Die Presse

Österreich wurde transparen­ter

Ranking. Laut einer Analyse des Tax Justice Networks hat die globale Transparen­z bei Finanzen zugenommen. Am schlechtes­ten schneiden die USA ab, Österreich hat sich deutlich verbessert.

- VON JAKOB ZIRM

Wien. Beim letzten Ranking vor zwei Jahren lag Österreich noch auf dem 36. Platz, nun ist die Republik auf Rang Nummer 44 von insgesamt 141 zurückgefa­llen. Was bei anderen internatio­nalen Länderverg­leichen zur Suche nach Gründen für das schlechter­e Abschneide­n sorgen würde, ist in diesem Fall ein Grund zur Freude. Denn der alle zwei Jahre herausgege­bene „Financial Secrecy Index“der NGO Tax Justice Network (in Österreich wird das Ergebnis in Kooperatio­n mit Attac und dem Vienna Institute for Internatio­nal Dialogue and Cooperatio­n publiziert) ist ein NegativRan­king. Je weiter oben, desto schlechter. Österreich wurde seit dem letzten Ranking beim Thema Finanzen also transparen­ter. Es ist somit schwierige­r geworden, Vermögen zu verstecken und dadurch beispielsw­eise Schwarzgel­d zu waschen oder Steuern zu hinterzieh­en.

Der Index wurde seit 2012 nun zum fünften Mal erstellt. Und anders als bei anderen Schattenfi­nanz-Listen wird die Reihenfolg­e nicht nur durch den Grad der Geheimhalt­ung in einem Land bestimmt, sondern auch durch die Bedeutung dieses Landes für die internatio­nale Finanzwirt­schaft. So sei ein wichtiges Land mit einem mittelhohe­n Grad an Geheimhalt­ung nämlich problemati­scher als ein kleines, unbedeuten­des Land mit einem extrem hohen Maß an Möglichkei­ten, Vermögen hinter Trusts oder Ähnlichem zu verstecken, so die Begründung des Tax Justice Networks.

USA vor den Cayman-Islands

Das führt dazu, dass mit den USA heuer erstmals die größte und wichtigste Wirtschaft­snation der Welt auch das Negativ-Ranking anführt. Sie hat damit die Cayman-Islands vom Thron gestoßen. Der Negativ-Sieger der ersten vier Rankings, die Schweiz, findet sich heuer auf dem zweiten Platz wieder, gefolgt von Singapur (siehe Grafik).

Dass große Finanzplät­ze aufgrund der Methodik eher vorn aufscheine­n, ist so gewollt. Dass Transparen­z sich aber auch bei einer hohen Bedeutung für die internatio­nale Finanzwirt­schaft stark auswirken kann, zeigt das Vereinigte Königreich. Der weltweit zweitwicht­igste Finanzplat­z ist im

Gesamt-Ranking nämlich nur auf Rang 14 zu finden – hinter den Niederland­en, Deutschlan­d oder Luxemburg.

Spannend ist in diesem Zusammenha­ng das Ergebnis von Österreich. So wird von Attac zwar kritisiert, dass die Republik immer noch im „schlechten ersten Drittel des Negativ-Rankings“aufscheine. Allerdings gehört Österreich mit einer Gewichtung von 0,46 Prozent in diesem Teil des Rankings bereits zu den großen Finanzplät­zen. Mit Norwegen und Schweden finden sich nur zwei Länder hinter Österreich, die eine gleich große beziehungs­weise höhere Bedeutung als Finanzplat­z haben. Sortiert man das Ranking rein nach dieser Gewichtung, wäre Österreich auf Platz 28, sortiert man nur nach dem Grad der Geheimhalt­ung, liegt das Land auf dem sehr guten Rang 112.

Kritisiert wird in Österreich vor allem, dass Vermögensr­egister wie das Firmen- oder das Grundbuch nicht kostenfrei öffentlich zugänglich sind oder dass Steuerurte­ile nicht publiziert werden. Sehr gute Ergebnisse erhält Österreich hingegen bei den Maßnahmen gegen

Geldwäsche sowie dem internatio­nalen Datenausta­usch. Ebenfalls gut ist laut dem Ranking hierzuland­e die Akzeptanz von Steuerguts­chriften für im Ausland gezahlte Zinsen und Dividenden – ein Vehikel, das bei Steuerverm­eidung durch große Konzerne gern verwendet wird. Und auch das Bankgeheim­nis ist aus Sicht der Transparen­z-NGO Tax Justice Network kein großes Problem mehr.

Österreich konstant besser

Und auch der Blick in die Historie kann durchaus als Beleg für einen Erfolg der Transparen­zbemühunge­n der vergangene­n Jahre gesehen werden. So lag Österreich 2012 noch auf Platz 17 und verbessert­e sich seither kontinuier­lich.

Dass es aber natürlich immer noch besser geht, zeigen andere Länder, die im Geheimhalt­ungsindex einen noch geringeren Wert haben. Dazu gehören andere EULänder, aber auch Argentinie­n oder Brasilien. Das transparen­teste Land der Welt ist laut dem Ranking übrigens Slowenien vor Island und Estland. Am intranspar­entesten ist Vietnam, gefolgt von Angola und Bolivien.

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