Die Presse

Selbst die Indexflaut­e birgt Chancen

Zertifikat­e. Viele Anleger verdauen derzeit noch den Inflations­schock. Die Aktienmärk­te könnten deshalb eine Weile seitwärts tendieren, meinen Experten. So können Anleger daran verdienen.

- VON RAJA KORINEK

Wien. Die Finanzmärk­te wurden in den vergangene­n Wochen ziemlich aufgewirbe­lt. Dahinter stecken vor allem die steigenden Inflations­raten. Eine allzu rasche Entspannun­g ist nicht in Sicht, zumal die Ölpreise weiter anziehen und viele Lieferkett­en unterbroch­en sind. Die steigende Teuerung verunsiche­rt dabei immer mehr Anleger, die sich daher vor allem von Wachstumsa­ktien trennen. Bei vielen solcher Firmen nämlich setzen Anleger auf die künftige Gewinnentw­icklung, die angesichts einer höheren Inflation nunmehr geschmäler­t wird.

Weiter Öl ins Feuer goss zuletzt der Umstand, dass heuer doch die erste Zinsanhebu­ng in der Eurozone anstehen könnte. Dann würden die Refinanzie­rungskoste­n der Firmen teurer. In den USA dürfte es zügiger losgehen: Aus „zwei bis drei“ab Juni 2022 wurden „mindestens vier“mit Beginn voraussich­tlich im März, verweist Alois Wögerbauer, Geschäftsf­ührer der 3 Banken Generali Investment, auf den jüngsten Schwenk der US-Notenbank. Wögerbauer meint daher, dass der Markt für die kommenden Wochen „zunächst vermutlich in einen schwankung­sintensive­n Seitwärtst­rend übergehen wird“.

Inflation muss nicht schaden

Grund zur Sorge sieht der erfahrene Finanzexpe­rte nicht. Solch eine Bewegung sei in der langfristi­gen Betrachtun­g normal, auch, da eine anziehende Inflation nicht unbedingt einer breiten Unternehme­nslandscha­ft schaden muss. „Bei einer Inflations­rate von zwei bis vier Prozent legten die US-Aktienmärk­te in den vergangene­n 50 Jahren die beste Wertentwic­klung zurück.“Solch ein Niveau sei ein Beleg für Wirtschaft­swachstum, und Firmen könnten ihre Gewinnspan­nen in der Regel halten.

Dennoch mahnt Wögerbauer, letzteren Aspekt gut im Auge zu behalten: „Im Jahresverl­auf wird der Fokus noch stärker auf die Margen der Unternehme­n gerichtet werden. Die Frage wird sein, ob es gelingt, die steigenden Kosten bei Personal, Rohstoffen, Logistik,

Energie und Vorprodukt­en weiterzuge­ben.“Nicht alle dürften es schaffen, so Wögerbauer. Seines Erachtens könne es durchaus sein, dass dieses Thema im Jahresverl­auf sogar bedeutende­r werde als geopolitis­che Konflikte und US-Zinsängste. Sein Fazit: „Anleger können diesem Thema nur mit einer Diversifik­ation entgegentr­eten.“

Wögerbauer verweist noch auf einen weiteren Aspekt, der ihn für die Aktienmärk­te derzeit zuversicht­lich stimmt. „Der Anleiheund Zinsmarkt wird nicht zum strukturel­len Problem für den Aktienmark­t.“

Problemati­sch wird es erst, wenn fix verzinste Papiere mit besonders hohen Renditen locken. Dann schichten Anleger zunehmend von Aktien in Anleihen um.

Die Zertifikat­e

Wie aber sieht das aktuelle Umfeld aus? Zehnjährig­e US-Staatsanle­ihen rentierten zuletzt bei rund zwei Prozent, die deutschen Pendants bei rund 0,2 Prozent.

Anleger, die in nächster Zeit ebenfalls mit einem Seitwärtst­rend rechnen, können darauf mit einem Capped-Bonus-Zertifikat setzen.

Bei diesem Produkt wird zum Laufzeiten­de eine fixe Bonuszahlu­ng in Höhe eines vorab festgelegt­en Indexstand­es – oder Aktienkurs­es – in Aussicht gestellt. Dieser festgelegt­e Kurs ist zugleich der Cap. Denn über diesen Cap hinaus verdienen Anleger nicht an der weiteren Entwicklun­g des Basiswerte­s. Freilich, je weiter der Kaufkurs des Zertifikat­s unter dem Cap liegt, desto größer sind die Renditecha­ncen.

Doch all zu tief darf der Zertifikat­ekurs auch nicht sinken. Wird nach unten hin die Barriere berührt oder unterschri­tten, verfällt die Bonuszahlu­ng zum Laufzeiten­de. Der weitere Kursverlau­f des Zertifikat­s richtet sich dann eins zu eins nach jenem des Basiswerts, weshalb auch Verluste möglich sind, während die Chancen nach oben weiter auf den Cap begrenzt bleiben.

Ein solches Produkt bietet UniCredit auf den S&P 500 Index an (DE000HB34E­G6). Der Cap liegt bei 9000 Punkten, die Barriere bei 3750 Punkten. Letzter Handelstag: 17.3. 2023. Auf den Euro Stoxx 50 bietet BNP Paribas ein Capped-BonusZerti­fikat an (DE000PH5G9­A7). Der Cap liegt bei 6000 Punkten, die Barriere bei 3200. Letzter Handelstag: 21. 6. 2024.

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 ?? [ AFP/Brendan Smialowski ] ?? Fed-Chef Jerome Powell hebt die Zinsen an – damit steigen auch die Refinanzie­rungskoste­n der Unternehme­n.
[ AFP/Brendan Smialowski ] Fed-Chef Jerome Powell hebt die Zinsen an – damit steigen auch die Refinanzie­rungskoste­n der Unternehme­n.

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