Die Presse

Die richtigen Spieler, der falsche Trainer

- VON CHRISTOPH GASTINGER E-Mails: christoph.gastinger@diepresse.com

Der ÖFB muss sich nun die Philosophi­efrage stellen. Welcher Trainer passt zu dieser Mannschaft?

Besonders böse Zungen hatten vor dem Scheitern in der WMQualifik­ation (1:2 in Wales) von einer Win-win-Situation für den rot-weiß-roten Fußball gesprochen. Entweder das ÖFB-Team wahrt mit einem Sieg die Chance auf die WM in Katar. Oder aber Österreich verliert und das Ende der Ära Franco Foda als Teamchef ist besiegelt. In Letzterem wähnt mancher gar den geringeren Schaden.

Foda darf für die Zukunft des ÖFB-Teams keine Option mehr sein. Dass ÖFB-Präsident Gerhard Milletich dies nach dem Spiel nicht kategorisc­h ausschloss, klang zwar höflich, irritiert jedoch ungemein. Milletich, erst vor wenigen Monaten ins Amt gewählt, steht deshalb freilich nicht zur Dispositio­n, sehr wohl aber Foda und Sportdirek­tor Peter Schöttel, der den Teamchef dem Präsidium einst im Herbst 2017 vorgeschla­gen und bis zuletzt an ihm festgehalt­en hat. Das Erreichen des EM-Achtelfina­les und die Niederlage gegen den späteren Europameis­ter Italien darf nicht länger über die Stagnation des Spiels hinwegtäus­chen.

Unter Foda hat das Team in sechs Pflichtspi­elen kein einziges Mal gegen ein in der Weltrangli­ste höher klassierte­s Team gewonnen. Zu einem Remis (0:0 in Polen) gesellen sich sechs Niederlage­n (zweimal Dänemark, Polen, Niederland­e, Italien, Wales). Die Definition von Fortschrit­t, sie lautet anders. Dabei wurde Österreich das Ticket für die WM quasi auf dem Silbertabl­ett serviert. Trotzdem ging das Team in der Gruppenpha­se gegen Dänemark unter, blamierte sich in Israel und verlor zu Hause gegen Schottland. Und selbst das Play-offLos Wales hätte vergleichs­weise leichter nicht sein können.

Der Fußball unter Foda war viel zu oft starr, geprägt von Ideenlosig­keit und fehlendem Mut zur Offensive. Dabei ist diese Mannschaft gespickt mit gestandene­n Profis aus der deutschen Bundesliga, stellt mit David Alaba den Abwehrchef von Real Madrid, dem größten Klub der Welt. Hat Österreich also die richtigen Spieler, aber den falschen Trainer? In den vergangene­n Jahren hat sich der Verdacht erhärtet, es wäre mit der Generation Alaba viel mehr möglich (gewesen), auch eine andere Art von Fußball.

Immer wieder wurden die ÖFBVerantw­ortlichen darauf hingewiese­n, dass das halbe Team bei seinen Klubs den pressingge­prägten und überfallsa­rtigen Red-Bull-Stil eingeimpft bekommen hat, die ÖFB–Auswahl von diesem Asset doch Gebrauch machen könne respektive müsse. In der Welt von Franco Foda und Peter Schöttel war für diese Form des progressiv­en Fußballs jedoch nie Platz.

Der ÖFB muss sich nun (mit reichlich Verspätung) die Philosophi­efrage stellen. Wie soll die Nationalma­nnschaft, basierend auf dem vorhandene­n Spielermat­erial, auftreten? Die Antwort muss wohlüberle­gt sein. Damit Österreich nicht nur die richtigen Spieler, sondern in Zukunft auch den richtigen Trainer hat.

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