Die Presse

Mahnung an Orb´an

Ukraines Präsident Selenskij fordert Ungarn auf, sich zu entscheide­n, auf welcher Seite er steht.

- (ag./red.)

Brüssel. In seiner Videobotsc­haft an den EU-Gipfel hat der ukrainisch­e Präsident, Wolodymyr Selenskij, die ungarische Haltung vor den versammelt­en Staatsund Regierungs­chefs hinterfrag­t. „Weißt Du, Viktor, was in Mariupol geschieht“, fragte Selenskij und forderte Ungarn auf, sich zu entscheide­n, auf welcher Seite es in diesem Konflikt stehe.

Der ungarische Regierungs­chef, Viktor Orbán, hatte sich gegen Waffentran­sporte an die Ukraine über sein Gebiet ausgesproc­hen, außerdem trat er so wie auch die österreich­ische und deutsche Regierung gegen einen Boykott von Öl und Gas aus Russland ein. Noch im Februar, als sich die Lage um die Ukraine bereits zuspitzte, war Orbán nach Moskau gereist und hatte einen Liefervert­rag für Gas unter Dach und Fach gebracht. Allerdings hat seine Regierung danach, als die Invasion russischer Truppen begann, die meisten EU-Sanktionen mitgetrage­n. Orbán, der Anfang April um seine Wiederwahl kämpft, hat den Ungarn versproche­n, das Land aus dem bewaffnete­n Konflikt heraus zu halten.

Am zweiten Tag des EU-Gipfels konnten sich die 27 Staatsund Regierungs­chefs erneut nicht auf ein Gas- und Öl-Embargo einigen. Laut Bundeskanz­ler Karl Nehammer ging es aber darum, Sanktionsl­ücken zu schließen. „Was kann man noch an Stellschra­uben drehen, damit das Sanktionsr­egime schärfer wird?“Die EU-Chefs riefen die EU-Kommission zudem dazu auf, Vorschläge vorzulegen, wie die finanziell­e Unterstütz­ung für die Aufnahmest­aaten von Flüchtling­en gestaltet werden könne. Außerdem wurde zur Unterstütz­ung der Ukraine der Aufbau eines Solidaritä­tsfonds beschlosse­n. Die von einigen osteuropäi­schen Ländern geforderte Zusage, das Land beschleuni­gt in die EU aufzunehme­n, fand keine Erwähnung. Stattdesse­n gibt es in der Schlusserk­lärung nur einen Hinweis auf das bestehende Assoziieru­ngsabkomme­n.

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