Warum in Ölfirmen investieren?
Zertifikate. Der hohe Ölpreis beschert vielen Branchenfirmen jede Menge Cashflows. Der Trend dürfte noch lang nicht zu Ende sein. Das bietet auch Anlegern Chancen.
Wien. Die globalen Ölpreise haben zuletzt nach der monatelangen Rallye eine Verschnaufpause eingelegt. Dennoch war der Preisauftrieb beachtlich: Die europäische Sorte Brent notierte zuletzt bei 114 Dollar. Gründe für den starken Anstieg gibt es mehrere, etwa die konjunkturelle Erholung nach dem Ende der Corona-Lockdowns, aber auch den Ausbruch des UkraineKriegs im Februar. Seither wachsen die Sorgen vor möglichen Versorgungsengpässen.
Von der Entwicklung haben freilich Branchenfirmen kräftig profitiert. Stefan Breintner, Leiter des Research beim deutschen Vermögensverwalter DJE Kapital AG, präzisiert: „Wegen der hohen Rohölpreise generieren derzeit die großen Ölkonzerne wie Exxon Mobil, Chevron, Royal Dutch Shell oder TotalEnergies rekordhohe Cashflows.“
Wie stark Preise und mit ihnen auch die Cashflows weiter steigen, hängt allerdings von vielen Einflussfaktoren ab, nicht zuletzt von der globalen Nachfrage. Diese dürfte heuer laut UBS-Prognosen mit 99,4 Millionen Fass pro Tag hoch bleiben. Zum Vergleich: Im Pandemiejahr 2020 sank die Nachfrage auf 92 Millionen Fass pro Tag. Vor allem das Wachstum in den Schwellenländern ist ein wichtiger Treiber. Die Bevölkerung wächst, die Urbanisierung schreitet voran. Damit steigt auch die Nachfrage nach Mobilität, die noch längst nicht nur mit Elektroautos abgedeckt werden kann. Auch für die Herstellung von Kunststoffen wird Öl gebraucht.
Opec produzierte wenig
Doch auch die Angebotsseite steht im Fokus der UBS-Experten. Analyst Henri Patricot meint, die Produktionsmenge des internationalen Ölkartells Opec sei enttäuschend ausgefallen. Dessen Output lag im April um 850.000 Fass pro Tag unter der vereinbarten Fördermenge.
Der Umstand sollte nicht unterschätzt werden, da die Opec ein Drittel des weltweiten Ölangebots
beisteuert. Die Opec+ – sie umfasst Verbündete wie Russland und Mexiko – produzierte sogar 2,66 Millionen Fass pro Tag weniger als vereinbart.
Druck durch Anleger
Ob die fehlende Menge von westlichen Ölkonzernen ausgeglichen werden kann, bleibt abzuwarten. Denn in den vergangenen Jahren wurden Investitionen zurückgefahren. Grund war der wachsende Druck nachhaltiger Investoren auf die Konzerne, in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren. Doch nun könnten Investitionen in neue Öl- und Gasprojekte wieder erhöht werden.
Stefan Breintner von der DJE Kapital AG verweist auf eine weitere Entwicklung bei Ölkonzernen und sagt, „insbesondere viele USBranchenfirmen haben die steigenden Rohölpreise und Gewinne genutzt, ihre Schuldenlast zu senken“. Er findet, dies sei dringend nötig gewesen, da gerade US-Ölkonzerne stark verschuldet waren.
Für interessierte Anleger gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, auf die Entwicklungen zu setzen.
Das Vontobel Oil-Strategy Indexzertifikat (DE000VN6SG00) setzt mit Derivaten auf die künftige Preisentwicklung der US-Ölmarke WTI, doch nur dann, wenn die Derivate günstiger gehandelt werden als der aktuelle Kassamarkt. Das hängt von einer Reihe an Faktoren ab, etwa den Kosten für die Lagerhaltung oder den Erwartungen der Marktteilnehmer über die weitere Nachfrage. Sobald die Derivate teurer gehandelt werden als der Kassamarkt, wird das Vermögen in einen Korb an Ölaktien umgeschichtet. Dieser besteht aus zehn nordamerikanischen Ölmultis, zu denen etwa Chevron, Exxon Mobil und Suncor Energy zählen.
Chancen auch in Europa
Doch auch Europa bietet Chancen, auf sie können Anleger etwa mit dem Zertifikat auf den Stoxx Europe 600 Oil & Gas EUR Price Index der RCB (AT0000A0D3V1) setzen. Darin sind 18 Aktien aus Westeuropa, die sowohl in der fossilen als auch in der erneuerbaren Energiebranche tätig sind. BP, Shell, aber auch die OMV sind Teil des Index. Aus der Windkraft sind etwa Siemens Gamesa und Vestas Wind Systems vertreten.