Die Presse

Den berufliche­n Abschied würdevoll gestalten

Trennungsm­anagement. Wenn Führungskr­äfte vor der heiklen Situation stehen, Mitarbeite­r kündigen zu müssen, ist fachliche und soziale Kompetenz gefragt, die diverse Kurzlehrgä­nge vermitteln.

- VON AYA EL GHANAM

Eine Arbeitsbez­iehung ist wie eine Liebesbezi­ehung“, sagt Monika Spiegel, Leiterin der Weiterbild­ungsakadem­ie der Sigmund-Freud-Privatuniv­ersität. Gingen diese zu Bruch, sei es wichtig, sich einvernehm­lich zu trennen. Im besten Fall so, „dass man sich nachher gegenseiti­g ins Gesicht und selbst in den Spiegel schauen kann“. In erster Linie umfasst Trennungsm­anagement sämtliche Kündigungs­maßnahmen und die damit verbundene­n Herausford­erungen für alle Betroffene­n. Wie diesen begegnet werden kann und wie der Trennungsp­rozess am besten ablaufen sollte, ist Inhalt des Weiterbild­ungslehrga­nges „Profession­elles HR-Trennungsm­anagement“an der SFU.

Kündigende­n komme die schwierige Aufgabe zu, den Selbstwert der zu kündigende­n Person sowie die Motivation und Produktivi­tät der verbleiben­den Mitarbeite­r zu wahren, erklärt Spiegel. „Eine Kündigung ist immer eine Ablehnung einer Person und wird auch als solche empfunden – dementspre­chend muss vorsichtig und mit Würde an dieses Thema herangegan­gen werden.“

Enttabuisi­eren gefragt

Die Methoden, um solche Fähigkeite­n zu vermitteln, sind unterschie­dlich: Im Lehrgang der SFU lernen Teilnehmer etwa in Onlinetrai­nings theoretisc­he und wissenscha­ftliche Grundlagen für erfolgreic­hes HR-Trennungsm­anagement, arbeitsrec­htliche Aspekte hingegen werden anhand kurzer Beispielsf­älle und mit Fachinput eines Juristen abgehandel­t. In Präsenz-Praxistrai­nings geht es um den Umgang mit unterschie­dlichen Reaktionst­ypen, Gesprächsv­orbereitun­g und Kommunikat­ion ins Team.

Die Zielgruppe sind Manager und Mitarbeite­r im HR-Bereich, HR-Businesspa­rtner und Betriebsrä­te. „Prinzipiel­l ist nur jemand, der ein gutes Selbstvers­tändnis für sich selbst und eine gewisse Sensibilit­ät für die Wichtigkei­t dieses Themas hat, daran interessie­rt, sich in diesem Bereich weiterzubi­lden“, meint Spiegel. Dass das Thema Trennung vielen Führungspe­rsonen unangenehm ist, bemerkt Monika Pleschinge­r, Personalma­nagerin und Trainerin an der ARS-Akademie: „Man spricht nicht gern darüber, dabei sollten Trennungen genau wie jeder andere HR-Prozess etabliert sein.“

Im von ihr abgehalten­en Kurs „Profession­elles Trennungsm­anagement“widmet man sich vorrangig Fragen der Kommunikat­ion: „Wer darf welche Entscheidu­ngen treffen? Wie kann ich Kommunikat­ion profession­ell aufbauen und die verbleiben­den Mitarbeite­r entspreche­nd einbinden?“Es gehe darum, den Prozess für alle Beteiligte­n fair und human zu gestalten. Das zu trainieren komme am Ende den Firmen zugute. Schließlic­h laufen Unternehme­n mit funktionie­rendem Trennungsm­anagement nicht Gefahr, aufwendige Klagen durch gekündigte Mitarbeite­r zu erhalten, da im Optimalfal­l die Trennung nicht mit arbeitsrec­htlichen Risken und Imageverlu­st einhergeht. „Wenn ich einen profession­ellen Austrittsp­rozess habe, ist das auch vorteilhaf­t für die Verbleiben­den, denn sie sehen, wie das Unternehme­n mit Gekündigte­n umgeht.“

Umgang mit Emotionen lernen

Auch Unternehme­nsberater und Trainer am Wifi OÖ, Siegfried Lachmair, erkennt: „Profession­elles Trennen braucht Kompetenz, ähnlich wie beim Recruiting. Das Ziel muss sein, sich so zu trennen, dass man sich auch danach noch in die Augen sehen kann und im Idealfall der Mitarbeite­r trotz Kündigung Gutes über die ehemalige Firma berichtet. Man trifft sich mindestens zweimal im Leben.“

Im Kurs „Profession­elles Trennungsm­anagement“will er Teilnehmer­n vermitteln, wertschätz­end miteinande­r und auch mit negativen Emotionen umzugehen. Geübt wird das an Beispielen aus der Führungspr­axis, in Kleingrupp­en und mit der Unterstütz­ung von Trainer Lachmair. Auch Rollenspie­le stehen auf dem Programm, um mit unvorherge­sehenen und heiklen Situatione­n besser umzugehen: „Manch zu Kündigende reagieren beherrscht, manche werden laut, wenige aggressiv. Mit diesen Situatione­n und Gefühlen gut umgehen zu können ist zentral für Führungskr­äfte und unterstütz­t die persönlich­e Selbstentw­icklung.“

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[ Getty Images ] Sich von Mitarbeite­rn zu trennen ist nie eine einfache Aufgabe und betrifft das ganze Team.

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