Die richtigen Spieler, der falsche Trainer
Der ÖFB muss sich nun die Philosophiefrage stellen. Welcher Trainer passt zu dieser Mannschaft?
Besonders böse Zungen hatten vor dem Scheitern in der WMQualifikation (1:2 in Wales) von einer Win-win-Situation für den rot-weiß-roten Fußball gesprochen. Entweder das ÖFB-Team wahrt mit einem Sieg die Chance auf die WM in Katar. Oder aber Österreich verliert und das Ende der Ära Franco Foda als Teamchef ist besiegelt. In Letzterem wähnt mancher gar den geringeren Schaden.
Foda darf für die Zukunft des ÖFB-Teams keine Option mehr sein. Dass ÖFB-Präsident Gerhard Milletich dies nach dem Spiel nicht kategorisch ausschloss, klang zwar höflich, irritiert jedoch ungemein. Milletich, erst vor wenigen Monaten ins Amt gewählt, steht deshalb freilich nicht zur Disposition, sehr wohl aber Foda und Sportdirektor Peter Schöttel, der den Teamchef dem Präsidium einst im Herbst 2017 vorgeschlagen und bis zuletzt an ihm festgehalten hat. Das Erreichen des EM-Achtelfinales und die Niederlage gegen den späteren Europameister Italien darf nicht länger über die Stagnation des Spiels hinwegtäuschen.
Unter Foda hat das Team in sechs Pflichtspielen kein einziges Mal gegen ein in der Weltrangliste höher klassiertes Team gewonnen. Zu einem Remis (0:0 in Polen) gesellen sich sechs Niederlagen (zweimal Dänemark, Polen, Niederlande, Italien, Wales). Die Definition von Fortschritt, sie lautet anders. Dabei wurde Österreich das Ticket für die WM quasi auf dem Silbertablett serviert. Trotzdem ging das Team in der Gruppenphase gegen Dänemark unter, blamierte sich in Israel und verlor zu Hause gegen Schottland. Und selbst das Play-offLos Wales hätte vergleichsweise leichter nicht sein können.
Der Fußball unter Foda war viel zu oft starr, geprägt von Ideenlosigkeit und fehlendem Mut zur Offensive. Dabei ist diese Mannschaft gespickt mit gestandenen Profis aus der deutschen Bundesliga, stellt mit David Alaba den Abwehrchef von Real Madrid, dem größten Klub der Welt. Hat Österreich also die richtigen Spieler, aber den falschen Trainer? In den vergangenen Jahren hat sich der Verdacht erhärtet, es wäre mit der Generation Alaba viel mehr möglich (gewesen), auch eine andere Art von Fußball.
Immer wieder wurden die ÖFBVerantwortlichen darauf hingewiesen, dass das halbe Team bei seinen Klubs den pressinggeprägten und überfallsartigen Red-Bull-Stil eingeimpft bekommen hat, die ÖFB–Auswahl von diesem Asset doch Gebrauch machen könne respektive müsse. In der Welt von Franco Foda und Peter Schöttel war für diese Form des progressiven Fußballs jedoch nie Platz.
Der ÖFB muss sich nun (mit reichlich Verspätung) die Philosophiefrage stellen. Wie soll die Nationalmannschaft, basierend auf dem vorhandenen Spielermaterial, auftreten? Die Antwort muss wohlüberlegt sein. Damit Österreich nicht nur die richtigen Spieler, sondern in Zukunft auch den richtigen Trainer hat.