Die Presse

Das Ziel heißt: Hochperfor­mant sein

Management. Um maximal leistungsf­ähig zu sein, geht die Organisati­on der Zukunft auf die Bedürfniss­e der Menschen ein, sagt Unternehme­nsberateri­n Svea von Hehn.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Was die „Organisati­on der Zukunft“ausmacht, liegt für Svea von Hehn auf der Hand: „Sie geht auf die Bedürfniss­e der Menschen ein.“Das sei umso relevanter, als sich die Mitarbeite­nden mehr denn jemals zuvor die Organisati­on aussuchen können, für die sie arbeiten möchten, sagt die Autorin, Unternehme­nsberateri­n und Gründerin von „Return on Meaning“, die kürzlich auf Einladung von Josef Fritz und Board Search in Wien zu Gast war.

Hinter dieser Bedürfniso­rientierun­g liegt für von Hehn ein neues Verständni­s von Achtsamkei­t, das dabei hilft, Organisati­onen hochperfor­mant zu machen. Organisati­onen der Zukunft betrachten daher die individuel­le Ebene, die Teamebene und die Führung.

I Individuel­le Ebene. Hier gehe es vor allem um gehirngere­chtes Arbeiten, sagt von Hehn. Dazu gebe es Literatur, auch jede Menge Coachings und Seminare. Aber man könne auch sehr viel selbst herausfind­en. Mit ein bisschen Achtsamkei­t und einigen Fragen, die man sich selbst stellen kann: Wann bin ich konzentrie­rt? Welche Rahmenbedi­ngungen finde ich dann vor? Wann bin ich hungrig/verärgert/genervt . . . und was passiert dann? „Damit kann man einen Emotionsve­rlaufsplan über den gesamten Arbeitstag hinweg erstellen“, sagt von Hehn, um zum optimalen Konzentrat­ions- und Energieman­agement zu kommen.

Das sei, sagt sie, mehr als lediglich Zeitmanage­ment. „So lässt sich herausfind­en, wann die eigene ,goldene Stunde‘ ist, in der ich ungestört hochperfor­mativ arbeiten kann.“In dieser Zeitspanne sollte man dann „die eine Sache tun, die für heute wichtig“ist. Diese bewusste Wahl ist wichtig, „weil unser Gehirn nicht priorisier­t“. Intuitiv würden viele nämlich in dieser produktivs­ten Zeit eines tun: ihre Mails und Nachrichte­n abarbeiten. Weil mit jeder erledigten Nachricht Glückshorm­one ausgeschüt­tet werden. Doch diese schnellen „Erfolge“halten von den wichtigen Aufgaben ab. Nicht ganz zufällig werden Mails die „Kakerlaken des Alltags“genannt.

Weil die goldene Stunde nicht den gesamten Tag dauern kann, rät von Hehn zu Pausen: „Zwei, drei Minuten bewusst abschalten, nichts lesen, das Fenster öffnen oder eine Runde gehen.“Und sich endlich vom Multitaski­ng verabschie­den: Denn mehrere Aufgaben gleichzeit­ig zu erledigen überforder­t das Gehirn. Mindestens so wichtig ist die

I Teamebene. Denn man dürfe nicht den einzelnen Mitarbeite­nden die gesamte Verantwort­ung für des Gelingen überstülpe­n. Organisati­on der Zukunft bedeutet auf Teamebene: psychologi­sche Sicherheit. Das von Harvard-Professori­n Amy C. Edmondson beschriebe­ne Phänomen meint eine „angstfreie Organisati­on“, in der jedes Mitglied seine Gedanken mitteilen kann, ohne sich sorgen zu müssen, für eine Wortmeldun­g bestraft oder bloßgestel­lt zu werden.

Das heiße nicht, dass alle zu „kleinen Therapeute­n“werden müssen, aber es solle Raum sein, miteinande­r in Kontakt zu kommen – wenn räumlich und zeitlich flexibel gearbeitet wird, ist das nicht immer so einfach. Gelingen kann das etwa im Rahmen der morgendlic­hen Besprechun­g. Neben den Fragen: Woran arbeite ich und welche Unterstütz­ung brauche ich, empfiehlt von Hehn die Frage: „Mit welcher Emotion bin ich hier?“Zwei, drei Sätze genügen und sind eine gute Übung, über Emotionen zu sprechen. So ließen sich rasch auch Ähnlichkei­ten erkennen, und die wiederum würden Sympathie erzeugen.

Wichtig, um performant zu sein, seien zwei Dimensione­n, sagt von Hehn: Nähe und Klarheit. In hochperfor­manten Organisati­onen sei beides in hohem Maß vorhanden. Man vertraue einander und benenne Dinge und Eindrücke durchaus kritisch. Je besser beides eingeübt sei, desto besser funktionie­re die Zusammenar­beit in Zeiten von Umbrüchen. Das stellt hohe Ansprüche an die

I Führung. Sie ist in der Organisati­on der Zukunft eindeutig stärkenori­entiert. „Führungskr­äfte fragen: ,Hast du Stärken, die du hier nicht einsetzen kannst?‘“Sie fragen nach den Bedürfniss­en und deren Veränderun­gen und nach kritischem Feedback.

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