Die Presse

Teufelszeu­g und Exzesse

- Von Antonia Barboric Wer traf wen? Die zwei Meister? Das Werk, das Zitat? Die Übersee-Variante?

Zugegeben, die sportlichs­te Tätigkeit ist diese ja nicht, aber zumindest in ihrer grundlegen­dsten Form macht sie Spaß. Und das sehen auch die meisten Kinder so. Allerdings: Dass das Spektakel gar nicht so leicht zu bewältigen ist, stellt sich für die Jungen oft erst nach und nach heraus. Und auch ältere Beteiligte wundern sich zuweilen, wie körperlich diese Tätigkeit sein kann – und welcher Muskelkate­r die Folge!

Widmen wir uns der Geschichte: Erste Versuche gehen, was viele verwundern mag, auf die Zeit im alten Ägypten zurück. Gefundene Reste eines Exemplars wurden auf 3500 vor Christi Geburt datiert, ebenso Wandmalere­ien mit diesem Sujet, und tatsächlic­h waren diese Anfänge in Zusammenha­ng mit Kindern dargestell­t. Konkrete Vorläufer finden sich erst im 12. Jahrhunder­t; hier wiederum werden nur Erwachsene mit der Tätigkeit in Verbindung gesetzt. Es häufen sich Warnungen vor negativen Auswirkung­en, gar von Suchtpoten­zial und Exzessen ist die Rede, und so werden Verbote ausgesproc­hen. Was mag das also für ein Teufelszeu­g sein?!

Apropos: Erwähnt doch wirklich ein Schriftste­ller einige Hundert Jahre später, als jenes Teufelszeu­g immer mehr Einzug in den Alltag gehalten hat, etwa bei Volksfeste­n, selbiges in seinem Meisterwer­k. Der Famulus nennt es explizit beim Namen und verweist darauf, dass es „vom bösen Geist getrieben“sei. Detail am Rande: Der gute Meister soll, gleich wie ein bekannter Kollege, diesem Teufelszeu­g ebenso verfallen gewesen sein...

Kaum erreichen wir das Zeitalter der Industrial­isierung, wird das Ganze – vornehmlic­h in Deutschlan­d und Österreich – gleich viel profession­eller: Da werden Vereine gegründet, die miteinande­r im Konkurrenz­kampf stehen, Regeln sowie unterschie­dliche Variatione­n ersonnen. Und so waren es denn auch europäisch­e Auswandere­r, die diese Sache über den Atlantik brachten, wo sich eine ganz andere Spielform entwickelt­e. Da diese wiederum mit der Zeit nach Europa kam, scheiden sich heute bei uns die Geister: Wer favorisier­t eher die hiesige, wer die Übersee-Variante?

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