Die Spuren der habsburgischen Tiere
Die ersten Expeditionen des Kaiserhauses waren von Wissensdrang und Entdeckergeist getrieben.
Viele der exotischen Tiere kamen mit den Übersee-Expeditionen des 18. und 19. Jahrhunderts im Auftrag des Kaiserhauses nach Wien. Die ersten Reiseexpeditionen, die vom Kaiserhaus initiiert und finanziert wurden, hatten ein gemeinsames Ziel: exotische Tiere, seltene Pflanzen,
Mineralien und andere Naturgegenstände für die kaiserlichen Gärten, die Menagerien und das HofNaturalienkabinett in die Kaiserstadt zu bringen.
Der Expeditionsreigen wurde von Nikolaus Joseph von Jacquin und seiner Karibik-Reise 1754 bis 1759 eröffnet. Die diesbezüglichen
Instruktionen konzipierte Kaiser Franz I. Stephan persönlich. 24 Jahre nach Jacquins Rückkehr startete unter Kaiser Joseph II. die zweite Überseeexpedition (1783 bis 1788) nach Nord- und Mittelamerika sowie in den Norden von Südamerika. Von beiden Reisen kehrten die Expeditionsteilnehmer mit einer reichen Auswahl an exotischen Tieren zurück. Farbenprächtige Vögel, aber auch Flughörnchen, ein Graufuchs, ein Opossum und sogar ein Puma bereicherten von nun an die habsburgischen Sammlungen.
Über den Atlantik
Die Heirat der österreichischen Kaisertochter Leopoldine mit dem portugiesischen Thronfolger und späteren Kaiser von Brasilien, Dom Pedro, nahm Kaiser Franz II./I. zum Anlass, eine naturwissenschaftliche Expedition in das damals nahezu unbekannte Land auszustatten. Sie sollte die Erzherzogin 1817 auf ihrer Brautfahrt nach Brasilien begleiten. Bereits im November 1818 erreichte der erste Transport von lebenden und ausgestopften Tieren, von Pflanzen, Mineralien und Insekten, der auf der österreichischen Fregatte Augusta über den Atlantik gesegelt war, Wien. Die Sammlungen waren für das HofNaturalienkabinett am Wiener Josephsplatz bestimmt, wo sie wissenschaftlich untersucht wurden.
Über einen Zeitraum von 18 Jahren beförderte die österreichische Brasilien-Expedition Zehntausende an Tierbälgen und Präparaten in die Kaiserstadt. Nach der dritten Lieferung waren die Unterbringungsmöglichkeiten im Hof-Naturalienkabinett bereits so erschöpft, dass man nach einem Ausweichquartier suchen musste. So wurde 1821 ein Brasilianisches Museum in der Wiener Johannesgasse eröffnet, das über 15 Jahre hinweg einen großen Teil der brasilianischen Sammlungen beherbergte.