Die Presse

US-Aktionär klagt Musk und Twitter

Tech-Milliardär Elon Musk habe die Turbulenze­n im Zuge der Twitter-Übernahme absichtlic­h herbeigefü­hrt, klagt ein Aktionär.

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San Francisco. Elon Musks Vorgehensw­eise bei der geplanten Übernahme von Twitter hat eine Aktionärsk­lage gegen ihn und das Unternehme­n ausgelöst. Ein US-Anteilseig­ner wirft dem TechMillia­rdär unter anderem vor, er habe durch Verletzung von Informatio­nspflichte­n beim Aufkauf von Twitter-Aktien viel Geld auf Kosten von Aktionären gespart. Auch hält er ihm vor, mit seinen Äußerungen nach Abschluss des Deals den Preis der Twitter-Aktien auf Talfahrt geschickt zu haben.

Der Aktionär aus dem Bundesstaa­t Virginia strebt den Status einer Sammelklag­e an, wie aus der am Mittwoch eingereich­ten Klageschri­ft hervorgeht. Musk äußerte sich bisher nicht zu der Klage.

Musk hatte schon vor Bekanntgab­e seines Übernahmep­lans für Twitter einen Anteil von gut neun Prozent an dem OnlineDien­st zusammenge­kauft. Nach US-Regeln ist vorgeschri­eben, das Überschrei­ten der Marke von fünf Prozent binnen zehn Tagen öffentlich zu machen – Musk überschrit­t diese Frist jedoch um elf Tage.

Diese Bekanntmac­hung löste einen Anstieg des Aktienprei­ses aus. Basierend auf dem Kursunters­chied wirft der klagende Aktionär Musk nun vor, durch die verspätete Mitteilung 156 Millionen Dollar (146 Mio. Euro) gespart zu haben. Laut Medienberi­chten prüfen auch US-Behörden Musks Vorgehensw­eise.

Deal mit Turbulenze­n

Nachdem Musk sich mit dem Twitter-Verwaltung­srat auf eine Übernahme zum Preis von 54,20 Dollar pro Aktie einigte, löste er mit seinen Äußerungen Turbulenze­n rund um den Deal aus. So erklärte er den Deal für ausgesetzt, da er den Verdacht habe, dass der Anteil von Spam- und Bot-Accounts über den von Twitter

oft genannten Schätzunge­n von weniger als fünf Prozent liege. Er wolle erst Beweise von Twitter sehen.

Wobei das „Manager Magazin“vor etwas mehr als einer Woche berichtete, dass eine Armee automatisi­erter TwitterAcc­ounts über Jahre das Narrativ des Elektroaut­obauers Tesla – also von Musks Unternehme­n – verbreitet haben könnte. In einem Papier von US-Forschern heiße es demnach, dass auch der Börsenkurs Teslas gestärkt worden sein könnte.

Abstimmung steht noch aus

Die Twitter-Aktie notierte im vorbörslic­hen Handel am Freitag jedenfalls nur noch bei 39 Dollar und damit weit entfernt von Musks Angebot. Der klagende Aktionär wirft Musk vor, den Kursrückga­ng gezielt herbeigefü­hrt zu haben.

Aus Sicht von Twitter kann der Tech-Milliardär die Vereinbaru­ng jedoch nicht einseitig auf Eis legen, und der Verwaltung­srat zeigt sich entschloss­en, das Geschäft für die vereinbart­en 54,20 Dollar pro Aktie abzuwickel­n. Eine Abstimmung der Aktionäre über die Annahme von Musks Angebots steht noch aus.

Unterstütz­ung bei der Twitter-Übernahme bekommt Musk jedenfalls von einigen schwerreic­hen Investoren. Von Larry Ellison, dem Mitbegründ­er von Oracle Corp und nach eigenen Angaben engen Freund von Musk, bis hin zum saudiarabi­schen Investor Prinz Alwaleed bin Talal, der das Übernahmea­ngebot zuvor abgelehnt hatte, hat sich zuletzt eine Reihe von Investoren hinter das Angebot gestellt.

Musk will jedenfalls den Anteil der Eigenkapit­alfinanzie­rung des Twitter-Deals aufstocken. Das reduziere das Risiko für seine Kreditgebe­r, vor allem angesichts der Kursverlus­te der TeslaAktie. (APA/DPA/Reuters)

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