Digitalisierungs-Champions setzen Impulse
Preisverleihung. Zum vierten Mal rückte der Digital Impuls Award die Digitalisierungs-Pioniere der österreichischen Wirtschaft ins Rampenlicht – auf dass sich viele weitere Unternehmen angespornt fühlen mögen.
Rund 150 Gäste fanden sich am 5. Mai im Palais Berg am Schwarzenbergplatz ein, um beim Digital Impuls Award mitzuerleben, wer die neuen Digitalisierungs-Champions in Österreich sind. Der Event, der gemeinsam von „Die Presse“und Drei Österreich ausgerichtet wird, war zudem eine kleine Geburtstagsfeier für den Mitveranstalter. „Vor 19 Jahren, genau am 5.5.2003, wurde mit Drei die jüngste Mobilfunkmarke am österreichischen Telekommunikationsmarkt gegründet, mit der Einführung der Technologie 3G“, sagte Drei CEO Rudolf Schrefl. „Mittlerweile sind wir zu einem großen Telekommunikationsunternehmen gewachsen und setzen uns dafür ein, die Digitalisierung in unserem Land nach vorn zu bringen.“Gemeinsam mit Partnern entwickelte Drei einen Digitalisierungsindex. „Dabei beobachten wir schrittweise Verbesserungen in der Transformation der heimischen Unternehmen, gleichzeitig sehen wir aber den Spagat zwischen großen und kleinen Betrieben.“Während die großen Firmen stark in Digitalisierung investieren, ist das Engagement bei KMU noch ausbaufähig. Initiativen wie der Digital Impuls Award sollen dazu beitragen, den KMU die Skepsis zu nehmen. „Digitalisierung ist ein guter Impfstoff, um erfolgreich durch wirtschaftlich schwere Zeiten zu kommen“, sagte Schrefl. Nicht nur Unternehmen, die beim Thema Digitalisierung Nachholbedarf haben, können durch Innovationen inspiriert werden. Schrefl verriet, dass Drei kürzlich mit einem Mobilfunk-Abo ein völlig digitales Produkt startete, das von Streamingdiensten und Fintechs inspiriert wurde.
„Jede Branche kann durch Innovationen dazulernen“, stieß „Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak in seiner Begrüßungsrede ins selbe Horn und sagte mit Augenzwinkern: „Beim Digital Impuls Award betreiben wir durchaus Betriebsspionage und versuchen, die besten Ideen und Innovationen für uns zu nutzen, um in unserer Branche noch erfolgreicher zu werden.“
Bildung vorantreiben
„Wir brauchen mehr Unternehmen, die in Innovation investieren und deshalb sind Initiativen wie der Digital Impuls Award wichtig, um jene Betriebe auf die Bühne zu holen, die Pionierarbeit leisten und als Vorbilder dienen können“, sagte Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort. Sie wünsche sich, dass es Politik und Wirtschaft gelinge, eine Basis zu schaffen, damit auch die nachfolgende Generation in Wohlstand leben könne. Ein wichtiges Element zur Erreichung dieses Ziels sei die digitale Transformation. Dazu brauche es verstärkte digitale Bildung. Schramböck setze sich aktiv dafür ein, Schulkinder ab elf Jahren mit mobilen Endgeräten auszustatten. Digitalisierung solle nicht nur als eigenes Fach in die Schulen kommen, sondern müsse sich durch alle Fächer ziehen. Nur so erhalten Österreichs Unternehmen schließlich die Fachkräfte, die in der Lage sind, digitale Lösungen zu entwickeln. Die Frohbotschaft für KMU: „Bei der Initiative KMU digital verdoppeln wir die Fördersumme von fünf auf zehn Millionen Euro.“Im Nachsatz betonte Schramböck: „Es ist aber auch die Pflicht der Unternehmen, ins Tun zu kommen.“
Gestalter der Zukunft
Beim anwesenden Publikum trifft das längst zu – im Palais Berg fanden sich Unternehmen ein, die bereits in die Umsetzung gegangen sind. Das lobte auch Christoph Holz in seiner Keynote-Rede, die er mit einem gelungenen Witz einleitete: „Ich habe Informatik studiert und trotzdem eine Frau gefunden!“Dann zeigte er auf, wie sich das Klischeebild der schrägen IT-Nerds in der öffentlichen Wahrnehmung wandelte. „Von den belächelten Außenseitern sind wir zu den Gestaltern der Zukunft geworden.“Genau genommen wird die Zukunft gar nicht mehr gestaltet, sondern vielmehr programmiert. Der selbst ernannte „TransformationsErklärer“sagte in seiner Rede voraus, dass klassische Hierarchien bald verschwinden werden. „Heute ist es oft noch so, dass die Entscheidung nicht der mit der größten Ahnung trifft, sondern der mit dem größten Gehalt.“Da könne man von den Apachen lernen, dem erfolgreichsten Indianerstamm, bei denen es keinen Häuptling gibt (auch wenn uns Karl May mit „Winnetou“etwas anderes einzureden versucht), sondern eine informelle Führung. „Führung gelingt in der digitalen Welt nur noch auf Augenhöhe.“Deshalb ist Holz auch überzeugt, dass die großen Firmen im Aussterben begriffen sind. Im Zeitalter der Digitalisierung werden die kleinen Firmen immer erfolgreicher.
Innovative Champions
Und einige dieser erfolgreichen Unternehmen durfte der Digital Impuls Award vorstellen. In den beiden Kategorien „Innovation“und „Transformation“setzte die Jury jeweils zehn eingereichte Projekte auf die Shortlist.
Die Preisübergabe für die Kategorie Innovation übernahm „Presse“-CEO Herwig Langanger. Platz drei ging an die Enio GmbH, Experte in der Entwicklung von Softwaresystemen zur Steuerung von Ladestellen für E-Mobilität. Im Projekt stellte Enio ein Energiemanagement vor, das vor allem die Bedürfnisse der Nutzer berücksichtigt. „Innovation ist für uns ein unerlässliches Erfolgsrezept“, erklärte Enio Gründer Friedrich Vogel, der gemeinsam mit den beiden Enio Geschäftsführern Markus Litzbauer und Michael Viktor Fischer die Auszeichnung entgegennahm. „Wir sind überzeugt, dass unsere Innovation die E-Mobilität im großen Stil überhaupt erst ermöglicht, denn wenn wir alle zur gleichen Zeit laden, würde das für das Netz eine Überlastung bedeuten. Unsere Software verteilt die Ladeperioden je nach Bedürfnis des Anwenders.“
Den zweiten Platz räumte die Conbrain Solutions GmbH ab. Im Projekt „Early Bird“entwickelte das Unternehmen eine Software zur Früherkennung von Problemen und Risiken bei Bauprojekten mittels künstlicher Intelligenz. „Jedes Bauprojekt ringt darum, Kosten, Termine, Qualitäten zielsicher zu erreichen und sollte Probleme und Risiken rechtzeitig erkennen“, sagte Conbrain-Geschäftsführer Wolf Plettenbacher. „Mit unserer Software kann das Projektmanagement bei den ersten Risiko-Anzeichen sofort eingreifen und gegensteuern.“Die Software richtet sich an alle Teilnehmer im Bauprozess, von den Auftraggebern bis zu Auftragnehmern.
Zum Sieg gratulierte Langanger der Brantner Digital Solutions GmbH. Mit dem Projekt „Hawkeye“hat Brantner den Standard in der bildbasierten Erkennung von Objekten in der Abfallwirtschaft neu definiert. „Mit unserem System können wir bei der Schüttung unserer Bio-Lkws bereits erkennen, welche Störstoffe sich in der Biotonne befinden“, erklärte Christoph Pasching, Head of Digital Solutions. In Echtzeit wird jede einzelne Tonne nach Schulnotensystem bewertet. Ein Einser wird direkt ins Kompostiersystem weitergeleitet. Die Noten zwei bis vier veranlassen eine Vorselektion und ein „Nicht genügend“kommt direkt in die Verbrennung. „Wir haben eines der schnellsten neuronalen Netze entwickelt, damit dieses System funktionieren kann. Deshalb trägt das Projekt den Namen ‚Hawkeye‘, weil Falken die schnellsten Greifvögel sind und zudem extrem gut sehen“, sagte Rene Heinzl, Geschäftsführer von Brantner Digital Solutions GmbH.
Gekonnt transformiert
Rudolf Schrefl von Drei Österreich ließ es sich nicht nehmen, die Gewinner in der Kategorie Transformation zu verkünden. Platz 3 errang der Vorarlberger Logistiker Gebrüder Weiss. Mit dem Projekt „myGW“erzielte man die digitale Transformation beim Kundenportal, indem eine komplexe logistische Lösung für den Kunden nahezu selbsterklärend ist. Alle Abläufe sind komplett transparent und für den Kunden verbessert sich die Planbarkeit. „Der User kann die Plattform ohne Einschulung sofort nutzen“, nannte Gebrüder Weiss Vorstand Jürgen Bauer einen der großen Vorteile. „Das Portal wird am Markt extrem gut angenommen. Die Pandemie half, weil wir den Kunden die Möglichkeit gaben, dass ihre Mitarbeiter im Home-Office ihre Logistik steuern konnten“, sagte Wolfgang Brunner, Head Project- & Portalmanagement.
Zumtobel Lighting GmbH wurde von der Jury zum zweiten Platz in der Kategorie Transformation gekürt. Im Zuge des Bauprojekts Koralmtunnel wurde eine temporäre Lösung zur Echtzeit-Personen- und Objekterfassung gesucht, um für bestmöglichen Schutz für Personal und Besucher zu sorgen, und man setzte auf die Zumtobel Digital Services. „Für uns war das ein völlig neuer Bereich und insofern eine besonders spannende Herausforderung“, gestand Herbert Pamminger, Vice President Business Development Zumtobel Lighting GmbH. „Bei diesem Projekt war die gute Kooperation der teilnehmenden Firmen Grundvoraussetzung, aber die Offenheit aller Partner hat uns überzeugt.“
Ganz oben am Siegertreppchen stand Nagarro Austria. Im Projekt ging es um die Navigation mittels audiovisueller Informationen über Smart Glasses für sehbehinderte und blinde Personen in den U-BahnStationen. „In dem Projekt wurden gleich mehrere Innovationen involviert. Besonders herausfordernd war der Nachbau des GPS unter der Erde“, sagte Michael Ziermair, Senior Innovation Manager, der gemeinsam mit Thomas Riedl (Managing Director) und Helmut Pichler (Innovation Consultant) die Trophäe in Empfang nahm. Als Early-Adopter in Österreich bei der Smart-Glasses-Technologie war das übrigens nicht der erste Award für Nagarro Austria. Alleine für Smart-Glasses-Projekte räumte man schon eine Handvoll Preise ab.