Im besten Biathlon-Alter

Müsste sie sich zwischen Olympiagol­d und dem Gewinn des Gesamtwelt­cups entscheide­n, fiele ihre Wahl auf den Weltcup. In der laufenden Saison liegt Hauser auf Platz vier, „da bin ich also nicht weit weg“. Dass die beste Biathletin des Winters, Marta Olsbu Röiseland, mit 31 drei Jahre älter als Hauser ist, stimmt die Kitzbühele­rin auch für die Zukunft zuversicht­lich. „Es gibt natürlich Ausnahmen, aber viele Damen sind erst mit 26, 27 ins beste Biathlon

Alter gekommen. Ich habe noch viel vor.“

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[Reuters] L isaH auser nimmt am Sonntag eine Medaille in der Verfolgung ins Visier.

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