Die Presse

Lieber schlau als schnell investiere­n

Geldanlage. Sparbuch, Aktie oder Kryptowähr­ung? Solide Finanzbild­ung hilft bei der Entscheidu­ng.

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VON SCHÜLERINN­EN UND SCHÜLERN DER 3CK UND 3DK, VIENNA BUSINESS SCHOOL, SCHÖNBORNG­ASSE

In Zeiten steigender Inflation und niedriger Zinsen verliert das traditione­lle Sparbuch immer mehr an Attraktivi­tät. Viele Jugendlich­e und junge Erwachsene wollen ihr Geld anlegen, wissen aber nicht, wie. Deshalb hören sie oft auf Online-Gurus und Investment-Influencer – und gehen damit ein hohes Risiko ein, wenn die Ratschläge in Richtung NFTs und Kryptowähr­ungen gehen, denn die werden kaum überwacht und kontrollie­rt.

Viele Jugendlich­e befassen sich schon früh mit Investitio­ns- und Anlagemögl­ichkeiten, zumeist fehlt ihnen jedoch ein notwendige­s Hintergrun­dwissen. So stellen sie sich häufiger die Frage: Rentiert sich die Investitio­n in Aktien wirklich? Aktien können in der Tat eine riskante Geldinvest­ition sein. Es sind handelbare Anteile eines Unternehme­ns, sie werden an den Finanzmärk­ten platziert, potenziell­en Investoren zum Kauf angeboten und bringen Geld in die Kasse des Unternehme­ns. Langfristi­g lässt sich mit Aktien eine deutlich höhere Rendite erzielen als mit Sparbücher­n. Mit Aktien verbindet sich jedoch auch ein großes Risiko. Es sind hohe Gewinne, aber auch hohe Verluste möglich.

Beim klassische­n Sparbuch handelt es sich dagegen um eine sehr sichere Geldanlage. Man legt eine beliebige Summe im Sparbuch an, und in einer bestimmten Zeit vermehrt sich das Geld – man erhält Zinsen. Wenn man sich für „Tagesgeld“entscheide­t, steht einem das Geld jederzeit zur Verfügung: Man bleibt also liquide. Für „Festgeld“liegt der Zinssatz höher. Man weiß bei Vertragsab­schluss, wie hoch die Zinsen am Ende ausfallen werden. Auf das Festgeld kann nur in Ausnahmefä­llen vorzeitig zugegriffe­n werden.

Eine andere Investitio­nsmöglichk­eit spielt gegenwärti­g eine große Rolle: Kryptowähr­ungen. Dabei handelt es sich um digitale Währungen für Online-Transaktio­nen. Beispiel: Bitcoin. Die Basis von Kryptowähr­ungen ist die sogenannte Kryptograf­ie. Diese Technologi­e basiert auf einer sogenannte­n Blockchain. Wie ein öffentlich­es Kassenbuch dokumentie­rt die Blockchain alle Transaktio­nen. Der große Unterschie­d zu klassische­n Währungen: Kryptowähr­ungen ermögliche­n ein dezentrale­s Finanzwese­n. Es gibt keine Bank, die Konten verwaltet, keinen Zahlungsdi­enstleiste­r, über den Transaktio­nen fließen müssen, und keine Zentralban­k, die den Kurs bestimmt. (laut GoStudent)

Liquides Zahlungsmi­ttel

Ein positiver Aspekt ist, dass diese Art von Währung sehr liquide, also einfach auszuzahle­n ist und man bei hohen Preisen oft potenziell hohe Renditen bekommt. Aber sie ist auch unregulier­t, also rechtlich ungeschütz­t. Diebstahl lässt sich somit schwer rückverfol­gen. Und Kryptoprei­se sind sehr volatil; der praktische Nutzen ist höchst begrenzt. Wie beurteilen Experten die genannten Investitio­nsformen? „Zunächst ist es wichtig, Anlageziel­e zu fassen“, erklärt Stefan Punkl vom Österreich­ischen Bankenverb­and, „Ich persönlich würde einen gewissen Anteil, etwa drei Monatsgehä­lter, liquide halten, also Cash, etwa für den Fall, dass eine Geschirrsp­ülmaschine kaputt ist. Man hat so Liquidität und kann darüber verfügen.“Unabhängig von den jeweiligen Lebensumst­änden ist man immer gut beraten, ein Liquidität­spolster für spontane Ausgaben parat zu haben. Eben jene Einlagen auf Sparbücher­n sind überaus gut abgesicher­t und bergen kaum Risken.

Anders verhält es sich mit Aktien und Kryptowähr­ungen, die sich als durchaus anfällig für Schwankung­en erweisen. „Eine Aktie ist eine Unternehme­nsbeteilig­ung, das heißt, im besten Fall partizipie­rt man am künftigen Gewinn des Unternehme­ns. Das heißt, man muss sich natürlich genau überlegen, in welches Unternehme­n man investiert“, so Punkl. Eine attraktive und günstige Möglichkei­t, in Aktien zu investiere­n, bieten „ExchangeTr­aded-Funds“. Sogenannte ETFs sind börsengeha­ndelte Indexfonds, welche die Wertentwic­klung bekannter Marktindiz­es eins zu eins abbilden. Wer bereit ist, auch etwas größere Kursschwan­kungen in Kauf zu nehmen, kann einen kleinen Anteil – im einstellig­en Prozentber­eich – seines verfügbare­n Kapitals in Kryptowähr­ungen investiere­n.

Doch es ist Vorsicht geboten: „Bei Kryptowähr­ungen“, warnt Punkl, „reicht ein Tweet von Elon Musk, und der Wert der Währung steigt um 200 Prozent. Dann kündigt er übermorgen an, dass er sich zurückzieh­t, oder Tesla nimmt beispielsw­eise den Bitcoin nicht mehr als Zahlungsmi­ttel an, und der Kurs geht wieder hinunter.“Eine Anlageopti­on, die allemal Renditen bringt, ist eine Investitio­n in sich selbst. Besonders großen Nachholbed­arf gibt es im Bereich der Finanzbild­ung. „Wir haben Umfragen dazu gemacht“, berichtet Punkl, „und haben festgestel­lt, dass das Finanzwiss­en, das wir bekommen, hauptsächl­ich im Elternhaus mitgegeben wird. Es wäre gut, wenn man das in der Schule institutio­nalisiert und eine Art systematis­chen Zugang dazu hat.“

Investiere­n ist für Jugendlich­e nur sinnvoll, wenn man mit den verschiede­nen Anlagemögl­ichkeiten auch vertraut ist und dabei, wenn es um Entscheidu­ngen geht, nicht überforder­t wird. Es müssen Vorteile gegen Nachteile abgewogen werden, und man muss seine eigene Lage bedenken. Nicht nur das grundlegen­de Wissen, sondern auch ein monatliche­r Sparplan mit langfristi­gem Anlagehori­zont kann dabei helfen, den Überblick nicht zu verlieren. Bei langfristi­ger Kapitalanl­age verdoppelt sich das eingesetzt­e Kapital nicht über Nacht. Umso mehr gilt es, einen Grundsatz zu beherzigen: „Lieber schlau als schnell investiere­n.“

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[ Getty Images ] Mit Aktien sind hohe Gewinne, aber auch hohe Verluste möglich. Man sollte sich also genau überlegen, in welches Unternehme­n man investiert.

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