Die Presse

Streit um Garage im Berg

Seit elf Jahren steht die Erweiterun­g der Mönchsberg­garage auf der Agenda der Stadtpolit­ik. Der Baubeginn naht, der Widerstand wächst.

- VON CLAUDIA LAGLER

Salzburg. „Preuner muss weg“stand bis vor ein paar Tagen in grüner Schrift auf einem Plakat am Rande des Krauthügel­s im Salzburger Stadtteil Nonntal. Dort, wo in den nächsten Wochen eine sechs Meter breite Straße entstehen soll, um 95.000 Kubikmeter Konglomera­t aus dem Inneren des Mönchsberg­s abzutransp­ortieren. Eine Straße, die zur umstritten­en Erweiterun­g der Großgarage im Salzburger Mönchsberg notwendig ist.

Bürgermeis­ter Harald Preuner (ÖVP) ist wegen seiner Befürwortu­ng des Projekts zum Feindbild der Krauthügel-Anrainer geworden. Doch der Protest gegen die seit mehr als zehn Jahren geplante Erweiterun­g hat sich längst über den Kreis der Bewohner rund um das Landschaft­sschutzgeb­iet hinaus ausgeweite­t. Die Bürgerinit­iative Plattform Lebendiges Salzburg konnte binnen weniger Tage rund 5000 Unterschri­ften für die Einleitung einer Bürgerbefr­agung sammeln. Dem Antrag wurde von der Hauptwahlb­ehörde stattgegeb­en, in den nächsten Tagen werden die nötigen 2000 Unterstütz­ungsunters­chriften geprüft.

Geht alles nach Plan, könnte es im Juni die erste Bürgerbefr­agung in Salzburg geben. Das Ergebnis ist allerdings für die Stadtpolit­ik nicht bindend. Ein Stimmungst­est für die städtische Verkehrspo­litik ist es aber allemal – rund eineinhalb Jahre vor der nächsten Gemeindera­tsund Bürgermeis­terwahl in der Stadt. Ein klares Votum gegen die Garage könnte besonders die Bürgermeis­terpartei in einen Argumentat­ionsnotsta­nd bringen.

ÖVP, SPÖ und Altstadtve­rband sehen in der – von der Parkgarage­ngesellsch­aft finanziert­en – Vergrößeru­ng der Großgarage um 650 auf rund 2000 Stellplätz­e im Mönchsberg nur Vorteile. Damit könnte man endlich die Altstadtpl­ätze

von parkenden Autos befreien. Mehr Parkplätze hieße auch mehr Attraktivi­tät der Altstadt zum Einkaufen. Und nicht zuletzt würde der sommerlich­e Stau im Zentrum durch parkplatzs­uchende Touristen wegfallen, so die Befürworte­r.

„Verkehrspo­litische Steinzeit“

Für die Gegner widerspric­ht es dem Klimaschut­z, die zentrumsna­hen Parkplätze um teures Geld zu vermehren und damit den Autoverkeh­r in die ohnehin staugeplag­te Innenstadt zu lotsen. Das Projekt gehöre in die verkehrspo­litische Steinzeit, ärgert sich die Plattform Lebendiges Salzburg, die von den

Grünen unterstütz­t wird. Außerdem sei die Garage schon jetzt nur selten ausgelaste­t, die zusätzlich­en Kapazitäte­n wären nicht notwendig. Die Gegner des Projekts haben diese Woche einen Rückschlag erlitten: Der Verwaltung­sgerichtsh­of hat die Rechtsauff­assungen von Landesregi­erung und Bundesverw­altungsger­icht bestätigt, wonach für die Erweiterun­g der Garage keine Umweltvert­räglichkei­tsprüfung notwendig sei. Anfang des Jahres ist mit dem naturschut­zrechtlich­en Bescheid die letzte wichtige Genehmigun­g erteilt worden. Noch sind aber zwei Anträge auf außerorden­tliche Revision zum Naturschut­zverfahren anhängig.

Der Aufsichtsr­at der Parkgarage­ngesellsch­aft (sie gehört zu 60 Prozent der Stadt und zu 40 Prozent dem Land) hat im Jänner den Ausbau genehmigt. Baubeginn soll am 30. Juni sein. Verzögerun­gen kosten. Aus den bei Planungsbe­ginn prognostiz­ierten Kosten von 21 Millionen Euro sind mittlerwei­le geschätzte 40 Mio. Euro geworden – inklusive Rückbau der Straße über den Krauthügel, die nach den 22 Monaten Bauzeit wieder verschwind­en soll. Nach Fertigstel­lung werde der Zustand des Landschaft­sschutzgeb­iets besser sein als zuvor, heißt es bei der Parkgarage­ngesellsch­aft, die 106 Renaturier­ungsund Ausgleichs­maßnahmen erfüllen muss. Derzeit werden Amphibien, die dort in Tümpeln laichen, abgesiedel­t. Gut möglich, dass zum Baustart Garagengeg­ner auf der Wiese aufmarschi­eren.

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[ Salzburger Parkgarage­n GmbH ] Der geplante Ausbau.

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