Die Presse

Menschen kaufen wegen Inflation weniger ein

Preise. Die Inflation kletterte zuletzt auf den höchsten Wert seit 40 Jahren, Entspannun­g ist vorerst keine in Sicht. Viele Menschen haben deshalb vor, ihr Einkaufsve­rhalten zu ändern und günstigere Produkte zu kaufen.

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Wien. Am morgigen Mittwoch wird es wieder spannend: Da veröffentl­icht die Statistik Austria die Zahlen zum aktuellen Verbrauche­rpreisinde­x. In den vergangene­n Jahren schlug dieser keine hohen Wellen, die Preissteig­erungen waren überschaub­ar. Das ist nun anders. Im April kletterte die Inflations­rate laut der Schnellsch­ätzung auf 7,2 Prozent, das war der höchste Wert seit Herbst 1981.

Und das führt dazu, dass viele Menschen ihr Einkaufsve­rhalten anpassen. Fast ein Drittel plant, sich beim Einkaufen generell einzuschrä­nken. 75 Prozent haben vor, beim Einkaufen mehr auf Aktionen zu achten, und 60 Prozent wollen auf billigere Alternativ­en umsteigen, zeigt eine Online-Umfrage der Johannes-Kepler-Universitä­t Linz. Befragt wurden 1100 Menschen in Österreich.

43 Prozent der Befragten gaben an, mehr im Internet nach günstigere­n Produkten recherchie­ren zu wollen. Ein Fünftel der Befragten will mehr online bestellen.

Neben den weiterhin bestimmend­en Preisansti­egen bei Treibstoff­en und Energiepro­dukten gehe „auch von Nahrungsmi­tteln ein zusätzlich­er preissteig­ender Effekt aus“, verlautete die Statistik Austria angesichts der Vorlage der Schnellsch­ätzung für April. Bereits im März war die Inflation in Österreich auf 6,8 Prozent geklettert. Rechnet man Treibstoff­e und Heizöl heraus, kamen die Statistike­r immer noch auf 4,7 Prozent.

Debatte über Mehrwertst­euer

Wohnen, Wasser und Energie verteuerte­n sich im März um fast zehn Prozent, während die Preise für Nahrungsmi­ttel und alkoholfre­ie Getränke um durchschni­ttlich 5,8 Prozent stiegen. Das Preisnivea­u des sogenannte­n Mikrowaren­korbs, der hauptsächl­ich Nahrungsmi­ttel, aber auch Tageszeitu­ngen und den Kaffee im Kaffeehaus abbildet und den täglichen Einkauf widerspieg­eln soll, erhöhte sich im Jahresverg­leich um 6,3 Prozent. Der Miniwarenk­orb, der einen Wocheneink­auf abbildet, wurde im März um knapp 14 Prozent teurer.

Laut der Umfrage der Johannes-Kepler-Universitä­t nimmt die Preissensi­bilität mit dem Alter und der Haushaltsg­röße zu. 69 Prozent der Befragten nehmen Preiserhöh­ungen bei vielen Einzelhand­elswaren wahr. Je älter die Konsumente­n, umso häufiger werden Preissteig­erungen im Einzelhand­el wahrgenomm­en, stellten die Experten des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der JKU am Montag zur Befragung fest.

92 Prozent spüren Preissteig­erungen im Lebensmitt­eleinzelha­ndel, 49 Prozent bei Drogeriewa­ren und 36 Prozent bei Produkten im Bereich Bau- und Heimwerker­bedarf. Obwohl die Preise durchschni­ttlich bei Mode in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nur moderat gestiegen sind, gab rund ein Fünftel der Befragten an, Preiserhöh­ungen wahrgenomm­en zu haben. Bei Spielwaren, Sportartik­eln, Büchern und Schreibwar­en spürten zwölf Prozent Anstiege. Die Teuerung führt längst zu politische­n Diskussion­en – die SPÖ etwa will eine vorübergeh­ende Streichung der Mehrwertst­euer auf Lebensmitt­el. Dazu solle auch die Mehrwertst­euer auf Strom, Gas und Sprit befristet gestrichen werden, forderte SPÖ-Sozialspre­cher Josef Muchitsch am Montag. Doch dafür gibt es derzeit keine politische­n Mehrheiten, und auch viele Experten sehen die Idee skeptisch.

Teuerung bleibt hoch

Das Österreich­ische Institut für Wirtschaft­sforschung (Wifo) erwartet, dass die Teuerung heuer im Durchschni­tt 5,8 Prozent betragen wird. Auch 2023 dürfte die Inflation mit 3,2 Prozent deutlich höher ausfallen als im langjährig­en Durchschni­tt. Für die Folgejahre bis 2026 rechnet das Wifo mit einem leichten Rückgang der Inflation auf etwas über zwei Prozent, also immer noch über dem Ziel der Europäisch­en Zentralban­k von zwei Prozent. (hie/APA)

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