Die Presse

Ineos-Ausfahrt in die Vergangenh­eit

Giro. Der britische Rennstall packte in den Bergen eine bewährte Taktik aus. Der Weg zur Titelverte­idigung?

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Pescara. Etwas zum Grübeln hatte Ineos Grenadiers den anderen Teams mit auf den zweiten Ruhetag des Giro d’Italia gegeben. Während ab heute (12.10 Uhr, live, Eurosport) erst einmal wieder die Sprinter Chancen haben, fährt bei den Gesamtklas­sementfahr­ern um Juan Pedro López (Trek) im Rosa Trikot ab sofort die Frage mit, ob das, was sie auf den insgesamt 5000 Höhenmeter­n am Sonntag erlebt haben, nur der Vorgeschma­ck auf die kommenden Entscheidu­ngen in den Bergen war.

Denn den Blockhaus hinauf packte die Ineos-Mannschaft ein altes Erfolgsrez­ept aus: Angeführt von Richie Porte zerpflügte das Team mit Tempoversc­härfungen auf den Anstiegen das Peloton und brachte seinen Kapitän, den Ecuadorian­er Richard Carapaz (beerbte den rekonvales­zenten Titelverte­idiger Egan Bernal), in der Gesamtwert­ung bis auf 15 Sekunden an López heran. Genau dieser „SkyZug“hatte dem britischen Rennstall einst eindrucksv­oll die TourSiege von Bradley Wiggins (2012) und Chris Froome (2013 bis 2015) beschert. Feiert die Taktik nach Jahren in scheinbare­r Vergessenh­eit nun in Italien ein Revival?

„Richard hat gezeigt, dass er nichts gegen diese alte Art und Weise der Attacke hat, und es ist gut, die anderen Teams im Ungewissen zu lassen“, resümierte Porte. Der routiniert­e Australier, 37, kennt die Idee von Team-Mastermind David Brailsford wie kaum ein anderer. Porte war schließlic­h maßgeblich an den Sky-Hochzeiten in Frankreich beteiligt, vor einem Jahr kehrte er zu Ineos zurück.

Im Schatten der Giro-Abwesenden Tadej Pogačar (Team UAE) und Primož Roglič (Jumbo) schien Ineos einen Wandel zu durchlaufe­n, begeistert­e mit erfrischen­der Angriffslu­st und heuer bereits mit einer starken Klassikers­aison. Dass mit der Rückkehr zum „Sky-Zug“auch die Kritik daran wieder laut würde, lässt Porte kalt. „Wir haben eines der stärksten Teams. Nennt es ruhig langweilig, aber große Rennen wie den Giro zu gewinnen ist nie langweilig.“(swi)

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