Der Preis für die höchste Geschwindigkeit
Formel 1. Die Diskussion über die Budgetobergrenze spaltet die Rennställe. Droht Nachzüglern der „Weltuntergang“?
Monaco/Wien. Ausgerechnet in Monaco, dort wo der Reichtum keine Grenzen zu kennen scheint, ist die Diskussion, die die Formel-1-Szene spaltet, wieder aufgekocht. Denn die Großen wie Red Bull, Mercedes oder Ferrari wollen angesichts der Inflation mehr Geld ausgeben als die derzeit von der im Vorjahr eingeführten Budgetobergrenze erlaubten rund 130 Millionen Euro. Die anderen kommen nicht einmal auf so viel und müssen sehen, dass sie mit ihren knappen Finanzen über die Runden kommen.
Den kleineren Rennställen machte RB-Teamchef Christian Horner jüngst deshalb eine „Weltuntergangsvorhersage“. Ihm zufolge haben sich die Kosten allein für den Transport – und das bei 22 Rennen weltweit – vervierfacht. Deswegen hatte der Engländer in der „BBC“prophezeit: „Sieben Teams werden wahrscheinlich die letzten vier Rennen auslassen müssen, um das Budgetlimit einzuhalten.“Denn gerade der diesjährige WM-Kampf ist aufgrund der neuen Autos auch wieder ein Entwicklungsrennen – und das kostet Geld.
Haas ist eines der Teams, für das Horner das womöglich Schlimmste befürchtet. Der Rennstall gehörte aber zu denen, die zuletzt neben Alpine, Alfa Romeo und Williams gegen eine Anpassung der Budgetobergrenze wegen der hohen Inflation stimmten. „Ich habe keine Option, meinem Boss zu sagen, dass ich es nicht bis zum Saisonende schaffe“, erklärte Haas-Teamchef Günther Steiner nun in Monte Carlo. Zudem seien
die positiven Effekte des Ausgabenlimits auf das sportliche Geschehen bemerkbar. „Im Mittelfeld zeigt es sich schon“, sagte Steiner. „Wir wissen nie, wer der Beste vom Rest ist.“Und das ist seiner Meinung nach gut für die Spannung der Rennen. Er geht sogar so weit, zu glauben, dass sich die Lücke zu den Topteams irgendwann verkleinert, wenn die Formel 1 in Sachen Ausgabenlimit standhaft bleibt. Wie interessiert die Topteams
wirklich daran sind, dass auf einmal nicht zwei, drei, sondern sieben, acht Rennställe um Siege und Podestplätze fahren würden – es darf spekuliert werden.
„Das Problem ist das Budget“
Für Aston Martins Teamchef Mike Krack geht es den Gegnern einer Anhebung ohnehin darum, „die Weiterentwicklung der Konkurrenz einzuschränken. Es ist ein strategischer Gedankengang, denn auch sie haben höhere Kosten.“Vermutlich hätten sie aber gar nicht die Mittel, um eine erhöhte Obergrenze ausnutzen zu können, meinte der Luxemburger. Eine Vermutung, die Steiners Aussage sicher nicht entkräftet: „Unser Problem ist nicht die Budgetobergrenze. Unser Problem ist das Budget.“
Diskutiert wird eine Budgetobergrenze in der kostspieligen Königsklasse des Motorsports schon lange. Eingeführt wurde sie schließlich vergangene Saison. Erlaubt waren umgerechnet zunächst rund 135 Millionen Euro. Nach den 130 Millionen für dieses Jahr werden es 2023 umgerechnet etwa 125 Millionen sein. (red/dpa)