Die Presse

Glockenläu­ten zwischen City und Gletscher

Tirol. Einige Urlauber in Innsbruck gehen vormittags am Gletscher Skifahren und am Nachmittag ins Museum. Oder umgekehrt.

- VON BRIGITTE BONDER

Wieder ein großer Tag für Peter Grassmayr: Mit geübten Handgriffe­n hakt der Glockengie­ßer die Schlaufe des Hallenkran­s in eine hellgraue Kirchenglo­cke und schlägt das 1800 Kilogramm schwere Werk sanft am unteren Rand an. Ein langer, tiefer Ton erklingt im Herzen des Innsbrucke­r Traditions­unternehme­ns und lockt einige Besucher aus dem zugehörige­n Museum in die große Halle. „In einer Glocke versteckt sich ein ganzer Wasserfall an Tönen“, erzählt Grassmayr seinen Gästen. „Der Schlagton, den wir vom Kirchturm hören, ist dann eine Mischung aus unterschie­dlichen Frequenzen.“

Barocke Handschrif­t

Die Familie Grassmayr kennt sich mit Glocken aus, denn die Tiroler Gießerei besteht bereits seit 1599 und wird mittlerwei­le in der 14. Generation geführt. In über 100 Ländern läuten Grassmayr-Glocken heute, sogar der Dalai Lama hat eine bekommen.

Ein guter Ausgangspu­nkt für einen Spaziergan­g durch die historisch­e Altstadt ist die Touristinf­ormation in der Burggasse. „Wir befinden uns hier in den ehemaligen Stallungen am Stadtgrabe­n“, erzählt die Mutter von Peter Grassmayr. Sie heiratete vor vielen Jahren den damaligen Glockengie­ßer, studierte Geschichte und zeigt seit mehr als 35 Jahren interessie­rten Besuchern ihre Stadt. „Der Graben wurde allerdings anlässlich der Hochzeit von Maximilian I. zugeschütt­et, schließlic­h sollte das Fest nicht durch den Geruch gestört werden.“Die Werke des Kaisers prägen das Innsbrucke­r Zentrum. So ließ er 1500 das Goldene Dachl

mit 2657 feuervergo­ldeten Schindeln errichten und zeigte damit allen den Reichtum der Stadt.

Wenige Meter weiter lohnt die Kaiserlich­e Hofkirche einen Besuch. Hier steuert Grassmayr den großen Saal mit 28 lebensgroß­en Bronzefigu­ren an. „Maximilian wollte im Tod seine Liebsten um sich haben und ließ die kostspieli­gen Begleiter extra anfertigen“, verrät sie. „Die Errichtung dauerte nach seinem Ableben jedoch noch drei Jahrzehnte und außerdem ist der Sarkophag in der Mitte leer.“Maximilian ließ sich nämlich lieber in Wiener Neustadt begraben.

Vorbei an Hofburg und Stadtturm geht es zum Abschluss der Tour in die Maria-Theresien-Straße mit ihren prunkvolle­n Barockbaut­en. Wo vor über 700 Jahren gerade einmal ein paar Bauernhäus­er standen, befinden sich jetzt viele Geschäfte und Lokale.

Gletschers­ki mit drei Hauben

Eine andere beliebte Ansicht ist die bunte Häuserzeil­e am Inn, über der sich die teilweise schneebede­ckte Nordkette erhebt. „Wir Innsbrucke­r sind mit dem Skifahren aufgewachs­en“, blickt Harald Froidl zurück, der an diesem Tag den Hop-on Hop-off Bus zur berühmten Bergisel-Schanze hoch über der Sport- und Olympiasta­dt lenkt. „Nach der Schule ging’s direkt auf die Piste. Heute noch nehmen die Studenten ihre Ski mit in die Vorlesung.“Auch Elisabeth Grassmayr ist mit über 80 noch sportlich unterwegs und hat in der vergangene­n Wintersais­on 60 Skitouren absolviert. „Bei guten Schneeverh­ältnissen kann ich dann bis zu meinem Haus am Stadtrand abfahren.“

Schneesich­erheit von Oktober bis Anfang Juni garantiert hingegen der Stubaier Gletscher, dessen Talstation nur 45 Autominute­n entfernt ist – Österreich­s größtes Gletschers­kigebiet mit 35 Abfahrten, dazu ein Dutzend Varianten abseits der Piste und einen Snowpark. Bequem geht es am Ende des Stubaitals mit der Eisgratbah­n hinauf, mit der Eisjochbah­n ist die Schaufelsp­itze rasch erreicht. Hier lohnt sich ein Aufstieg auf die Aussichtsp­lattform (Top of Tyrol) in 3210 Metern. Hier blickt man auf die gesamten Stubaier Alpen bis zu den Dolomiten. Sportlich geht’s die Nummer 1 hinunter zu den Eisgrat-Restaurant­s, zu denen das höchste Drei- Hauben-Restaurant der Welt und eine Pasta-Manufaktur mit Schauküche zählt.

Schnell lassen sich hier die Sphären wechseln – erst City, dann Gletscher. Die „Ski plus City Karte“gilt für viele Sehenswürd­igkeiten und Kulturange­bote in Innsbruck sowie für 13 Skigebiete, darunter der Stubaier Gletscher. Auch die Glockengie­ßerei ist im Pass enthalten. Und dadurch erfahren die Besucher schließlic­h, dass die neuen Grassmayr-Glocken in der Jesuitenki­rche nahe der Kaiserlich­en Hofkirche erklingen.

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[ Tirol Werbung/Wytinck Ruth ] Seit 1599 im Geschäft: die Glockengie­ßerei Grassmayr in Innsbruck.
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[ Tirol Werbung/Sailer Gregor ] Am Stubaier Gletscher.

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