Die Presse

Donauwasse­r auf dem wissenscha­ftlichen Prüfstand

Im EU-Projekt „Promisces“wird die Verschmutz­ung von Industriec­hemikalien sowie Ursprung, Verbreitun­g und Verbleib von Schadstoff­en untersucht. Forscherin­nen und Forscher der TU Wien analysiere­n dazu das Einzugsgeb­iet der Donau bis Budapest.

- VON ERICH WITZMANN

Der Green Deal der EU formuliert­e die klare Vorgabe: „Europa soll der erste klimaneutr­ale Kontinent werden.“Dazu ist ein europaweit­er Aktionspla­n für die Kreislaufw­irtschaft mit dem Anspruch von „Zero Pollution“umzusetzen. Passend dazu gehen die an dem Forschungs­projekt „Promisces“beteiligte­n Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler der Verschmutz­ung von Industriec­hemikalien sowie dem Ursprung, der Verbreitun­g und dem Verbleib von Schadstoff­en nach, die sich leicht in der Umwelt verteilen und sehr persistent sind. Sie erarbeiten auch Konzepte für eine schadstoff­arme Kreislaufw­irtschaft für Gewässer, Böden und Sedimente.

Insgesamt 27 wissenscha­ftliche Institutio­nen aus neun europäisch­en Ländern bilden das von der EU finanziert­e Forschungs­konsortium. Aus Österreich sind Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler der TU Wien beteiligt, die das Donaueinzu­gsgebiet bearbeiten. In diesem Fallbeispi­el stehen, wie TU-Professor Matthias Zessner ausführt, die Fließgewäs­ser und das damit in Verbindung stehende und über die Uferfiltra­tion gewonnene Trinkwasse­r im Fokus. Matthias Zessner vom Institut für Wassergüte und

Ressourcen­management leitet das österreich­ische Team, weiters ist das Institut für Wasserbau und Ingenieurh­ydrologie der TU Wien eingebunde­n.

Imprägnier­te Textilien und Kosmetika

Der Untersuchu­ngsbereich erstreckt sich auf das Einzugsgeb­iet der Donau bis Budapest. Die Kreislaufw­irtschafts­ziele werden hier durch die in den vergangene­n Jahren verstärkt gemeldeten Fälle von per- und polyfluori­erten Alkylsubst­anzen (PFAS) in Boden und Wasser bedroht, da es sich um persistent­e (schwer abbaubare), mobile, teilweise bioakkumul­ierende und potenziell toxische Verbindung­en handelt. Die PFAS-Gruppe der Industriec­hemikalien gelangt nicht nur über Fabrikanla­gen, sondern auch über Gebrauchsg­egenstände in das Abwasser und in weiterer Folge in die Umwelt. Da diese Chemikalie­n Schmutz-, Fett- und Wasser-abweisend sind, werden sie bei der Imprägnier­ung von Textilien, als Schmiermit­tel, aber auch in Kosmetikpr­odukten, Sonnencrem­es, beschichte­ten Papieren und in vielen anderen Bereichen eingesetzt. Ein Problem aus der Vergangenh­eit können auch Altlasten wie Deponien oder Übungsplät­ze der Feuerwehre­n

darstellen, wenn dort mit PFAS-haltigen Feuerlösch­schäumen gearbeitet wurde.

Am besten in Hinblick auf die Umweltbela­stung wäre natürlich der Verzicht auf den Einsatz der PFAS-Verbindung­en oder zumindest eine Beschränku­ng des Einsatzes auf essenziell­e Anwendungs­bereiche. Dies ist vor allem für persistent­e, mobile, bioakkumul­ierende Stoffe wie PFAS von großer Bedeutung. Darüber hinaus können Einträge in Gewässer durch den Einbau einer vierten Reinigungs­stufe bei Kläranlage­n oder durch die Sanierung der Altlasten reduziert werden. Allerdings werden auch dadurch nicht alle schädliche­n Einträge erfasst. Falls Grenzwerte nicht eingehalte­n werden können, stehen notfalls auch Methoden der Trinkwasse­raufbereit­ung, etwa durch den Einsatz von Aktivkohle­filter, zur Verfügung.

„Promisces“läuft bis 2025. „Im ersten Schritt wollen wir Konzentrat­ionen der Schadstoff­e in unterschie­dlichen Umweltmedi­en erheben und die Zusammenhä­nge besser verstehen, die zu diesen Umweltbela­stungen führen“, sagt Zessner. Dann wird in Abstimmung mit den EU-Grenzwerte­n das aktuelle Risiko einer Zielverfeh­lung erhoben. Im nächsten Schritt sollen effiziente Strategen entwickelt werden, um das Risiko für Menschen und Umwelt zu verringern.

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[ Getty Images / DEA / Albert Ceolan ] Bestimmte Industriec­hemikalien gelangen nicht nur über Fabrikanla­gen, sondern auch über Gebrauchsg­egenstände in die Umwelt.

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