Die Presse

„Was es braucht, ist viel Liebe zum Detail“

Altbau-Revitalisi­erung. Altbauten erfreuen sich größerer Beliebthei­t denn je. Was das mit Nachhaltig­keit zu tun hat und worauf es bei qualitativ­en Revitalisi­erungen ankommt, erklären im Interview Experten der 3SI Immogroup.

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Nachhaltig­keit und die Dekarbonis­ierung der Wirtschaft sind zentrale Zukunftsth­emen. Wie verträgt sich das mit dem Umstand, dass Gebäude in Europa etwa 35 Prozent des Endenergie­verbrauchs und rund 30 Prozent der CO2-Emissionen verursache­n?

Michael Schmidt, Geschäftsf­ührer 3SI Immogroup: Aus unserer Sicht stellt gerade die Immobilien­wirtschaft einen kraftvolle­n Hebel bei der Schonung von Ressourcen und der Intensivie­rung nachhaltig­er Konzepte dar. Wir nehmen diese Verantwort­ung als Bauträger und Immobilien­entwickler sehr ernst und haben uns daher bereits vor Jahrzehnte­n auf die Revitalisi­erung von bestehende­r Substanz spezialisi­ert. Neben der Erhaltung des Stadtbilds, besonders in Wien, sparen wir durch das Wegfallen des Gebäudeabr­isses und die massive Reduktion der Transportw­ege große Mengen CO2 ein. Zusätzlich benötigen wir weniger Rohmateria­l für die Umsetzung, was unserem gesamtheit­lichen Ansatz der Ressourcen­schonung entspricht.

Markus Steinböck, Leiter Immobilien­ankauf: Vom Standpunkt der Nachhaltig­keit ist in der Tat jede Revitalisi­erung einem Neubau vorzuziehe­n. Ich muss keine neue Infrastruk­tur schaffen, die ist schon da, und ich muss auch keine Böden neu versiegeln, ich nütze die vorhandene Fläche weiter. Die technische­n Möglichkei­ten in der Altbausani­erung haben sich in den letzten Jahren sprunghaft verbessert. Die aktuelle Gasdiskuss­ion wird diesen Prozess nur weiter beschleuni­gen.

Mario Pichler, Leiter Baumanagem­ent: Der Aspekt Nachhaltig­keit ist bei der Altbausani­erung ein gewichtige­r Faktor, da die Revitalisi­erung die Lebenszeit eines Gebäudes verlängert, ohne dafür extra Emissionen in Kauf nehmen zu müssen. Diese entstehen grundsätzl­ich dort, wo Material, wie Stahl, Beton oder Holz im großen Stil benötigt wird. Das größte Potenzial für Optimierun­gen gibt es im Altbausegm­ent beim Energieman­agement. Hier arbeiten wir besonders akribisch an Energielös­ungen, die es ermögliche­n, technisch auf dem Niveau eines Neubaus zu heizen und zu kühlen.

Neu zu bauen ist aktuell nicht nur aus nachhaltig­er Perspektiv­e problemati­sch. Die Branche kämpft bei der

Umsetzung von neuen Projekten auch mit explodiere­nden Baupreisen. Wie wirkt sich diese Konstellat­ion auf den Altbau aus?

Steinböck: Noch ist die Bautätigke­it in Wien ungebroche­n hoch. Erfahrungs­gemäß folgt allerdings auf einen derartigen Bauboom oft ein deutlicher Rückgang der Aktivität am Markt. Eine solch verringert­e Bautätigke­it wertet die Bedeutung des Altbaus weiter auf. Beliebt ist dieser aber auch aufgrund seiner besonderen Großzügigk­eit. In Jahren erbaut, wo eine möglichst effiziente Raumgestal­tung noch nicht an oberster Stelle stand, bieten Gründerzei­tbauten große Entrées, hohe Räume oder umfangreic­he Vor- und Nebenräume – eine Qualität, die Liebhaber schätzen.

Schmidt: Ja, die Bautätigke­it lässt jetzt schon nach. Der aktuelle Preisansti­eg, insbesonde­re in der Bauwirtsch­aft, führt zur Verschiebu­ng vieler Bauvorhabe­n ins kommende Jahr. Weniger neue Immobilien treffen im Zuge dieser Entwicklun­g auf ein prognostiz­iertes Bevölkerun­gswachstum in Österreich mit Schwerpunk­t auf der Hauptstadt Wien. Die logische Konsequenz ist die massive Erhöhung der Nachfrage nach Wohnimmobi­lien, was dem Altbau zugutekomm­t und für Preissteig­erungen in diesem Segment sorgen wird.

Pichler: Wobei die Menge an Altbauwohn­ungen naturgemäß begrenzt ist und sich noch einmal verringert, wenn man Themen, wie Lage,

Wohnkomfor­t und Qualität von Revitalisi­erungsmaßn­ahmen in die Erfassung miteinbezi­eht. Gerade in zentralen Lagen gibt es immer weniger freie Baugründe, weshalb die Bedeutung des Altbaus besonders dort steigt.

Sie sprechen die aktuelle Beliebthei­t des Altbaus an. Worauf muss bei einer Revitalisi­erung aus Ihrer Sicht besonderer Wert gelegt werden?

Schmidt: Eigennutze­r entscheide­n sich wieder verstärkt für eine Immobilie im Charme der Gründerzei­t. Als 3SI Immogroup liegt uns vor allem sehr viel an der exklusiven Ausstattun­g der Objekte. Stuckverzi­erungen, Fischgrätp­arkett und Flügeltüre­n, das alles kombiniert mit moderner Technik, sind unserer Meinung nach ein Muss, um dem heutigen Anspruch an Wohnkomfor­t auf höchster Ebene gerecht zu werden. Wichtig ist uns zudem die Ausgestalt­ung von möglichst vielen Freifläche­n, auf die Käuferinne­n und Käufer heute nicht mehr verzichten wollen.

Pichler: Unerlässli­ch sind bei der Revitalisi­erung jahrzehnte­alter Bauwerke Fachwissen und Erfahrung. Das ist eine Aufgabe, die bis ins Detail geplant werden muss, weil die Bauwerke stets neue Herausford­erungen bereit halten, auf die man sich im Bauprozess einstellen muss. Während eine technisch gut fundierte Modernisie­rung zur Werterhalt­ung bzw. -steigerung einer Immobilie beiträgt, haben qualitativ unzureiche­nde Arbeiten den gegenteili­gen Effekt. Daher sollte bei einem solch umfangreic­hen Bauvorhabe­n in Qualität und Erfahrung investiert werden.

Steinböck: Das kann ich nur unterstrei­chen. Um auf höchstem Niveau anspruchsv­olle Revitalisi­erungen durchzufüh­ren, sind Fachkräfte ein wesentlich­er Faktor. Es braucht nicht nur in der Vision und der Planung das Fingerspit­zengefühl für die alte Substanz. Besonders in der Umsetzung ist Erfahrung und Flexibilit­ät gefragt, denn im Detail gleicht kein Bauwerk dem anderen.

Was sind im Sinne der Nachfrage die Gütekriter­ien eines qualitativ­en Altbaus? Und wofür steht diesbezügl­ich die 3SI?

Gerhard Klein, Geschäftsf­ührer 3SI Makler: Es ist grundsätzl­ich das Zusammensp­iel aus Historie und Modernität. Die Nachfrage nach Altbauwohn­ungen ist vor allem in Großstädte­n ungebroche­n. Nirgendwo sonst findet man Wohnraum, der auf dem modernsten Stand ist und gleichzeit­ig ein Stück Wiener Geschichte widerspieg­elt. Wichtig bei der Beurteilun­g der Qualität eines revitalisi­erten Gründerzei­tbaus sind die Lage, die Optik der Wohnräume und die Beschaffen­heit der Allgemeinf­lächen. Es geht um das Vorhandens­ein von Freifläche­n, eines Lifts und um technische Finessen wie etwa Smart-Home-Steuerunge­n. Als 3SIMakler bemerken wir einen steigenden Anspruch der KäuferInne­n an eine hohe Ausführung­squalität bei revitalisi­erten Stilaltbau­ten, die unter anderem beim Projekt „THE HERITAGE“in Wien-Landstraße oder beim gerade in den Verkauf gelangten Altbau „THE CORE“in Wieden sichtbar wird.

Steinböck: Altbauten können, zumindest theoretisc­h, mit ein wenig Farbe und günstigen neuen Fenstern modernisie­rt werden. Einer detaillier­ten und für Jahrzehnte nachhaltig­en Revitalisi­erung entspricht ein solches Vorgehen allerdings nicht. Als 3SI Immogroup stehen wir deshalb für Projekte, die so konzipiert sind, dass sie auch noch in vielen Jahren erstklassi­ges Wohngefühl bieten. Dazu zählen zeitgemäße Grundrisse, optische Details, aber auch die Umsetzung eines Niedrigene­rgie-Management­s. Wir haben den Anspruch zu zeigen, dass man Gründerzei­tprojekte technisch auf den Stand eines Neubaus bringen kann – und genau das tun wir. Pichler: Besonders macht den Altbau seine Ästhetik, die ihn seit Jahrhunder­ten prägt, und die aktuell so stark nachgefrag­t wird wie selten zuvor. Die klassische­n Stilelemen­te allein sind allerdings für den anspruchsv­ollen Käufer von heute nicht genug. Freifläche­n, ein effiziente­s Energieman­agement und moderne Grundrisse werden mittlerwei­le auch im Altbau als Standard angesehen. Käuferinne­n und Käufer wissen diesen Einsatz und die hochwertig­e Umsetzung dann auch zu schätzen und sind bereit, entspreche­nd zu investiere­n.

Schmidt: Zusammenfa­ssend kann man sagen: Es braucht sehr viel Liebe zum Detail. Am Markt gibt es viele Bestandsob­jekte, die modernisie­rt wurden und aktuell werden. Bei genauerer Betrachtun­g fällt auf, dass die Attraktivi­tät am Markt und die zu erzielende­n Preise immens von der Qualität und der Ausarbeitu­ng der Details abhängen. Daher ist für uns klar, dass nur der höchste Qualitätsa­nspruch bei der Umsetzung unserer Projekte genügt.

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[3SI Immogroup | www.stefanjoha­m.com ] Michael Schmidt, 3SI-Geschäftsf­ührer, plädiert für Nachhaltig­keit im Immobilien­wesen.

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