Internationaler Film
Nominiert sind: „Drive My Car“(Japan), „Flee“(Dänemark), „The Hand of God“(Italien), „Lunana: A Yak in the Classroom“(Bhutan), „The Worst Person In The World“(Norwegen).
Wird gewinnen: „Drive My Car“. Überraschenderweise schaffte es diese dreistündige Meditation über Fiktion und Erinnerung aus der Sicht eines schwermütigen japanischen Witwers unter die Nominierten für den „Besten Film“. Zugleich ist ihr Erfolg stimmig, weil darin persönliche und historische Traumata durch Mut zur Verletzlichkeit überwunden werden – ein Motiv, das im Hollywood-Kino im Trend liegt. Im Unterschied zu „Parasite“, dem koreanischen Siegerfilm aus dem Jahr 2020, wird „Drive My Car“der Hauptpreis jedoch verwehrt bleiben. Der Auslands-Oscar winkt dafür als Trost.
Sollte gewinnen: „Flee“. Jeder Film, der die Erfahrung Geflüchteter in den Mittelpunkt stellt, hat im Oscar-Kontext (und nicht nur dort) Beachtung verdient. „Flee“, eine Doku über einen homosexuellen Afghanen, der vor den Taliban über Russland nach Dänemark flieht, zeichnet sich überdies durch ihre besondere Machart aus, die Animationstechnik zur Verbildlichung von Erinnerung nutzt. Der Film ist zugleich für die beste Doku und den besten Animationsfilm nominiert. Geht er überall leer aus, wäre das ein Armutszeugnis für die Academy.
Übergangen: „Große Freiheit“. Sebastian Meises Gefängnisdrama mit Franz Rogowski und Georg Friedrich über einen eingekerkerten Homosexuellen in der konservativen Nachkriegs-BRD stand lang im Namen Österreichs auf der Auslands-OscarShortlist. Dass der Film rausfiel, schmerzt angesichts der Wucht seiner Anklage gegen Diskriminierung.