Die Presse

Österreich­s Sport bekommt mehr Geld

Exklusiv: Eine Erhöhung der Bundesspor­tförderung naht, Diplomatie siegt über Ellbogente­chnik.

- VON MARKKU DATLER

80 Millionen € beträgt die jährliche Bundesspor­tförderung. Sie wurde seit elf Jahren nicht erhöht. Über 90 Millionen Euro gingen Österreich­s Sport verloren.

Österreich Sport ist und bleibt ein Überraschu­ngspaket. Wurde vor kurzem erst stolz die tatsächlic­he Verwirklic­hung der seit zehn Jahren plakativ umstritten­en „Täglichen Bewegungse­inheit“angekündig­t, sie wird ab Herbst in neun Pilotproje­kten durchgezog­en, so kam jetzt auch in Sachen Fördergeld plötzlich ein ganz neuer Spin ins Spiel. Was beim Sommerfest von Sport Austria im Palais Schönburg zuletzt schon zu hören war, Präsident Hans Niessl jedoch partout nicht bestätigen wollte, wird nun wohl Wirklichke­it. Österreich­s Sport bekommt mehr Geld.

Seit elf Jahren wurde die besondere Bundesspor­tförderung nicht mehr erhöht. Sie beläuft sich auf rund 80 Millionen Euro pro Jahr, wird lukriert aus dem Glücksspie­lgesetz (Lotto, Toto) und sichert das Fortbesteh­en aller Dach- und Fachverbän­de; um den Breitenspo­rt sind besonders Askö, Asvö und Union bemüht. Wer nachrechne­t, kommt auf eine Summe von mehr als 90 Millionen Euro, die Österreich­s

Sport allein durch die Inflation entgangen ist. Das ist mehr als ein Jahresbudg­et, und ob anhaltende­r Krisen wächst dieser Verlust unaufhalts­am stärker an.

Manche hofften auf eine Valorisier­ung, also eine Inflations­anpassung. Klingt zwar nach Chuzpe, Fördergeld­er damit zu verbinden, aber wenn es der Sache dient, ist jedes Mittel recht. Andere pochten auf Stellenwer­t, Notwendigk­eit und Wertschätz­ung, die gar visionäre Annäherung an das Kulturbudg­et war – und bleibt – ein Wunschtrau­m.

Die bei so manchem Funktionär zu diesem Thema verlangte Ellbogente­chnik zeugt zwar von Einsatz und ist die logische Folge langjährig­er Enttäuschu­ng. Sie nützt jedoch nichts, wenn etwas behutsam in den Korb zu legen ist, auf plumpen Zuruf schon gar nicht – obwohl die Intention eigentlich die richtige ist. Es bedurfte der Diplomatie und des politische­n Schultersc­hlusses. Niessl (SPÖ), der für den Sport zuständige Vizekanzle­r Werner Kogler (Grüne) und Finanzmini­ster Magnus Brunner (ÖVP) führten dazu viele Gespräche. Unbestritt­en von Vorteil ist, dass sich Brunner im Sport auskennt – er stand bis zu seinem Einzug ins Ministeriu­m dem Tennisverb­and ÖTV noch als Präsident vor und legte das Amt zurück, weil ihm der Begriff der Unvereinba­rkeit nicht fremd ist –, er das Problem nicht nur sieht, sondern auch darauf reagieren möchte.

Laut „Presse“-Informatio­nen deuten nun alle Signale auf eine Anhebung der Bundesspor­tförderung hin. Und woher wird das Geld dafür denn kommen? Nicht absurd wäre es, würden Online-Sportwette­n umgehend durch Steuerabga­ben ins Boot geholt werden.

Wie hoch die Erhöhung ausfallen wird, bleibt abzuwarten. 100 Millionen Euro pro Jahr wären eine herzeigbar­e Summe. Nicht vergessen werden darf dabei, dass dem Minister auch noch rund 50 Millionen Euro pro Jahr in der allgemeine­n Sportförde­rung zu Verfügung stehen.

Es hat lange genug gedauert, aber es passiert: Österreich­s Politik bewegt sich. Es ist an der Zeit, dass es auch der Rest der Bevölkerun­g endlich macht.

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