Junge Meister
Beim St. Louis Spring Classic ging der Sieg an den US-Amerikaner Sam Sevian. Der 21-Jährige machte einst als jüngster Internationaler Meister auf sich aufmerksam. Das B-Turnier gewann übrigens sein Landsmann Abhimanyu Mishra, der ging wiederum als aktuell jüngster Großmeister in die Schach-Geschichtsbücher ein. Mishra schaffte die dritte Großmeisternorm voriges Jahr im Juni und löste damit Sergei Karjakin als jüngsten Großmeister ab. Wir beschäftigen uns nun mit der rasanten Partie von Cemil Can Ali Marandi aus der Türkei gegen den US-Amerikaner Elshan Moradiabadi.
Weiß: Ali Marandi –
Schwarz: Moradiabadi
St. Louis, [C 54]
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Lc5 4. c3 Sf6 5. d4 exd4 6. b4. Eine äußerst seltene Fortsetzung. Häufiger sieht man 6.e5 oder 6. cxd4 Lb4+ 7. Ld2. Das Bauernopfer 7. Sc3, das früher sehr beliebt war, wird heute kaum mehr gespielt. Im modernen Schach hat der weiße Angriff seinen Schrecken verloren. Nach 7 . . . . Sxe4
8. 0–0 Lxc3 9. d5 Lf6 10. Te1 Se7 11. Txe4 d6
12. Lg5 Lxg5 13. Sxg5 h6 14. De2 hxg5 15. Te1 Le6 16. dxe6 f6 17. Te3 c6 18. Th3 Txh3 19. gxh3 g6 steht Schwarz im Endspiel klar besser.
6 .... Lb67.e5d5. Ohne diesen Gegenstoß geht es nicht. Auch nach 7 . . . . Se4 8. 0–0 0–0 9. b5 Se7 10. Ld3 wäre Schwarz zu d5 gezwungen, weil 10 . . . . Sc5 am klassischen Läufereinschlag 11. Lxh7+ Kxh7 12. Sg5+ scheitert. Auf 12 . . . . Kg8 entscheidet Dh5, auf Kg6 Dg4.
8. exf6 dxc4 9. De2+ Le6. Schwächer war 9 . . . . Kf8 10. b5 Sa5 11. De5 g6 12. Lh6+ Kg8
13. 0–0. Der eingesperrte Turm macht jede Hoffnung auf erfolgreiche Verteidigung zunichte.
10. b5 Sb4.
Eine ganz außergewöhnliche Idee, die das Spiel extrem kompliziert. Die durch das Figurenopfer entstehenden schwarzen Freibauern im Zentrum sollen die weitere Entwicklung des gegnerischen Damenflügels verhindern.
11. fxg7. Das ist viel genauer als 11. cxb4 Dxf6. Schwarz hat bereits die besseren Chancen.
11 . . . . Tg8. Der Gegenangriff 11 . . . . Sd3+ war nicht spielbar wegen 12. Dxd3 cxd3 13. gxh8D+ Kd7 14. Dxd8+ Txd8 15. cxd4.
12. cxb4 Txg7. In Frage kam auch 12. . . . Df6, um die Dame in eine günstige Angriffsposition zu bringen. Nach 13. 0–0 Dxg7
14. g3 0–0–0 entsteht eine durch die Rochaden auf verschiedene Seiten und das Materialungleichgewicht extrem zugespitzte Stellung mit beidseitigen Chancen.
13. De5. Besser war 13. a4. Zieht Schwarz nun mit einem der Damenflügelbauern, verunmöglicht das praktisch die große Rochade.
13 .... f6. Die überraschende Antwort. 13. . . . Kf8 hingegen verliert sofort nach 14. Lh6.
14. Dh5+. Der Läufer war wegen der Fesselung Te7 nicht zu nehmen.
14 . . . . Lf7 15. Dh3 Dd5. Zu empfehlen war 15 . . . . De7+ 16. Kd1 Le6. Auf längere Sicht ist der König auf d1 ein ernster Nachteil.
16. 0–0 Le6 17. Dh6 Kf7 18. Lf4 c3. Vermeidet die Zugwiederholung 18 . . . . Tg6 19. Dxh7+ Tg7 20. Dh6 Tg6, aber auch die Falle 18 . . . . Dxf3 19. Dxg7+ Kxg7 20. gxf3 mit Turmverlust.
19. Lg3 Lg4 20. Te1 Lxf3 21. gxf3 Kg8. Sicherer war 21 . . . . Dg5. In Fall von Damentausch verschwindet die Mattgefahr für den schwarzen König und nach 22. Dh3 Kf8 drohen sich die schwarzen Bauern in Bewegung zu setzen.
22. Kg2 Dxb5. Schwarz versäumt die letzte Gelegenheit mit 22 . . . . Tf8 den Ta8 ins Spiel zu bringen und gerät nun in Schwierigkeiten.
23. Dxf6 Tg6. Für 23 . . . . Tf8 war es bereits zu spät. Nach 24. De6+ Kh8 25. Sa3 kommt die weiße Mehrfigur entscheidend ins Spiel.
24. Dh4. Ebenfalls sehr stark war 24. Sxc3 dxc3 25. Dxc3 mit den Drohungen a4–a5 und Te7.
24 . . . . Dxb4. Verliert forciert. Unbedingt notwendig war 24 . . . . Tf8 25. Te7 h5. Die luftige schwarze Königsstellung macht eine erfolgreiche Verteidigung ziemlich beschwerlich.
25. Te7 h6. 25 . . . . Tg7 scheitert an 26. Txg7+ Kxg7 27. Sxc3 Dxc3 28. Le5+ Kf7 29. Df6+ Ke8 30. De6+ Kf8 31. Lf4.
26.De4 Dd6. Erneut ist 26 . . . . Tg7 nicht möglich wegen 27. De6+ Kh7 28. Df5+ Kg8 29. Txg7+ Kxg7 30. Le5+ Kg8 31. Df6 Df8 32. Dg6+.
27. Sxc3 dxc3 28. Dc4+ Kh8 29. Df7. 1–0. Egon Brestian, Gerhard Hofer