Die guten Ideen schützen lassen
Erfindergeist. Patente für innovative Lösungen kosten mitunter viel Geld. Doch die Investition lohnt sich. Sie verhindert Nachahmer und hilft auch bei der Finanzierung.
Wer eine gute Idee schützen lassen möchte, muss mitunter tief in die Tasche greifen: „Will man etwas in mehreren Ländern patentieren lassen, kann einem das schon mehrere Hunderttausend Euro kosten“, erzählt Martin Wesian, Wiener Unternehmer und Gründer des Social Enterprise Helioz. Er hat „Wadi“erfunden, ein handgroße Gerät, das mithilfe von UV-Strahlen des Sonnenlichts Wasser desinfiziert und damit für Millionen Menschen einen Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen kann.
Wesian ließ seine Innovation patentieren und investierte dafür viel Geld. Auf die Patente zu verzichten, war keine Lösung: „In Europa und Österreich ist es vor allem eine Frage der Finanzierung. Für viele Förderungen ist ein Patent Voraussetzung. Und auch Investoren insistieren, dass die Erfindung, in die sie einzahlen, patentiert ist.“Problematisch sind die hohen Aufwendungen zum Schutz der eigenen Ideen vor allem für Start-ups. Mit seiner Idee beweist der Wiener Unternehmer einmal mehr die Innovationskraft Österreichs. Diese zeigt auch die Jahresbilanz des Österreichischen Patentamts. Allein im vergangenen Jahr wurden 2480 heimische Erfindungen angemeldet, 372 davon aus Wien. Besonders stark ist Österreich bei Patenten in den Bereichen Mechatronik und Elektrotechnik, aber auch bei Klimaschutz und bei grünen Technologien.
Europäisches Einheitspatent
Einer der innovativen Betriebe, die im Bereich grüner Technologien tätig sind, ist crystalsol, ein 2009 gegründetes Wiener Start-up, das eine flexible Fotovoltaik-Technologie mittels Rolle-zu-Rolle-Druck realisiert. Die wissenschaftliche Basis und das Know-how für diese einzigartige Technologie stammen von Dieter Meissner, dem Gründer des Unternehmens und mittlerweile emeritierten Universitätsprofessor. Er ließ sich im Zuge seiner Forschungsarbeit
150 Patente sichern. „Im Grunde handelt es sich um 39 Ideen oder Patentfamilien, für die ich Patente in unterschiedlichen Ländern angemeldet habe.“
Auch er weist auf die Kosten hin. Im ersten Jahr seien Patente zum Beispiel in Österreich noch sehr günstig, „die Kosten steigen dann aber rapide und dann ist es höchste Zeit, Investoren zu finden“. Erleichterung soll ab dem kommenden Jahr das europäische Einheitspatent schaffen. „Das Europäische Patentamt prüft europäische Patentanmeldungen zentral und erspart Erfindern damit die Kosten paralleler Anmeldungen“, erklärt Ilja Rudyk, Senior-Ökonom des Europäischen Patentamts. Mit dem Einheitspatent entfalle die Notwendigkeit nationaler Validierungsverfahren und damit verbundene Aufwendungen.
Viele Firmen fürchten, durch eine Patentanmeldung Ideenklau zu erleichtern. Die Angst ist unbegründet, erzählt Meissner: „Man muss einfach wissen, wie man ein Patent schreibt und formuliert, damit so etwas nicht passiert.“Er rät zur Zusammenarbeit mit einem erfahrenen
Patentanwalt. Unterstützung bietet auch der kostenlose Patentsprechtag der Wirtschaftskammer Wien. Christian Harwanegg, Gründer und Geschäftsführer des Biotechs Macro Array Diagnostics (MADx), hat seine Innovationen in über 35 Ländern patentieren lassen. „Wir entwickeln, produzieren und vertreiben Tests, Instrumente und Software für die immunologische Diagnostik und Forschungsanwendungen.“Sein Unternehmen ist erst seit fünf Jahren aktiv und am Weltmarkt schon die Nummer zwei. Sein Allergietest macht es möglich, in einem einzigen Schritt 300 verschiedene Allergene zu testen. „Damit decken wir nahezu 100 Prozent der weltweit relevanten Allergieauslöser ab“, sagt Harwanegg. Nun sollen solche Testkits auch für private Nutzer angeboten werden.