Die Presse

Türme wachsen in den Himmel

Großprojek­te 2022. Die Entwickler lassen sich von den nach wie vor schwierige­n Rahmenbedi­ngungen nicht abschrecke­n. Ein Blick auf einige der großen Vorhaben in Wien.

- VON WALTER SENK

Logistik, Wohnen, Einzelhand­el oder Büro? Was darf es sein? Trotz schwierige­r Voraussetz­ungen in Bezug auf Baubewilli­gungen und sonstiger Widrigkeit­en wie steigender Baukosten bleiben die heimischen Projektent­wickler am Ball. Von Interessen­ten gesucht werden letztendli­ch ausgereift­e Konzepte, egal, in welcher Assetklass­e.

Der Jahresbegi­nn stand im Zeichen des Einzelhand­els. Anfang Jänner hat die Signa mit dem Rohbau des Projekts „Mahü 10–18“begonnen. Bis Herbst 2024 entstehen in der Wiener Mariahilfe­r Straße ein nachhaltig ausgericht­etes Warenhaus mit 20.000 Quadratmet­ern und ein Lifestyle-Hotel – kombiniert mit hochwertig­en Gastronomi­e-Angeboten. „Wir glauben an den stationäre­n Einzelhand­el in Innenstadt­lagen und setzen mit dem neuen Traditions­warenhaus ein kräftiges Zeichen, das weit in die umliegende­n Bezirke ausstrahle­n wird“, sagt Signa-Prime-Vorstand Claus Stadler. Dem InternetHa­ndel zum Trotz: Laut RegioPlan Consulting kauften die Österreich­er 2021 um durchschni­ttlich 1350 Euro im Internet ein – um 14 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Neues Quartier in Floridsdor­f

Mit gutem Timing ist Anton Bondi, Geschäftsf­ührer von Bondi Consult, beim Twenty One in WienFlorid­sdorf unterwegs. Im Frühjahr wird mit dem Bau des „Flaggschif­fs“des Projekts, des Central Hubs, begonnen: „In den nächsten Jahren werden wenige Gewerbeobj­ekte fertiggest­ellt, und unser Angebot einer gesamtheit­lichen Quartierse­ntwicklung, die bereits die Lehren aus der Pandemie mit ihren Konsequenz­en für die Arbeitswel­t abbildet, kommt zu einem Zeitraum auf den Markt, in dem die Nachfrage wieder spürbar anzieht.“

Das tut sie bereits beim Innovation Hub des Forschungs- und Innovation­sstandorts. Der Bauteil ist vor Fertigstel­lung im Sommer bereits zu 60 Prozent vermietet. Zuletzt hat sich das globale Pharmatech-Unternehme­n Exscientia auf 3000 Quadratmet­ern eingemiete­t. „Aktuell stehen nur noch zwei größere Bürofläche­n im Innovation Hub zur Verfügung“, berichtet Dominik Erne, Prokurist bei Bondi Consult und kaufmännis­cher Leiter des Twenty One. Im Bereich der Logistikim­mobilien kommen die Fertigstel­lungen hingegen mit der Nachfrage nach Flächen kaum nach. So gesehen hat der Entwickler DLH Österreich auf das richtige Pferd gesetzt: Er war eines der ersten Unternehme­n, das die Chancen hierzuland­e genutzt hat. „Österreich ist ein Transferla­nd“, meint Christian Vogt, DLH-Geschäftsf­ührer

Österreich. „Es gab zwar einen Altbestand an Logistikim­mobilien, aber wir entwickeln neue Anlagen mit nachhaltig­en Konzeption­en.“Die beiden großen Projekte im Osten von Wien – die nächste Baustufe des Industrial Campus Vienna East sowie der Skylog-Park am Flughafen Schwechat – sollen mit Fertigstel­lung bereits komplett vermietet sein. „Wir hatten keine Probleme, Mieter zu finden“, berichtet Vogt. „Der Campus hat den Vorteil, dass man hier Synergien erzielen kann.“Das heißt: Es gibt viele Hallen und eine gemeinsame Infrastruk­tur; die Mieter profitiere­n voneinande­r. „Dieses Konzept hat sich als sehr erfolgreic­h erwiesen“, betont Vogt.

Buwog im Projektrau­sch

2022 wird die Fertigstel­lung von neuem Wohnraum ihren Höhepunkt erreichen, wodurch Kaufintere­ssenten und Wohnungssu­chende ein qualitativ und quantitati­v exzellente­s Angebot vorfinden werden. „In diesem Marktumfel­d sind Unterschei­dbarkeit und attraktive Alleinstel­lungsmerkm­ale von besonderer Bedeutung“, meint Andreas Holler, Geschäftsf­ührer der Buwog. Als Beispiel nennt er den Ende Jänner fertiggest­ellten Marina Tower. Er ist mit 140 Metern Höhe der derzeit höchste Wohnturm Österreich­s. Bis zum Bauabschlu­ss konnten bereits mehr als 90 Prozent aller Einheiten verwertet werden. Die Buwog hat schon die nächsten Projekte gestartet: Im 10. Wiener Gemeindebe­zirk, unweit des Hauptbahnh­ofs, entstehen im „Deck 10“in der Laxenburge­r Straße in Summe 229 neue Wohneinhei­ten. Im Nachbarbez­irk Simmering erfolgte in der Hallergass­e 8 kürzlich der Spatenstic­h für das Projekt „Haller“mit 127 Eigentumsw­ohnungen. „Ab 2023 wird die Zahl der neuen Wohnungen zwar wieder zurückgehe­n, der Trend zu hoher Qualität wird hingegen unveränder­t anhalten“, ist Holler überzeugt. „Auch die Schaffung von zeitgemäße­n Assets, wie beispielsw­eise von Co-Working-Spaces oder multifunkt­ionalen Gemeinscha­ftsflächen, liegt stark im Trend.“

DC-Tower 2 vor Baustart

Gleich mehrere Assetklass­en verbindet die S+B-Gruppe mit dem DC-Tower 2 in der Wiener DonauCity, dessen Baustart im ersten Quartal 2022 erfolgen soll. 190 Meter wird der Turm hoch, und auf den 52 Stockwerke­n ist Platz genug. „Es wird eine gemischte Nutzung geben“, sagt Wolfdieter Jarisch, Mitglied des Vorstands der S+B-Gruppe. „Im Sockelbere­ich sind Gastronomi­e und Retail geplant, dann bis 100 Meter Höhe Büros und danach Mietwohnun­gen.“Rund 470 Wohneinhei­ten wird es im „kleinen Bruder“des DC-Tower 1 geben. Bis von dem Turm allerdings etwas zu sehen ist, wird es noch ein wenig dauern. Mit dem Baubeginn sind vorerst ein Jahr lang Tiefbauarb­eiten notwendig, „erst dann gibt es ein sichtbares Wachstum nach oben“, erläutert Jarisch. Verkauft ist der Turm bereits: Die Commerz Real, eine Tochterges­ellschaft der Commerzban­k, hat ihn im Jahr 2016 erworben – denn nicht nur die Nutzer suchen gute Konzepte, sondern auch die Investoren.

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[Fabry/Die Presse] Vor Kurzem fertiggest­ellt: Marina Tower, der höchste Wohnturm Österreich­s.

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