Der grünen Inflation ein Schnippchen schlagen
Auch Privatanleger können vom steigenden CO2Preis profitieren. Und so die grüne Teuerung abfangen.
Wien. Alle wollen mit Bitcoin reich werden. Mit einem Investment also, das in den vergangenen zwölf Monaten – bei extremer Volatilität – genau gar nichts gebracht hat. Und kaum jemand blickt dorthin, wo derzeit wirklich die Musik spielt. Auf den Handel mit CO2Emissionsrechten zum Beispiel. Der Preis, den die zum Emissionshandel verpflichteten Industrieunternehmen für die Emission einer Tonne Kohlendioxid bezahlen müssen, hat sich im Jahresabstand nämlich schlicht fast verdreifacht. Das Schöne daran: Auch Privatanleger können am Anstieg des Emissionspreises eins zu eins mitschneiden.
Das funktioniert so: Die verpflichteten Industriebereiche bekommen eine bestimmte Menge an Emissionsrechten zugeteilt. Wer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre bläst, muss die Erlaubnis dazu in Form von CO2-Emissionsrechten, sogenannten European Carbon Allowances (ECA), von jenen Unternehmen abkaufen, die ihre erlaubte Emissionsmenge unterschreiten. Der Handel wird über Energiebörsen, etwa die EEX in Leipzig, abgewickelt.
Um die Emissionsmenge sukzessive
abzusenken, wird die Menge der umlaufenden Zertifikate künftig Jahr für Jahr um je fünf Prozent reduziert. Eine Verknappung, die Preisdruck nach oben praktisch garantiert.
Der Handel an den Energiebörsen ist natürlich nur institutionellen Anlegern zugänglich. Im vergangenen Jahr sind aber Derivate auf den CO2-Preis, genau genommen auf den ECA-Future, geradezu aus dem Boden geschossen. Kein Wunder, hat sich der Emissionspreis doch zu einer der ertragreichsten und damit interessantesten Assetklassen entwickelt.
Der Derivatehandel steht Privatanlegern selbstverständlich offen. Aber Vorsicht: Viele dieser Produkte sind Optionsscheine mit allen möglichen eingebauten Schikanen – etwa Knock-out-Schwellen –
und Hebeln. Bei einem Produkt wie dem ECA-Future, der in den vergangenen Monaten zwar steil nach oben ging, dabei aber doch relativ volatil war, kann so etwas schnell ins Auge gehen. Zumindest
dann, wenn man nicht Profi ist und den ganzen Tag am PushChart hängt, sondern Investieren als interessante Nebenbeschäftigung auffasst, um die man sich nicht ständig kümmern will. Das
Faktum, dass Hebel auch nach unten wirken, kann sich da sehr schnell als Sprengsatz fürs Depot erweisen.
Es gibt aber auch Produkte, die relativ unproblematisch sind, weil sie dem ECA-Preis einfach eins zu eins nachfahren. Etwa ECA-Rohstoffzertifikate von Société Générale (ISIN DE000CU3RPS9, siehe Grafik) und von Vontobel (ISIN DE000VX10C02) oder der Carbon ETC (Exchange Traded Commodity) von Wisdom Tree (ISIN JE00BP2PWW32).
Natürlich gibt es auch Risken: Der Preis für Emissionszertifikate ist beispielsweise politisch beeinflussbar. Falls Regierungen auf die Idee kommen, ihren Industrien im Falle einer Krise mit mehr Emissionsrechten zur Seite zu springen, ist die für Preisdruck sorgende Knappheit natürlich dahin. Das gilt auch für KonjunkturflautePhasen, die die Nachfrage durch die Schwerindustrie verringern. Und es gibt das Emittentenrisiko: Geht die emittierende Bank pleite, dann ist das Geld – im Gegensatz etwa zu Aktien – futsch. Außerdem müssen Investoren, wie schon erwähnt, unter Umständen erhöhte Volatilität aushalten.
Auf der anderen Seite korrellieren Emissionsrechte nur sehr gering mit anderen Assetklassen, sodass sie eine gute Beimischung zur Stabilisierung des Depots sind. Und vor allem: Man kann damit der grünen Inflation ein Schnippchen schlagen: Je teurer die Emissionsrechte – was sich preistreibend auch in den Konsumentenpreisen niederschlägt –, desto höher die Kompensation durch den Ertrag, den das Zertifikat abwirft.