Österreichs Sport bekommt mehr Geld
Exklusiv: Eine Erhöhung der Bundessportförderung naht, Diplomatie siegt über Ellbogentechnik.
80 Millionen € beträgt die jährliche Bundessportförderung. Sie wurde seit elf Jahren nicht erhöht. Über 90 Millionen Euro gingen Österreichs Sport verloren.
Österreich Sport ist und bleibt ein Überraschungspaket. Wurde vor kurzem erst stolz die tatsächliche Verwirklichung der seit zehn Jahren plakativ umstrittenen „Täglichen Bewegungseinheit“angekündigt, sie wird ab Herbst in neun Pilotprojekten durchgezogen, so kam jetzt auch in Sachen Fördergeld plötzlich ein ganz neuer Spin ins Spiel. Was beim Sommerfest von Sport Austria im Palais Schönburg zuletzt schon zu hören war, Präsident Hans Niessl jedoch partout nicht bestätigen wollte, wird nun wohl Wirklichkeit. Österreichs Sport bekommt mehr Geld.
Seit elf Jahren wurde die besondere Bundessportförderung nicht mehr erhöht. Sie beläuft sich auf rund 80 Millionen Euro pro Jahr, wird lukriert aus dem Glücksspielgesetz (Lotto, Toto) und sichert das Fortbestehen aller Dach- und Fachverbände; um den Breitensport sind besonders Askö, Asvö und Union bemüht. Wer nachrechnet, kommt auf eine Summe von mehr als 90 Millionen Euro, die Österreichs
Sport allein durch die Inflation entgangen ist. Das ist mehr als ein Jahresbudget, und ob anhaltender Krisen wächst dieser Verlust unaufhaltsam stärker an.
Manche hofften auf eine Valorisierung, also eine Inflationsanpassung. Klingt zwar nach Chuzpe, Fördergelder damit zu verbinden, aber wenn es der Sache dient, ist jedes Mittel recht. Andere pochten auf Stellenwert, Notwendigkeit und Wertschätzung, die gar visionäre Annäherung an das Kulturbudget war – und bleibt – ein Wunschtraum.
Die bei so manchem Funktionär zu diesem Thema verlangte Ellbogentechnik zeugt zwar von Einsatz und ist die logische Folge langjähriger Enttäuschung. Sie nützt jedoch nichts, wenn etwas behutsam in den Korb zu legen ist, auf plumpen Zuruf schon gar nicht – obwohl die Intention eigentlich die richtige ist. Es bedurfte der Diplomatie und des politischen Schulterschlusses. Niessl (SPÖ), der für den Sport zuständige Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) führten dazu viele Gespräche. Unbestritten von Vorteil ist, dass sich Brunner im Sport auskennt – er stand bis zu seinem Einzug ins Ministerium dem Tennisverband ÖTV noch als Präsident vor und legte das Amt zurück, weil ihm der Begriff der Unvereinbarkeit nicht fremd ist –, er das Problem nicht nur sieht, sondern auch darauf reagieren möchte.
Laut „Presse“-Informationen deuten nun alle Signale auf eine Anhebung der Bundessportförderung hin. Und woher wird das Geld dafür denn kommen? Nicht absurd wäre es, würden Online-Sportwetten umgehend durch Steuerabgaben ins Boot geholt werden.
Wie hoch die Erhöhung ausfallen wird, bleibt abzuwarten. 100 Millionen Euro pro Jahr wären eine herzeigbare Summe. Nicht vergessen werden darf dabei, dass dem Minister auch noch rund 50 Millionen Euro pro Jahr in der allgemeinen Sportförderung zu Verfügung stehen.
Es hat lange genug gedauert, aber es passiert: Österreichs Politik bewegt sich. Es ist an der Zeit, dass es auch der Rest der Bevölkerung endlich macht.