Do, Re, Mi und andere Monster
Globe Wien. Michael Wagenthaler holt ab Dienstag 10.000 Volksschulkinder auf die Bühne. Oder anders gesagt: Die Monsterfreunde-Konzerte sind zurück.
Geplant war das alles ja nicht. Eigentlich ist Michael Wagenthaler davon ausgegangen, „dass ich als Volksschullehrer in Pension gehe“.
Dann aber kam es anders. Denn aus einem kleinen Projekt, das Wagenthaler vor neun Jahren mit seinen damaligen Schülerinnen entwickelt hat, wurde das mittlerweile doch recht, nun, monströse „Monsterfreunde“Programm, das Teil des Unterrichts von rund 16.000 Volksschulkindern ist. Weshalb Wagenthaler seinen Beruf als Lehrer längst aufgegeben hat und sich den Monsterfreunden widmet.
Für alle, die nicht im VolksschulUniversum zu Hause sind: Die Monsterfreunde sind sieben bunte Monster, die – daher sind sie auch recht rundlich – an Notenköpfe erinnern sollen und nach den Tonsilben der Tonleiter (Do, Re, Mi usw.) benannt sind. „Ich habe dabei von Anfang an den Kindern das Wort gegeben,“erzählt Wagenthaler. Ursprünglich war die Idee „nur für den Musikunterricht konzipiert“, dann aber „wollten die Kinder nicht mehr aufhören, diese Abenteuerwelt zu bereisen, sie haben so viel Energie daraus geschöpft, dass ich die Monsterfreunde auch in die anderen Unterrichtsfächer hineingenommen habe“.
Die furchtbar böse alte Hex’
Einige Lehrerinnen und Lehrer an seiner Volksschule – der VS Haebergasse in Wien-Meidling – wurden neugierig, „weil es in meiner Klasse so gut gelaufen ist“, andere waren anfangs durchaus skeptisch. Sie alle hat Wagenthaler mit ins Boot geholt – gemeinsam haben sie für jedes Schuljahr passend zum Lehrplan weitere Monsterfreunde-Abenteuer ausgearbeitet. Heute gibt es 16 Abenteuer – vier für jede Schulstufe. „Man kann also“, sagt Wagenthaler, „den gesamten Unterricht über diese Fantasiewelten absolvieren.“Aus Wagenthalers ersten Monsterfreunde-Klasse wurde bald eine ganze Schule, ehe andere Schulen in Meidling hinzukamen – heute sind es wienweit rund 300.
Die Volksschullehrerinnen und -lehrer können die Materialien im Unterricht nach Belieben einsetzen, an acht Tagen im Schuljahr kommt zudem ein Monsterfreunde-Chorleiter in die Klasse, singt und musiziert mit den Kindern. Und das durchaus auch für die große Bühne, denn ab Dienstag treten rund 10.000 Kinder bei insgesamt 25 Konzerten im Globe auf (siehe Infobox). Und das, sagt Wagenthaler, mache etwas mit den Kindern: „Dieses
Gemeinschaftserlebnis, das Wissen: Ich bin eine wichtige Stimme und gemeinsam sind wir unschlagbar: Da macht es einen Schritt im Kopf.“
Gerade hat Wagenthaler an seiner alten Volksschule mit drei Klassen im Turnsaal noch einmal einige der Lieder geübt. Die Begeisterung? Groß. Besonders beim Lied von der „furchtbar bösen, alten Hex“, bei der „Tramway-Polka“oder dem englischen Song „Rocking in Outer Space“: Von Rap bis Klassik sind viele Genres vertreten, „die Kinder sollen mit allem in Berührung kommen“.
Die Lieder hat Wagenthaler teils selbst komponiert, teils stammen sie von Freunden und Chorkollegen. Alle Lieder wurden von Klassen an seiner damaligen Volksschule ausprobiert und für gut befunden – sonst wären sie nicht in das Monsterfreunde-Programm
AUF EINEN BLICK
Michael Wagenthaler ist Gründer und Geschäftsführer der „Monsterfreunde“einem musikalischen Programm, das in diversen Unterrichtsfächern zum Einsatz kommt. Rund 300 Wiener Volksschulen mit ca. 16.000 Kindern verwenden die Monsterfreunde-Materialien im Unterricht. Ein großer Teil der Kinder steht ab Di., 10. Mai, bis
20. Mai im Globe bei insgesamt 25 Konzerten (mit jeweils rund 450 Kindern) auf der
Bühne. Tickets und Infos: www.monsterfreunde.com
aufgenommen worden. Und auch nicht auf der Begleit-CD gelandet, mit der viele Lehrerinnen und Lehrer arbeiten. Wagenthaler selbst begleitet die Kinder am liebsten auf der Gitarre, „aber viele Pädagogen beherrschen heute kein Instrument mehr“, da sei die CD hilfreich.
Überhaupt habe er schon viele schöne Erlebnisse gehabt, sagt Wagenthaler, mit den Kindern sowieso, aber auch mit den Lehrern: Etwa mit jener älteren Pädagogin, die schon ziemlich unmotiviert war und durch die Monsterfreunde-Materalien wieder neuen Schwung in ihren Unterricht gebracht hat. Junge Kollegen seien oft dankbar, „weil sie selbst noch nicht so viel Material haben“. Andere vertiefen die Themen aus den Monsterfreunde-Büchern noch weiter: Eine Lehrerin, erzählt Wagenthaler, habe passend zum Weltraumabenteuer mit den Kindern Weltraumanzüge gebastelt, „die sitzen dann alle mit Helmen in Unterricht“, rechnen in Mathe die Umlaufbahnen von Satelliten aus und singen den Weltraumsong auf Englisch.
So viel Begeisterung rührt Wagenthaler immer noch: Als Volksschullehrer „haben wir die Möglichkeit, vier Jahre wirklich etwas zu bewegen. Vier Schuljahre hängen an einer Person. Mein Wunsch war es immer, dass die Kinder um acht vor der Schule stehen und es nicht erwarten können, dass es weitergeht.“