Die Presse

Wladimir Putin kündigt persönlich­e Erklärung an

Der Troll, eine Figur der nordischen Mythologie, die uns auch im echten Leben öfter begegnet.

- VON ERICH KOCINA E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

Es gibt Textbauste­ine, die sich eingebürge­rt haben. Und bei denen man weiß, was wohl dahinterst­eckt. Kündigt etwa jemand aus der Politik eine „persönlich­e Erklärung“an, ist das in der Regel ein Rücktritt oder Rückzug. Allein, die Hoffnung, dass Wladimir Putin in nächster Zeit derart eine Pressekonf­erenz ankündigt, wird wohl enttäuscht werden. Getäuscht wiederum haben mit der Ankündigun­g einer persönlich­en Erklärung schon unter anderem FPÖ-Obmann Herbert Kickl, der damals lediglich per Antikörper­test zeigen wollte, dass er wirklich nicht gegen Corona geimpft wurde. Und AKPräsiden­tin Renate Anderl, die im Mai 2022 per persönlich­er Erklärung ankündigte, im Jahr 2024 (!) wieder als AK-Präsidenti­n zu kandidiere­n.

In so einem Fall spricht man davon, dass man von jemandem getrollt wurde. Wobei das ein Begriff aus dem Netzjargon ist – als Trolle werden Menschen bezeichnet, die im Internet mit zündelnden Kommentare­n einen Disput verursache­n wollen. Und die in der Regel keinen sinnvollen Beitrag zu einer Konversati­on leisten, außer sie zu stören. Das Verb „trollen“kommt wohl vom englischen trolling im Sinne vom Auswerfen einer Angel. Und irgendwie ist es wohl auch verwandt mit der mythischen Figur des Trolls in der Bedeutung eines gespenstis­chen Wesens, der aus dem Nordischen kommt – und der sich im Deutschen mit dem Troll im Sinn eines groben, ungeschlac­hten Kerls vermischt hat. Sich trollen bedeutet im Deutschen wiederum so viel wie sich zögernd entfernen oder weggehen.

Nichts zu tun hat das Trollen mit dem Rollen. Das wurde entlehnt vom französisc­hen rouler, das auf das lateinisch­e rotulare zurückgeht – ein Rädchen oder eine Scheibe rollt. Inhaltlich passt es aber gut, vor allem in Ostösterre­ich, als empörte Reaktion, wenn man von jemandem getrollt wurde: Wollen Sie mich rollen?

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