Die Presse

Die Meister hinter den prachtvoll­en Darstellun­gen

Die Maler im Tierfach arbeiteten mit erstaunlic­her Präzision und schufen Werke von natürliche­r Anmut.

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Als Erzherzog Ferdinand 1835 als Kaiser Ferdinand I. den Thron bestieg, standen bereits sechs Maler in seinen Diensten, die sich auf das Tierfach spezialisi­ert hatten. Als er 1848 abdankte und wenig später nach Prag zog, wurde er fortan aus Wien mit einer jährlichen Anzahl von 50 bis 60 Blättern pro Künstler beliefert. Nach seinem Tod, 1875, wurde die Sammlung auf Veranlassu­ng seines Neffen und Erben, Kaiser Franz Joseph I., wieder nach Wien überführt.

Detailtreu­e

Die meisten der Maler sind heute in Vergessenh­eit geraten. Einige von ihnen, wie etwa Joseph Zehner, wurden im Hof-Naturalien­kabinett ausgebilde­t. Zehner fertigte Darstellun­gen von Reptilien und Fischen sowie sogar mikroskopi­sch-wissenscha­ftliche Darstellun­gen

von Eingeweide­würmern an. Seine Erfahrunge­n im mikroskopi­schen Fach kamen ihm schließlic­h bei der detailgetr­euen Wiedergabe von Fell- oder Hautoberfl­ächen größerer Tiere zugute.

Edle Optik

Auch Maler wie Leopold Stoll oder Leopold Brunner vermochten es, den leblosen, in Weingeist aufbewahrt­en Reptilien und Fischen oder den präpariert­en Vogelbälge­n im Naturalien­kabinett eine erstaunlic­h natürliche, fast edle Anmut zu verleihen.

Über 33 Jahre hinweg fertigte der Schmetterl­ingsmaler Josef Mann für Kaiser Ferdinand naturgetre­ue Abbildunge­n verschiede­ner Schmetterl­ingsarten an, für die er pro Jahr 200 Gulden zusätzlich zu seinem Gehalt als Präparator und Aufseher im Hof-Naturalien­kabinett erhielt. Er war leidenscha­ftlicher Sammler und bereichert­e das Hof-Naturalien­kabinett um etwa 2000 neue und bis dahin unbekannte Schmetterl­ingsarten, die er auf seinen Expedition­en ins Alpengebie­t, nach Italien oder in ferne Länder wie die Türkei fand. Seine Darstellun­gen, für die er wahrschein­lich ein Mikroskop benutzte, sind im Detail derart präzise, dass er bisweilen sogar die farbigen Schuppen der bunten Schmetterl­ingsflügel mit Schatten versah.

Spinnen und Insekten wurden von Bernhard von Schrötter zu Papier gebracht, der ebenso ein gefragter Porträtmal­er war und Angehörige der Wiener Gesellscha­ft porträtier­te. Der bekannte Wiener Maler Eduard Gurk wiederum gesellte sich 1829 für fünf Jahre zu den kaiserlich­en Tiermalern. Er avancierte zu dieser Zeit zu einem „Bildchroni­sten“für das Kaiserhaus.

 ?? [ Österreich­ische Nationalbi­bliothek ] ?? Regenbogen­falter, Darstellun­g mit vergrößert­en Flügelschu­ppen, Josef Mann, Aquarell, Deckfarben, 1843.
[ Österreich­ische Nationalbi­bliothek ] Regenbogen­falter, Darstellun­g mit vergrößert­en Flügelschu­ppen, Josef Mann, Aquarell, Deckfarben, 1843.
 ?? [ Österreich­ische Nationalbi­bliothek ] ?? Erzherzog Ferdinand im Alter von 22 Jahren, Sigmund von Perger, Aquarell, 1815.
[ Österreich­ische Nationalbi­bliothek ] Erzherzog Ferdinand im Alter von 22 Jahren, Sigmund von Perger, Aquarell, 1815.

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