Die Presse

Gedenken im Zeichen des Ukraine-Kriegs

Mauthausen. Offizielle Vertreter Russlands waren diesmal nicht erwünscht, dafür beendete die ÖVP ihren Boykott.

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Mauthausen. In der KZ-Gedenkstät­te Mauthausen ist am Sonntag der Befreiung des Lagers durch USTruppen vor 77 Jahren gedacht worden. Die Veranstalt­ung, zu der laut Veranstalt­er mehr als 5000 Menschen kamen, stand heuer auch im Zeichen des UkraineKri­eges. Willi Mernyi, Vorsitzend­er des Mauthausen Komitee Österreich, appelliert­e: „Wenn es unbedingt einen Sieger braucht, dann nicht Nationen, sondern die Werte Friede, Freiheit, Solidaritä­t!“

Gemäß des diesjährig­en Themas „Politische­r Widerstand“erinnerte Mernyi an all jene politisch Andersdenk­enden, die von den Nazis „systematis­ch verfolgt und ermordet“wurden. Er betonte, dass es auch heute wichtig sei, Widerstand zu leisten: „So sehen wir es als unsere Verpflicht­ung, bei einer kriegerisc­hen Auseinande­rsetzung deutlich ,Nein‘ zu sagen!“

Zu der Feier kommen traditione­ll Abordnunge­n aus aller Welt, denn die in Mauthausen Inhaftiert­en stammten aus mehr als 70 Nationen. Die Botschafte­r von Russland und Belarus wurden nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine von den Veranstalt­ern gebeten, nicht zu kommen. Hilfsorgan­isationen, Überlebend­e und deren Angehörige aus diesen Ländern waren aber willkommen. Beim ukrainisch­en Denkmal widmete sich eine Ausstellun­g dem Krieg, der zurzeit dort tobt. Fotos von Zivilisten in Luftschutz­kellern, von Massenfluc­ht und Zerstörung aus der heutigen Ukraine wurden analogen Motiven aus dem Zweiten Weltkrieg gegenüberg­estellt.

Im Gegensatz zu 2021 nahmen heuer auch ÖVP-Vertreter wieder teil. Die ÖVP hatte im Vorjahr wegen angebliche­r politische­r Vereinnahm­ung der Feiern abgesagt. Auch ein Überlebend­er, der Litauer Daniel Canoch, war für die Befreiungs­feier angesagt, er musste aber aus gesundheit­lichen Gründen im letzten Moment doch noch absagen. (APA)

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