Der diebische Quäker
Als Zielgruppe für ihr Konzept hatte die Frau die Mittelschicht anvisiert – zu einer Zeit, da diese Art von gesellschaftlichem Zeitvertreib in Mode kam. Die Frau war politisch sehr interessiert und besuchte öfter entsprechende Versammlungen – und das, obwohl sie aufgrund ihres Geschlechts noch gar nicht wählen durfte; ganz besonders war sie von den Thesen eines Wissenschaftlers angetan.
Um diese Thesen in einer Zeit des ökonomischen Aufschwungs, der gleichzeitig seine Schattenseiten offenbarte, weiter zu verbreiten, entwarf die Frau ihr Konzept.
Anfang des 20. Jahrhunderts war es, als sie es in langer Nachtarbeit fertiggestellt und auf dem Patentamt angemeldet hatte; zwei Jahre später veröffentlichte sie es im Eigenverlag. Daneben hatte sie ganz normal weitergearbeitet: als Stenografin beim amerikanischen Postamt ihres Wohnorts, zudem schrieb sie Kurzgeschichten und trat im Theater auf.
Vor allem unter Studenten fand das Konzept rasche Verbreitung, aber wie es diesen eigen ist, hatten sie selten Geld, um es zu erwerben. Doch auch die Gruppe der Quäker schien interessiert. Eines Tages lernte ein arbeitsloser Mann durch eine Quäkergruppe das Konzept kennen – und war begeistert. Er ließ sich alle nötigen Informationen geben, damit er es auch seiner Familie zeigen könne. Dann überlegte er, wie er es zu Geld machen konnte. Er wandte sich an ein großes Unternehmen, das einen hohen Betrag bezahlte – und das war in doppeltem Sinne eine bittere Ironie des Schicksals: Die Frau war ja die Urheberin gewesen, nun verdiente aber nicht sie daran, sondern der Mann. Und sie hatte ja genau mit diesem Konzept versucht, ein solches Treiben zu unterbinden.
Erst Jahrzehnte später wurde bekannt, dass der Mann die Idee gestohlen und damit Geld gemacht hatte. Das und die Tatsache, dass die Frau die wahre Urheberin war, ist den wenigsten Menschen heute bekannt, während das Konzept weltweit – auch unter anderen Namen – beliebt ist.
Ein typisches trauriges Erfinderinnenschicksal oder nur die Macht des Geldes?