Schicker Mist verdreckt den Kunstmarkt und die Umwelt
Umweltschmutz statt Umweltschutz: NFTs (Non Fungible Tokens) sind das neue Spielzeug der Museen. Sie verpesten die Umwelt. Die „steirische Eiche“tut das auch.
Vielleicht sollte man über Arnold Schwarzenegger eher nichts Kritisches sagen, seit er in einer sehr eindrücklichen, bewegenden und empathischen Videobotschaft an das russische Volk über den Angriffskrieg und die humanitäre Katastrophe in der Ukraine gesprochen hat. Ja, Arnie findet oft die richtigen Worte. Bekanntlich düst er auch gern als nimmermüder Klimabotschafter im Privatjet rund um den Globus, um uns Holzklassepassagieren das Billigfliegen auszureden. Man muss ihm diesbezüglich recht geben. Zweifellos hat man es in privaten Fliegern beinfreier als in eng bestuhlten Linienfliegern. Ein Fußabdruckvergleich des Onlinemagazins Hopes and Fears hat während seiner Zeit als Gouverneur Kaliforniens ergeben, dass ein Linienpassagier ein Jahr lang jeden Tag 9,3 Mal die Strecke Los Angeles–Tokyo und retour fliegen könnte, um gleich viel Treibstoff zu verbrauchen wie er jährlich allein auf seinen innerkalifornischen Flügen. Vielleicht hat Schwarzenegger auch deshalb zumindest in Kalifornien von Luft auf Straße umgesattelt. Auf dem Boden verkehrt er allerdings in Kraftfahrzeugen, die als KleinLkw durchgehen könnten. Anfang dieses Jahres begrub er bei einem Auffahrunfall auf dem Sunset Boulevard einen Toyota Prius unter seinem XXXXL-SUV, der pro Kilometer um die 300 Gramm C02 in den kalifornischen Himmel pufft. Das macht auf 1000 km (also Los Angeles–San Francisco und retour) 0,3 Tonnen und damit beinahe den C02-Ausstoß (0,49 Tonnen) eines Linienflugs Wien–London–Wien.
Einen Spitzenplatz belegt just auch das mit dem Österreichischen Umweltzeichen verbrämte Belvedere, seit das Museum die hochauflösliche Abbildung von Klimts „Kuss“in 10.000 Bussel-, äh Puzzleteile zerlegt hat und diese nun als NFTs (Non Fungible Tokens) verscherbelt. Vom Minting (also der Prägung) bis zur Transaktion verursacht ein einziger NFT laut dem Onlinerechner carbon.fyi in etwa so viel C02 wie ein innereuropäischer Flug, 10.000 NFTs folglich so viel wie 10.000 Flüge. Flugschämen
abgeschafft! Nun bietet auch das Leopold-Museum 24 „gemintete“Schieles auf der NFT-Plattform LaCollection an – wenigstens nicht, wie im Belvedere, als Kunstverhackertes, sondern als digitale Klone: Von drei Bildern werden nur je zwei NFTs zu einem Ausrufungspreis von 100.000 Euro versteigert, neun Werke gibt es in höherer Auflage um 15.000 Euro, die anderen in einer offenen Edition bis zu 100 Stück pro Bild um je 499 Euro. Der britische Künstler Memo Akten hat berechnet, dass die Herstellung eines Kryptokunstwerks mit einer Auflage von mehr als 800 gleich viel Energie verbraucht, wie die Erde 24,5 Mal mit einem E-Auto zu umkreisen.
Das Zahlungsmittel für Kryptokunst ist, wenig erstaunlich, Kryptogeld. Es wird dank gigantischer Computerrechenleistungen auf sogenannten MiningComputerfarmen erzeugt (Fachleute sagen: geschürft). „Man schätzt, dass heute bereits 50 Prozent der weltweiten Energie in Datenzentren ausschließlich für das Mining von Bitcoins verbraucht wird. Das heißt, dass diese Währung allein (und es gibt unzählige mehr) mehr Strom verbraucht als Amazon, Apple, Google, Facebook und Microsoft zusammen. Mit schwerwiegenden Folgen“, schreibt Ji-Hun Kim im Kunstmagazin „Monopol“: „Denn meist wird dieser Strom in China, Russland, Georgien oder Kasachstan mit fossilen Brennstoffen hergestellt. Zum Teil so intensiv, dass die Bevölkerungen zu wenig Strom für ihre Haushalte haben und viele Regionen vor dem Kollaps stehen.“Auch wenn das Leopold-Museum den von ihm verursachten Umweltschmutz mit Baumpflanzungen zu kompensieren verspricht, hat Ji-Hun Kim recht: „Gemachter Mist ist ja immer erst mal Mist . Und auf einen Zug zu springen, weil jemand anders damit Millionen gemacht hat, nun ja – mit wahrer Kunst sollte das ja eigentlich am allerwenigsten zu tun haben.“Wie viel Dreck vertragen Kunstmarkt und Museen? Zweckdienliche Auskünfte des grünen Kulturministers, seiner Staatssekretärin und deiner Parteikollegin im Umweltministerium dringend erbeten!
Von der Prägung bis zur Transaktion verursacht ein NFT in etwa so viel C02 wie ein innereuropäischer Flug.