Jung und Immobilienbesitzer
Eine Möglichkeit zur Geldanlage sind Immobilien. Aber wie können sich das junge Menschen, die in ihren Berufsanfängen stecken, leisten?
Wien. Egal ob man direkt nach der Schule mit Anfang zwanzig oder nach einem erfolgreichen Studium in das Berufsleben einsteigt. Irgendwann kommt der Punkt im Leben
jedes jungen Menschen, an dem man sich an das regelmäßige Einkommen gewöhnt hat und sich fragt, wie man das nun anlegt. Denn Vorsorge ist gerade in aller Munde, das Sparbuch allein wird nicht mehr dafür ausreichen.
Von Regierungsseite wird das Investieren in Aktien und Fonds erleichtert, Erfolgsgeschichten von Kryptoinvestments und NFTs häufen sich. Aber dafür braucht es auch ein wenig Glück. Wie sollen Berufsanfänger also auch mit wenig Startkapital etwas aufbauen? Immobilien drängen sich als Antwort auf, das Betongold wird noch einige Zeit seinen Wert behalten und im besten Fall vermehren. Was aber sollte man nun beachten, wenn man als Berufsanfänger schon darüber nachdenkt, eine Eigentumswohnung zu kaufen? Und machen die Banken ein solches Geschäft überhaupt mit?
„Durchaus“, bestätigt Rudolf Königshofer, Generaldirektor der Raiffeisen Burgenland. Das Interesse von jungen Menschen, sich eigene Immobilien zu finanzieren, wachse stetig, bestätigt er gegenüber der „Presse“. Das habe vor allem auch mit der derzeitigen niedrigen Zinspolitik zu tun. Dadurch könne es sich fast jeder leisten.
Grundsätzlich empfiehlt das Geldinstitut einen Eigenmittelanteil von 20 Prozent, aber man ist flexibel. Wenn es Sinn ergebe, könne das auch weniger sein, und auch die Dauer der Laufzeit kann speziell bei jungen Kunden ausgereizt werden.
Zuletzt hatte die Finanzmarktaufsicht kritisiert, dass mittlerweile sechs von zehn Kredite in Österreich nicht die 20-ProzentGrenze an Eigenmitteln aufweisen. Es scheint, als würde die Leistbarkeit der monatlichen Rate höher gewichtet werden.
Begehrte Quadratmeter
Zwei-Zimmer-Wohnungen zwischen 50 und 70 Quadratmetern – diese Immobilien werden Remax-Austria-Geschäftsführer Bernhard Reikersdorfer förmlich aus der Hand gerissen. Einerseits zum Eigengebrauch, aber unter seinen Kunden befinden sich immer wieder junge Menschen, die die Immobilien zur Vorsorge kaufen und sich die Kreditraten durch die Vermietung finanzieren.
Bei dieser Vorgehensweise rät Reikersdorfer, auf einige Punkte zu achten, wie beispielsweise, die Lage der Wohnungen nicht aufgrund des Preises bestimmen zu lassen.
„Es ist grundsätzlich besser, wenn man die Lage persönlich kennt und sie selbst einschätzen kann. Aber gerade in Städten mit Universitäten wird man fast immer die Möglichkeit zur Vermietung und kaum Leerstände haben“, sagt er gegenüber der „Presse“. Die Preisgestaltung von Immobilien orientiert sich in Österreich nämlich durchaus an der Lage – und die Unterschiede können teilweise erheblich ausfallen.
Auch wenn die Mietpreise laut Reikersdorfer in ganz Österreich angestiegen sind, ist mit dem Immopreisatlas der Raiffeisenbank ersichtlich, dass Innsbruck mit 16,68 Euro pro Quadratmeter die teuerste Gegend darstellt, gefolgt von Salzburg, Bregenz und Teilen Wiens. In St. Pölten wiederum bekommt man schon um einen verhältnismäßig schmalen Taler Wohnraum: Pro Quadratmeter sind das 9,52 Euro.
Um sich nicht von ungeplanten Sanierungskosten überraschen lassen zu müssen, solle man sich vor jedem Kauf ein Protokoll der letzten Eigentümerversammlung geben lassen, empfiehlt Reikersdorfer. Und hat gleich noch einen weiteren Tipp in der Hinterhand: Man kann sich bei fast allen Maklern auf Interessentenlisten vormerken lassen. Bei Remax schafft es zwar so gut wie jede Wohnung in den freien Verkauf, vorgemerkte Interessenten erhalten die Angebote aber schon 24 Stunden früher und können daher auch schneller reagieren.
Eine wesentliche Veränderung hat Reikersdorfer durch Corona festgestellt: „Die größte Veränderung durch die Pandemie ist, dass Käufer viel mehr Wert auf eine Freifläche legen. Terrassen waren zuvor nicht so wichtig, wie sie es jetzt sind.“Auch die grundsätzliche Nachfrage habe sich seit Corona verstärkt, auch wenn sie schon zuvor sehr gut war.
Die Onlineseite Immoscout24 hat ebenfalls für das Jahr 2021 eine Studie über die meistgefragten Wohnungen in Österreich erstellen lassen. Markus Dejmek, ÖsterreichGeschäftsführer von ImmoScout24, sagt: „Zwei Zimmer, Küche, Bad. Das ist es, was gesucht wird. Für diesen Wohnungsklassiker trifft eine enorme Nachfrage auf viel zu wenig Angebot in den österreichischen Städten. Besonders im Westen müssen sich die Suchenden auf weniger Platz und höhere Mietpreise einstellen.“