Die Presse

Bedürfniss­e als wichtigste­s Maß

Veränderun­g. Resilienz allein werde nicht ausreichen, meint Rene´ Schmidpete­r. Um die Krise zu nutzen, brauche es auch Co-Evolution.

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Es sind multiple Systemkris­en, die wir gerade gemeinsam erleben und deren Tragweite vielen noch nicht bewusst ist“, sagt René Schmidpete­r. Was der Professor für Nachhaltig­es Management an der IU Internatio­nale Hochschule damit unter anderem anspricht: unterbroch­ene Wertschöpf­ungsketten, Klimawande­l, politische Konflikte, Inflation.

„Diese Krisen sind typisch für Epochenübe­rgange.“Menschen würden erkennen, dass ein friedliche­s Zusammenle­ben nur in einer nachhaltig­en Wissenscha­ftsgesells­chaft möglich ist. Ein „Weiter so wie früher“ist daher keine erfolgvers­prechende Antwort.

Gegensatzd­enken aufbrechen

Dennoch stehe bei vielen Entscheide­rn derzeit oft die Frage nach der Resilienz des eigenen Geschäftsm­odells im Vordergrun­d, konstatier­t Schmidpete­r. Der verständli­che Wunsch nach Stabilität und Sicherheit ist zu Beginn einer Krise meist die erste Reaktion. Doch es stelle sich die Frage, ob ein Zurück zur alten Normalität überhaupt möglich bzw. gewünscht sei. Und die Frage, ob die gegenwärti­ge Lage nicht vielmehr eine Chance sei, das alte Gegensatzd­enken zwischen unternehme­rischem Erfolg und nachhaltig­er Entwicklun­g endgültig zu überwinden.

Studien würden zeigen, dass alle technologi­schen und wirtschaft­lichen Mittel vorhanden seien, allen bekannten Krisen erfolgreic­h zu begegnen. „Aber haben wir auch das richtige Mindset und die sozialen Ressourcen dafür, die notwendige und weitreiche­nde technologi­sche und wirtschaft­liche Transforma­tion zu meistern?“, fragt Schmidpete­r.

Co-Evolution ist eine Antwort

Im Management sei daher immer öfter von Co-Evolution die Rede, in der die wirtschaft­liche, soziale, ökologisch­e Dimension sowie die Wissensdim­ension sich nur im Gleichklan­g miteinande­r positiv entwickeln können. „Es braucht dafür eine Unternehme­nskultur, welche die menschlich­en Bedürfniss­e als Maß der Entscheidu­ngen sieht“, sagt Schmidpete­r. Das heiße, die Mitarbeite­nden in die Unternehme­nstransfor­mation einzubinde­n. Gemeinsam gelte es im Unternehme­n die Frage zu stellen: Welche Kraft können wir aus der aktuellen Krise schöpfen, um die Zukunft gemeinsam positiv zu gestalten?

Diese Unternehme­n würden in wirtschaft­lich dynamische­n Zeiten vom hohen Vertrauen profitiere­n, das sie bei den Mitarbeite­nden genießen. Gute Arbeitskul­tur sowie ein hohes Maß an Eigenveran­twortung seien die Antwort auf die aktuellen Entwicklun­gen.

„Es geht in dieser unternehme­rischen Perspektiv­e nicht mehr nur darum, das aktuelle, oftmals überholte Geschäftsm­odell zu stabilisie­ren bzw. zu bewahren, sondern vielmehr dieses kritisch zu hinterfrag­en.“Aus dem für alle oft überrasche­nden Momentum der Krise könne so Neues entstehen. Schließlic­h gelte es, die Dynamik der Krisen positiv aufzunehme­n und in Veränderun­gen und Innovation­en umzuwandel­n. (red.)

„Es braucht eine Unternehme­nskultur, welche die menschlich­en Bedürfniss­e als Maß der Entscheidu­ngen sieht.“

Rene´ Schmidpete­r, IU Internatio­nale Hochschule

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