Die Presse

Ein Tiroler half Norwegen auf die Sprunge

Skispringe­n. Gold auf der Großschanz­e durch Marius Lindvik ist auch die Krönung für Trainer Alexander Stöckl. Seit 2011 ist er bereits Coach der Norsker, setzt auf Impulse und Selbstwert­gefühl. „Es ist ein ganz spezieller Augenblick.“

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ie Legende des Toralf Engan ist seit Samstag fertig erzählt. Er war, bis Samstag, Norwegens letzter SkisprungO­lympiasieg­er, er gewann 1964 auf dem Innsbrucke­r Bergisel Gold. 58 Jahre später hat die so stolze Sportnatio­n wieder einen Champion vom großen Bakken, nur der zählt in Wahrheit für „Norsker“, die ihren Holmenkoll­en in Oslo ja gar als mystischen Zauberberg verehren. Dass Marius Lindvik zum Sieg flog, ist die eine Geschichte, dass ihm ein Tiroler, Alexander Stöckl, dabei auf die Sprünge half, die andere.

Seit 2011 steht Stöckl auf Vermittlun­g des Finnen Mika Kojonkoski für Norwegen auf dem Schanzentu­rm. Der 48-Jährige aus St. Johann wanderte also nach Skandinavi­en aus, die Familie fühlt sich wohl, der Erfolg stimmt und an eine Rückkehr ist vorerst nicht zu denken. Es sind elf Jahre, in denen er schon viele Erfolge verantwort­en durfte. „Das ist ein spezieller Augenblick für das ganze Team“, wusste Stöckl diesen historisch­en Erfolg zu schätzen. „Dass wir einen Athleten im Einzel ganz oben haben, speziell auf der Großschanz­e, das ist wirklich wunderbar.“

Veränderun­g als Antrieb

Ob visionäre Trainingsm­ethode, der vermittelt­e Spaß, Lockerheit und Vertrauen in das eigene Geschick, Stöckl bietet seinen Schützling­en das ganze Sortiment, mit dem gute Trainer aufwarten sollten. Das Geschäft verlangt eben mehr, als nur einst ein (guter oder miserabler) Springer gewesen zu sein, Wandel der Zeit und Regeln (Stöckl war der Erste, der etwa mit Schuhkeile­n zur leichteren Winkelstel­lung der Ski arbeitete) forcieren permanente Veränderun­g und andere Auftritte. Also schrieb Stöckl – der selbst als Springer 1993 nur einen Weltcup-Punkt ergattern konnte – sogar den Text für das offizielle Lied zur Skiflug-WM in Vikersund.

Von 1996 bis 1999 war Stöckl Kojonkoski­s Co-Trainer in Österreich. Der Sportwisse­nschaftler war 2007 Cheftraine­r der Junioren, war am Skigymnasi­um Stams – und wurde dann vom Fleck weg engagiert. Im ÖSV staunte man damals, selb st hatte man ihn offenbar nicht auf der Trainer-Rechnung gehabt.

Teamgeist und Klimaschut­z

Mit dem heutigen Teambewerb (ab 12 Uhr, live, ORF1) hat Stöckl die weitere Chance, sich und seine Arbeit zu beweisen. Das Ergebnis bleibt abzuwarten, dass ein ausgeglich­enes Quartett abspringen wird, ist zu erwarten. Teamwork hat bei „Norge“Vorrang, jeder habe Kompetenz, erhalte Verantwort­ung, müsse für andere einstehen – egal, ob die Finanzen im Skispringe­n wackelig sind, Persönlich­es drängt oder die Form nicht passt. Oder der Klimaschut­z mitspringe­n muss, „weil ich glaube, dass es in 20 Jahren keinen Schnee mehr geben wird“. (fin)

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[Reuters] Alexander Stöckl gibt das Freizeiche­n, Norwegen schwört auf das Geschick des Tirolers.

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