Mercedes-Benz überrascht positiv
Nach der Abspaltung von Daimler Truck konzentriert sich das Unternehmen stärker auf Rentabilität als auf Absatz.
München/Stuttgart. Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz (so heißt Daimler seit Kurzem wieder) hat im vergangenen Jahr im operativen Geschäft mehr verdient als ursprünglich angenommen. Der bereinigte Betriebsgewinn (Ebit) bei Mercedes-Benz Cars & Vans verbesserte sich 2021 auf 14 Milliarden Euro, wie das Unternehmen auf Basis vorläufiger Zahlen am Freitag mitteilte. Die Umsatzrendite liege bei 12,7 Prozent und damit über der selbst gesteckten Spanne von zehn bis zwölf Prozent.
Mercedes-Benz sprach von einer „soliden Nettopreisgestaltung, einem guten Produktmix und einer günstigen Gebrauchtwagenperformance“, während es anhaltende Engpässe bei der Versorgung mit Halbleitern gegeben habe. „Unser gutes Ergebnis ist das Resultat von stark gefragten Produkten sowie dem Fokus auf profitables Wachstum und Kostendisziplin“, sagte Mercedes-Benz-Chef Ola Källenius.
Daimler hat im vergangenen Jahr die Lkw-Sparte abgespalten; Daimler Trucks ist seit diesem Freitag im Nebenwerteindex MDAX notiert. Der Barmittelzufluss des Konzerns, zu dem bis Anfang Dezember das Auto- und das Lkw-Geschäft gehörten, habe 2021 bei rund 8,5 Mrd. Euro gelegen – ebenfalls etwas besser als erwartet. Konzernzahlen zu Gewinn und Umsatz liegen noch nicht vor, sie werden zur Bilanzpressekonferenz am 24. Februar erwartet. Die Abspaltung des Lkw-Geschäfts dürfte aber positive Auswirkungen auf den Betriebsgewinn haben; MercedesBenz bezifferte den Effekt auf neun bis zehn Mrd. Euro.
An der Börse wurden die Zahlen mit einem Kursplus aufgenommen: Die Mercedes-Aktien stiegen um zeitweise bis zu drei Prozent an. Beim Absatz machte sich die Chipkrise bemerkbar, sie kostete den Konzern die Krone der weltweit führenden Premiummarke. Mit 2,05 Millionen Fahrzeugen verkaufte Mercedes-Benz um fünf Prozent weniger Autos mit dem Stern als im coronabedingt schwachen Vorjahr. Källenius ist aus dem Wettbewerb um die Absatzkrone, die ein zentrales Ziel seines Vorgängers Dieter Zetsche war, ausgestiegen. Denn der erste Platz konnte nur dank hoher Verkaufszahlen von weniger rentablen Kompaktwagen errungen werden. Källenius hat den Investoren Renditen über zehn Prozent versprochen und will dafür stärker auf das Luxussegment setzen.
Unter den Folgen des Chipmangels leidet auch Volkswagen: Der Wolfsburger Konzern verkaufte im Jänner 699.500 Fahrzeuge, das sind 15,2 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Deutlich abwärts ging es vor allem in Mitteleuropa, Südamerika und China. Zuletzt kündigte VW an, wegen des Chipmangels und der dramatisch schwachen Auslastung des Wolfsburger Stammwerks ab Ostern fast alle Nachtschichten dort zu streichen.
Volvo enttäuscht
Auch der schwedische Autobauer Volvo Cars präsentierte Zahlen, doch diese kamen weniger gut an. Die weltweiten Lieferprobleme haben den Gewinn des schwedischen Autoherstellers nach unten gedrückt. Der operative Gewinn der Tochter des chinesischen Geely-Konzerns fiel im vierten Quartal auf 3,7 Milliarden schwedische Kronen (348,10 Millionen Euro) von 4,9 Milliarden im Vorjahr. Von Refinitiv befragte Analysten hatten mit 4,8 Milliarden Kronen gerechnet. Die Nachfrage nach seinen Autos sei weiter hoch geblieben, die Probleme in den Lieferketten dürften allerdings noch anhalten, teilte Volvo Cars, der im Oktober an die Börse gegangen war, mit.
(DPA–AFX/Reuters)