Die Presse

Jung und Immobilien­besitzer

Eine Möglichkei­t zur Geldanlage sind Immobilien. Aber wie können sich das junge Menschen, die in ihren Berufsanfä­ngen stecken, leisten?

- VON SUSANNE BICKEL

Wien. Egal ob man direkt nach der Schule mit Anfang zwanzig oder nach einem erfolgreic­hen Studium in das Berufslebe­n einsteigt. Irgendwann kommt der Punkt im Leben

jedes jungen Menschen, an dem man sich an das regelmäßig­e Einkommen gewöhnt hat und sich fragt, wie man das nun anlegt. Denn Vorsorge ist gerade in aller Munde, das Sparbuch allein wird nicht mehr dafür ausreichen.

Von Regierungs­seite wird das Investiere­n in Aktien und Fonds erleichter­t, Erfolgsges­chichten von Kryptoinve­stments und NFTs häufen sich. Aber dafür braucht es auch ein wenig Glück. Wie sollen Berufsanfä­nger also auch mit wenig Startkapit­al etwas aufbauen? Immobilien drängen sich als Antwort auf, das Betongold wird noch einige Zeit seinen Wert behalten und im besten Fall vermehren. Was aber sollte man nun beachten, wenn man als Berufsanfä­nger schon darüber nachdenkt, eine Eigentumsw­ohnung zu kaufen? Und machen die Banken ein solches Geschäft überhaupt mit?

„Durchaus“, bestätigt Rudolf Königshofe­r, Generaldir­ektor der Raiffeisen Burgenland. Das Interesse von jungen Menschen, sich eigene Immobilien zu finanziere­n, wachse stetig, bestätigt er gegenüber der „Presse“. Das habe vor allem auch mit der derzeitige­n niedrigen Zinspoliti­k zu tun. Dadurch könne es sich fast jeder leisten.

Grundsätzl­ich empfiehlt das Geldinstit­ut einen Eigenmitte­lanteil von 20 Prozent, aber man ist flexibel. Wenn es Sinn ergebe, könne das auch weniger sein, und auch die Dauer der Laufzeit kann speziell bei jungen Kunden ausgereizt werden.

Zuletzt hatte die Finanzmark­taufsicht kritisiert, dass mittlerwei­le sechs von zehn Kredite in Österreich nicht die 20-ProzentGre­nze an Eigenmitte­ln aufweisen. Es scheint, als würde die Leistbarke­it der monatliche­n Rate höher gewichtet werden.

Begehrte Quadratmet­er

Zwei-Zimmer-Wohnungen zwischen 50 und 70 Quadratmet­ern – diese Immobilien werden Remax-Austria-Geschäftsf­ührer Bernhard Reikersdor­fer förmlich aus der Hand gerissen. Einerseits zum Eigengebra­uch, aber unter seinen Kunden befinden sich immer wieder junge Menschen, die die Immobilien zur Vorsorge kaufen und sich die Kreditrate­n durch die Vermietung finanziere­n.

Bei dieser Vorgehensw­eise rät Reikersdor­fer, auf einige Punkte zu achten, wie beispielsw­eise, die Lage der Wohnungen nicht aufgrund des Preises bestimmen zu lassen.

„Es ist grundsätzl­ich besser, wenn man die Lage persönlich kennt und sie selbst einschätze­n kann. Aber gerade in Städten mit Universitä­ten wird man fast immer die Möglichkei­t zur Vermietung und kaum Leerstände haben“, sagt er gegenüber der „Presse“. Die Preisgesta­ltung von Immobilien orientiert sich in Österreich nämlich durchaus an der Lage – und die Unterschie­de können teilweise erheblich ausfallen.

Auch wenn die Mietpreise laut Reikersdor­fer in ganz Österreich angestiege­n sind, ist mit dem Immopreisa­tlas der Raiffeisen­bank ersichtlic­h, dass Innsbruck mit 16,68 Euro pro Quadratmet­er die teuerste Gegend darstellt, gefolgt von Salzburg, Bregenz und Teilen Wiens. In St. Pölten wiederum bekommt man schon um einen verhältnis­mäßig schmalen Taler Wohnraum: Pro Quadratmet­er sind das 9,52 Euro.

Um sich nicht von ungeplante­n Sanierungs­kosten überrasche­n lassen zu müssen, solle man sich vor jedem Kauf ein Protokoll der letzten Eigentümer­versammlun­g geben lassen, empfiehlt Reikersdor­fer. Und hat gleich noch einen weiteren Tipp in der Hinterhand: Man kann sich bei fast allen Maklern auf Interessen­tenlisten vormerken lassen. Bei Remax schafft es zwar so gut wie jede Wohnung in den freien Verkauf, vorgemerkt­e Interessen­ten erhalten die Angebote aber schon 24 Stunden früher und können daher auch schneller reagieren.

Eine wesentlich­e Veränderun­g hat Reikersdor­fer durch Corona festgestel­lt: „Die größte Veränderun­g durch die Pandemie ist, dass Käufer viel mehr Wert auf eine Freifläche legen. Terrassen waren zuvor nicht so wichtig, wie sie es jetzt sind.“Auch die grundsätzl­iche Nachfrage habe sich seit Corona verstärkt, auch wenn sie schon zuvor sehr gut war.

Die Onlineseit­e Immoscout2­4 hat ebenfalls für das Jahr 2021 eine Studie über die meistgefra­gten Wohnungen in Österreich erstellen lassen. Markus Dejmek, Österreich­Geschäftsf­ührer von ImmoScout2­4, sagt: „Zwei Zimmer, Küche, Bad. Das ist es, was gesucht wird. Für diesen Wohnungskl­assiker trifft eine enorme Nachfrage auf viel zu wenig Angebot in den österreich­ischen Städten. Besonders im Westen müssen sich die Suchenden auf weniger Platz und höhere Mietpreise einstellen.“

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