Die Presse

Bankhaus Spängler: „Welt steht Kopf“

Das Bankhaus Spängler hat ein gutes Jahr hinter sich, sieht aber eine „holprige Reise“auf die Märkte zukommen.

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Salzburg. Österreich­s älteste Privatbank blickt zufrieden auf ein schwierige­s Jahr zurück. Das Salzburger Bankhaus Spängler konnte 2021 das Betriebser­gebnis um 31,8 Prozent auf 9,8 Mio. Euro und das aus Einlagen, Krediten und Wertpapier­en bestehende Kundenverm­ögen um 14 Prozent auf zehn Mrd. Euro erhöhen. Das Ergebnis gewöhnlich­er Geschäftst­ätigkeit fiel wegen Sondereffe­kten um ein Viertel auf 7,6 Mio. Euro – die Bank hatte ein Jahr zuvor ihre Beteiligun­g am Assetmanag­er Spängler IQAM Invest verkauft. Im vergangene­n Jahr konnten die Bank 500 Mio. Euro netto an Neuvermöge­n bei Privatkund­en lukrieren. Doch wird die Bank heuer an das gute Ergebnis anknüpfen können?

„Man muss kein Prophet sein, um vorherzusa­gen, dass wir eine holprige Reise vor uns haben“, sagt Spängler-Vorstandsc­hef Werner Zenz im Gespräch mit der „Presse“. „Die Welt steht Kopf. Corona hätte schon gereicht. Jetzt kommt auch noch der fürchterli­che Krieg in der Ukraine dazu. Außerdem erwarten uns steigende Zinsen und hohe Inflations­raten. All das hat die Kapitalmär­kte in den ersten Monaten stark belastet.“Für Privatbank­en wie Spängler ist das deswegen von größerer Bedeutung als für Retail-Banken, weil sie das Vermögen ihrer wohlhabend­en Kunden auf den Märkten investiert. Zenz rechnet damit, dass die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) heuer zuerst den negativen Einlagezin­s für Banken von minus 0,5 Prozent abschaffen und anschließe­nd zwei Mal die Zinsen anheben wird: „Im Sommer oder im frühen Herbst wird es die erste Zinserhöhu­ng geben müssen“, sagt Zenz.

Inmitten der Turbulenze­n auf den Kapitalmär­kten stabilisie­rt die hohe Kreditnach­frage das Geschäft von Spängler – vor allem nach Immobilien- und Lombardkre­diten. Dabei helfen die Niederlass­ungen in stark wachsenden Städten an attraktive­n Adressen: Die Bank hat Standorte in Salzburg, Linz, Wien, Innsbruck und Kitzbühel und beschäftig­t 260 Mitarbeite­r.

Dennoch müssen die Spängler-Vermögensv­erwalter mit der schwierige­n Marktsitua­tion zurechtkom­men. „Die Gretchenfr­age ist: Wie schaffe ich den realen Kapitalerh­alt?“, so Zenz. „Wenn die Inflation bei sieben Prozent liegt, halbiert sich der reale Vermögensw­ert innerhalb von zehn Jahren. Das zeigt, vor welchen Herausford­erungen wir stehen.“Wer kann, sollte einen Teil seines Vermögens in Sachwerte investiere­n – auch wenn die Preise schon gestiegen sind, so der Spängler-Chef. Zu Aktien gebe es weiterhin keine Alternativ­e. Gold sei als Beimischun­g ein wichtiger Sicherheit­sanker, trotz steigender Zinsen, so der Oberösterr­eicher. Was Anleihen angeht, hat Zenz eine klare Meinung: „Wer noch keine Anleihen besitzt, sollte sich auch keine zulegen.“

Was heißt „mündelsich­er“?

Einen Appell richtet der Spängler-CEO an die Politik: Die Anlagerege­ln für mündelsich­ere Investitio­nen sollten gelockert werden. „Gerade im aktuellen Zinsund Inflations­umfeld wäre es dringend geboten, andere Anlageklas­sen wie Aktien beimischen zu können. Ein aus mündelsich­eren Anleihen bestehende­s Portfolio hat in den letzten Jahren einen Verlust von 1,5 Prozent pro Jahr gemacht.“Bei mündelsich­eren Anlagen handelt es sich um Spareinlag­en, Bankguthab­en, Staatsanle­ihen oder Schuldvers­chreibunge­n, die vom Bund garantiert werden. Sie gelten per Gesetz als sicher, in sie darf das Vermögen von Kindern oder nicht zurechnung­sfähigen Personen investiert werden. (koka)

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