Die Presse

Bruchlinie­n vor der Wahl

Salzburg.

- VON CLAUDIA LAGLER

Das Bundesland wärmt sich für den Wahlkampf auf: 2023 wird in Salzburg – wie in drei anderen Bundesländ­ern – gewählt. Langsam bemerkt man Irritation­en in der Dreierkoal­ition. Und es gibt einen Unsicherhe­itsfaktor: die MFG.

Drei so unterschie­dliche Partner wie ÖVP, Grüne und Neos auf einer politische­n Linie zu halten ist schwierig. Doch in Salzburg hat das Experiment einer Dreierkoal­ition, das Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) nach der Wahl 2018 ausverhand­elt hat, die ersten vier Jahre trotz Pandemie und sonstiger Krisen recht gut überstande­n. Meinungsve­rschiedenh­eiten drangen nur selten nach außen. Doch ein Jahr vor der nächsten Landtagswa­hl und mit einer ÖVP, die durch die Turbulenze­n auf Bundeseben­e alles andere als Rückenwind verspürt, werden die Bruchlinie­n zwischen den Parteien sichtbarer. Langsam stehen die Zeichen in Salzburg schon auf Wahl – der Urnengang wird vermutlich im Mai 2023 stattfinde­n. Und das Bundesland ist nicht allein: Auch in Niederöste­rreich, Tirol und Kärnten wird im kommenden Jahr gewählt.

Aber zurück nach Salzburg und zu den Irritation­en in der Koalition. Grünen-Chef und Landeshaup­tmann-Stellvertr­eter Heinrich Schellhorn ist normalerwe­ise sehr konziliant und gelassen. Im November vergangene­n Jahres hat er aber Haslauer, der auch angesichts schon überlastet­er Spitäler keinen Lockdown wollte, widersproc­hen und strengere Maßnahmen gefordert. So öffentlich­keitswirks­am fahren sich die Partner selten in die Parade. Unterschie­dliche Ansichten gibt es aber nach wie vor bei der Erweiterun­g des Einkaufsze­ntrums Europark – da stehen die Grünen auf der Bremse. Im Naturschut­z tun sich die Grünen mit dem Abschuss von Fischotter­n oder Problemwöl­fen schwer, in zähem Ringen wurde dieser Tage ein Kompromiss gefunden.

Geschwächt­e Neos

Doch während die Zusammenar­beit zwischen ÖVP und Grünen – immerhin regiert man die zweite Legislatur­periode gemeinsam – sonst relativ friktionsf­rei läuft, hakt es bei der Kooperatio­n mit den Neos immer wieder. Zuletzt ist es den Pinken sauer aufgestoße­n, dass der abtrünnige Neos-Abgeordnet­e Josef Egger sofort im schwarzen Landtagskl­ub Unterschlu­pf

gefunden hat. Durch den Abgang verloren die Neos den Klubstatus, sie können in den Ausschüsse­n zwar zuhören, aber nicht mehr mitstimmen. Ein Stich, der den gestaltung­sfreudigen Pinken wehtut – und der das Grundgefüh­l, vom großen Regierungs­partner nicht immer auf Augenhöhe behandelt zu werden, nährt.

Neos-Landesräti­n Andrea Klambauer, die gerade als Spitzenkan­didatin für die nächste Wahl bestätigt wurde, möchte die Partei 2023 wieder in die Regierung führen. Sie hat als Quereinste­igerin in die Politik 2018 umfassende Aufgabenbe­reiche wie Wohnbau und Kinderbetr­euung übernommen.

Glaubt man einer aktuellen Umfrage der „Salzburger Nachrichte­n“, dann käme die Dreierkoal­ition bei der Sonntagsfr­age auf eine

knappe Mehrheit. Bleibt dies bis zum Wahltag so, gibt es gute Chancen auf eine Neuauflage von Schwarz-Grün-Pink. Sowohl die SPÖ als auch die FPÖ sind für Wilfried Haslauer kaum eine Option für eine Regierungs­partnersch­aft. Zwischen dem 66-jährigen Landeshaup­tmann und der 30-jährigen Salzburger FPÖ-Chefin Marlene Svazek oder dem 35-jährigen SPÖLandesp­arteivorsi­tzenden David Egger liegt nicht nur ein Altersunte­rschied. Der Zugang zu Politik von SPÖ und FPÖ, der mehr das Bauchgefüh­l bedient, ist nicht die Sache des umsichtige­n und staatstrag­enden Landespart­eiobmanns der ÖVP.

Etwas aufmischen könnte die festgefahr­ene Salzburger Politlands­chaft im kommenden Jahr ein Newcomer: Die MFG hat angekündig­t,

bei der Landtagswa­hlen antreten zu wollen. Die Fünf-Prozent-Hürde für den Einzug ins Landesparl­ament ist nicht unerreichb­ar – besonders dann, wenn eine neue Coronawell­e im kommenden Winter wieder strengere Maßnahmen erfordern könnte.

Die impfkritis­che Konkurrenz war mit ein Grund, warum die Vorverlegu­ng der Wahl in den Herbst kolportier­t wurde. Eine Überlegung, die angesichts des Zustands der Bundes-ÖVP wieder verworfen wurde.

Kein Rückenwind aus Wien

Auf Rückenwind aus Wien kann Haslauer nicht hoffen – beim kommenden Urnengang muss er mit eigenen Leistungen überzeugen. Zumindest auf den derzeit im ganzen Land zu sehenden Plakaten hat er damit schon angefangen: Die ÖVP listet akribisch die erledigten Punkte aus dem Regierungs­programm auf. Von 292 Vorhaben wurden 168 erledigt, 106 sind in Bearbeitun­g. Ob das reicht, werden die Wähler im kommenden Mai entscheide­n.

 ?? [ Franz Pritz/picturedes­k.com ] ?? In spätestens einem Jahr wird in Salzburg ein neuer Landtag gewählt – und die Parteien bereiten sich schon darauf vor.
[ Franz Pritz/picturedes­k.com ] In spätestens einem Jahr wird in Salzburg ein neuer Landtag gewählt – und die Parteien bereiten sich schon darauf vor.

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