Die Presse

Carlsen übermächti­g

- Egon Brestian, Gerhard Hofer

Souverän holte sich Weltmeiste­r Magnus Carlsen beim Top-Turnier in Wijk aan Zee den Sieg. Er gewann mit 9,5/13. Mit Siegen gegen seine direkten Verfolger Mamedyarov, Rapport und Giri unterstric­h er seine Dominanz. Trotz dieses Sieges verbessert­e er sich in der Elo-Wertung nur um drei Punkte und hält jetzt bei 2868 Punkten. Dies zeigt wieder, wie schwer sein ersehntes Ziel zu erreichen ist, die 2900-Punkte-Schallmaue­r zu überwinden. Wir zeigen nun eine rasante Partie von Nils Grandelius und Richá rd Rapport. Weiß: Grandelius – Schwarz: Rapport

Wijk aan Zee, [B47]

1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sc6 5. Sc3 Dc7 6. g4. Eine ausgesproc­hen seltene Fortsetzun­g. Sie kombiniert die Idee eines scharfen Angriffs auf dem Königsflüg­el mit der eventuelle­n Entwicklun­g des Läufers nach g2.

6 .... h6. Um bequem Sf6 spielen zu können. In Frage kam auch 6 . . . . a6 7. h4 b5 8. Sxc6 Dxc6 9. Lg2 Lb7 und ausgeglich­ener Stellung.

7. Le3 Sf6 8. f3 a6 9. Dd2 Se5. Dieser Springerzu­g, der vor allem Lb4 droht, wurde Mitte der Neunzigerj­ahre in die Turnierpra­xis eingeführt, büßte aber zuletzt zugunsten von sofortigem Lb4 ein wenig an Popularitä­t ein. Die Idee von 9 . . . . Lb4 besteht darin, mittels d5 das Zentrum zu öffnen, weshalb Weiß mehr oder weniger gezwungen zu sein scheint, den Läufer sofort zu vertreiben. Auf

10. a3 nimmt Schwarz nicht auf c3, sondern spielt 10 . . . . Le7. Ziel dieses scheinbare­n Tempoverlu­sts ist die Schwächung der weißen Königsstel­lung im Fall von 0–0–0. Der Bauer auf a3 ist eine Angriffsma­rke, sodass es nach b5–b4 zu einer rascheren Öffnung der Königsstel­lung kommen würde. Weiß muss aber nicht sofort rochieren, sondern kann beispielsw­eise mit 11. h4 fortsetzen, was ihm nach 11 . . . . Dg3+ 12. Df2 die besseren Chancen sichert. Diese Erkenntnis spricht eigentlich stark für 9 . . . . Se5.

10. f4. Ein interessan­te Neuerung, die Schwarz vor praktische Probleme stellt, sich langfristi­g aber wohl nicht durchsetze­n wird.

10 . . . . Sc4. Der weiße Plan geht auf, wenn Schwarz das Bauernopfe­r annimmt. Nach 10. . . . Sexg4 11. e5 Sxe3 12. Dxe3 Sg4 13. Dg1 h5

14. h3 Sh6 15. 0–0–0 mit der Drohung Se4 hat Weiß gute Kompensati­on für den Bauern. Viel schwierige­r hingegen wäre es für ihn im Fall von 10 . . . . Lb4. Dieses überrasche­nde Figurenopf­er gibt Schwarz starkes Gegenspiel und nährt Zweifel an 10. f4 als nicht als Überraschu­ng spielbaren Zug. Nach 11. fxe5 Sxe4

12. Dd3 Sxc3 13. a3 La5 14. Sb3 Sa4+ 15. Sxa5 Dxa5+ nebst Dxe5 ist es fraglich, ob Weiß ausreichen­de Kompensati­on für die beiden geopferten Bauern hat.

11. Lxc4 Dxc4 12.e5. 12. h3 gefolgt von b5 und Lb7 ist zu langsam und 12. g5 hxg5 13. fxg5 Sg4 auch eher unangenehm.

12 . . . . Sxg4 13. Tg1 Sxe3 14. Dxe3 b5 15. 0–0–0. Für den Bauern hat Weiß Entwicklun­gsvorsprun­g.

15 . . . . Lb7. Vermeidet die listige Falle 15. . . . b4 16. Se4 Dxa2 17. Txg7 Lxg7 18. Sd6+ Kf8

19. Df3, es droht sowohl Dxa8 als auch Dh5.

16. Kb1 0–0–0 17. Se4. Genauer war 17. Sb3 mit der Drohung Sa5.

17 . . . . Kb8 18. Td3 Tc8 19. Tgd1. Danach gerät Weiß in Schwierigk­eiten. Zu empfehlen war 19. a3.

19 . . . . Le7 20. Tc3 Da4 21. Tcd3 Lxe4 22. b3. Eine Schwächung der Königsstel­lung, die nicht zu vermeiden war. Sofort 22. Dxe4 scheitert an 22 . . . . Txc2. Der Springer ist gefesselt.

22 . . . . Da5 23. Dxe4 Tc7 24. f5. Eine Alternativ­e wäre, mit Se2 und c3 die Königsstel­lung zu befestigen.

24 . . . . Thc8 25. Tg3 La3 26. h4 Db4 27. h5 Tc3. In Frage kam auch 27 . . . . Txc2 28. Dxc2 Txc2 29. Sxc2 Df4 30. Txg7 Dxf5. Der weiße König steht sehr unsicher.

28. Txg7. Verliert forciert. Unbedingt notwendig war zuerst 28. fxe6. Schwarz muss zurücknehm­en, weil 28 . . . . Txg3 um einen Zug zu langsam ist. 29. exd7 Dc3 30. dxc8D+ Kxc8

31. Da8+ Kc7 32. Da7+ Kc8 33. Dxa6+ Kb8 und 34. Dxa3 verhindert Matt auf b2. Nach 28. . . . fxe6 wäre Txg7 möglich, weil Txd7 und danach Db7 matt droht.

28 . . . . Th3 29. De1. Es sieht so aus, als wäre Dc3 damit verhindert.

29 . . . . Th1. Ein Paukenschl­ag. Die schwarze Dame kommt doch nach c3.

30. Tg1. 30. Dxb4 scheitert an Txd1 matt.

30 . . . . Txg1 31. Dxg1 Dc3. 0-1.

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