Nachhaltige Transformation als Wettbewerbsfaktor
Expertentalk. Warum an einer nachhaltigen Wertehaltung und -handlung kein Weg mehr vorbeiführt.
In den vergangenen Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit auf allen Ebenen zunehmend in den Fokus gerückt. Bereits 1987 definierte die Weltkommission für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen diesen Begriff im „Brundtland-Bericht“als eine Entwicklung, die „Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“.
ESG und SDG
Im Laufe der Zeit ist der Gedanke der Nachhaltigkeit zu einem Leitbild für ökologisches, politisches und wirtschaftliches Handeln gewachsen. Eines der Schlagwörter lautet ESG, das für Environment, Social & Governance steht. Nachhaltigkeit umfasst also nicht nur Themen wie den Umwelt- und Klimaschutz, sondern auch soziale Faktoren (am Beispiel von Gendergerechtigkeit, Anti-Diskriminierung oder Minderheitenschutz) und Aspekte der Unternehmensführung. „Good Governance“bedeutet dabei in erster Linie eine ethisch und moralisch verantwortungsvolle Unternehmensführung, bei der die Interessen des Unternehmens und die Interessen anderer Stakeholder auf faire und gerechte Weise ausgeglichen werden.
Von Unternehmen wird zunehmend erwartet, dass sie diese Säulen in ihre Geschäftsstrategie implementieren und ESG-konform handeln. Ähnliches gilt in Bezug auf die 17 Ziele der Vereinten Nationen (UN) für nachhaltige Entwicklung, kurz SDGs (Sustainable Development Goals). Sie traten am 1. Januar 2016 mit einer Laufzeit von 15 Jahren (bis 2030) in Kraft und sollen weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen.
Seit damals arbeiten alle Länder unter dem Stichwort Agenda 2030 daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten in nationale Entwicklungspläne zu überführen – Pläne, die schlussendlich auch von der Wirtschaft jedes Landes in die Tat umgesetzt werden müssen.
Finanzierungsfragen
Dass die Pandemie diese Entwicklung noch weiter beschleunigen könnte, geht aus einem Ende März 2020 von den Vereinten Nationen veröffentlichten Bericht hervor: Darin wird die Notwendigkeit betont, aus der Covid-19-Krise zu lernen und diese zu nutzen, um die Nachhaltigkeitsziele und die Agenda 2030 konsequenter und schneller als bisher umzusetzen.
Die „grüne“Transformation ist also im Gange. Das spiegelt sich auch in der Finanzwelt wider. Laut dem Marktbericht 2021 des FNG (Forum Nachhaltige Geldanlagen) hat die Gesamtsumme der Geldanlagen, die in Österreich, Deutschland und der Schweiz unter Berücksichtigung von ESG-Kriterien angelegt sind, ein neues Rekordvolumen erreicht. Künftig werden zudem die Banken in die Pflicht genommen: Nach EU- und EZB-Plänen sollen Kredite schon bald nach Nachhaltigkeitskriterien vergeben werden. In Österreich haben führende Banken bereits mit der Auswertung der Nachhaltigkeit ihrer Firmenkunden begonnen. Ende nächsten Jahres will die Europäische Zentralbank ein detailliertes ESG-Scoring vorlegen. Für Unternehmen, die auf den Kapitalmarkt gehen und keine Antworten auf Nachhaltigkeitsfragen liefern, könnte es demnach schwierig werden.
Expertentalk
Was Unternehmer beachten müssen, um nachhaltige Werte in ihren Strategien zu verankern und daraus Wettbewerbsvorteile zu erzielen, ist Thema des virtuellen #nextlevel-Expertentalk am 31. März 2022 (siehe Infobox).