Die Presse

Mitterlehn­ers falsche Erinnerung­en zu Kurz

WKStA. Ex-Raiffeisen-Boss Konrad widerspric­ht ExVizekanz­ler Mitterlehn­er. Der korrigiert seine Aussage.

- VON ANNA THALHAMMER

Wien. Wie war das damals, als Sebastian Kurz in der ÖVP an die Macht kam? Ein Putsch mithilfe potenter Geldgeber, denen dafür (strafrecht­lich relevante) Verspreche­n gegeben wurden? Oder doch ein üblicher innerparte­ipolitisch­er Vorgang, bei dem eine Fraktion schließlic­h stärker wurde als die andere? Diesen Fragen versucht die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) nachzugehe­n und befragt nun die alte ÖVP-Garde. Zuletzt sagten Ex-Vize-Kanzler Reinhold Mitterlehn­er und ExRaiffeis­en-Grande Christian Konrad aus, beide bekanntlic­h keine Kurz-Freunde. Ihre Aussagen werfen Ungereimth­eiten auf.

Mitterlehn­er wurde Mitte Mai zu Wahrnehmun­gen zu ExFinanzmi­nister Hans Jörg Schelling und dessen Generalsek­retär, Thomas Schmid, sowie zu Kurz und dessen Verhältnis zu Millionär Sigi Wolf befragt. Gegen beide wird ermittelt. Gegen Kurz wegen Falschauss­age im UAusschuss – seine Involvieru­ng in Postenbese­tzungen in der Staatshold­ing soll geklärt werden. Im Karmasin-UmfragenKo­mplex wird er als Bestimmung­stäter geführt. Bei Wolf besteht der Verdacht, er habe einer Finanzamts­beamtin mithilfe der ÖVP einen besseren Job besorgt – im Gegenzug soll sie seine Steuerprob­leme

erledigt haben. Mitterlehn­er berichtete von einem Telefonat mit Ex-Flüchtling­skoordinat­or Christian Konrad. Dieser soll ihn von einer Veranstalt­ung in Reifnitz angerufen haben und „hat mir mitgeteilt, dass er von Kurz angesproch­en wurde, ob er ihn nicht im Zuge einer allfällige­n zukünftige­n Wahlausein­andersetzu­ng finanziell unterstütz­en wolle“.

Die Veranstalt­ung soll von Wolf organisier­t worden sein – auch eine andere Veranstalt­ung von Wolf soll Kurz als Bühne gedient haben, um für sich zu werben und Kontakte zu knüpfen.

Konrads Widerrede

Nur: Konrad will davon nichts wissen. Er gab bei der WKStA an, nie bei einer Veranstalt­ung in Reifnitz gewesen zu sein. Und dass ihn Kurz auch nicht um finanziell­e Unterstütz­ung gebeten habe. „Ich denke, Dr. Mitterlehn­er verwechsel­t hier im Rückblick einiges. Dr. Mitterlehn­er war damals schon in einer sehr schwierige­n Situation und auch innerparte­ilich unter Druck.“

Wenige Tage nach Konrads Aussage meldet sich Mitterlehn­er wieder bei der WKStA, um seine ursprüngli­chen Angaben zu korrigiere­n. Er habe Veranstalt­ungen verwechsel­t, es sei wohl auch nicht um materielle, sondern um ideelle Unterstütz­ung gegangen. Die ÖVP-Show geht weiter.

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[ APA/G. Hochmuth ] Ex-Vizekanzle­r Reinhold Mitterlehn­er kann Kurz nicht verzeihen.

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