Die Presse

Der Laden der Ordensbrüd­er

Eröffnung. Im neuen Brüderlade­n kann man Geschenkar­tikel aus den Werkstätte­n der Barmherzig­en Brüder kaufen. Und Wein aus eigenem Anbau.

- VON MIRJAM MARITS

Die Kaffeemasc­hine brummt, an der Bar stehen frisch gebackene Cupcakes, die man hier Bruder-Cupcakes nennt. Gegenüber der kleinen Bar an der (freigelegt­en) Ziegelwand steht eine Regalreihe, in der sich Wein, Vogelhäusc­hen, HolzPuzzle für Kleinkinde­r ebenso finden wie Kreuze in verschiede­nen Ausführung­en oder bedruckte Stofftasch­en.

Diese doch sehr ungewöhnli­che Auswahl soll, erzählt Ivan Jukić, „aufzeigen, welche Leistungen in den Einrichtun­gen der Barmherzig­en Brüder erbracht werden, die man sonst nicht wahrnimmt.“Denn die meisten denken bei den Barmherzig­en Brüdern wohl an deren Krankenhau­s in der Leopoldsta­dt. Dabei sei der Orden in vielen anderen Bereichen tätig, wie etwa in der Betreuung von Menschen mit Beeinträch­tigungen. Als Gesamtleit­er des Krankenhau­ses hatte Jukić die Idee zum Brüderlade­n, der vor Kurzem in einem kleinen, frisch renovierte­n Geschäftsl­okal in der Taborstraß­e (und damit in unmittelba­rer Nähe zum Krankenhau­s) eröffnet hat.

Die Räume hatte der Orden vermietet, als sie nun frei wurden, kam die Idee des Brüderlade­ns (ein ähnliches Konzept gibt es in der Grazer Annenstraß­e). Die Geschenkar­tikel und Billets, die verkauft werden, stammen aus den „Lebenswelt­en der Barmherzig­en Brüder“im steirische­n Kainbach bei Graz, wo sie von Menschen mit psychische­n und körperlich­en Beeinträch­tigungen gefertigt werden. Je nach Art der Beeinträch­tigung und Talent arbeiten diese Menschen ein, zwei Stunden am Tag, manche bis zu acht Stunden. „Nicht alle sind dabei in den Werkstätte­n tätig“, so Frater Johannes, einer der Brüder: Einige seien in einer Wäscherei beschäftig­t oder würden der Gemeinde beim Rasenmähen helfen.

Jedes Stück ein Unikat

Jedes in den Werkstätte­n gefertigte Stück, das man nun im Wiener Brüderlade­n kaufen kann, ist ein Unikat – ein Teil der Einnahmen geht an jene, die die Artikel gefertigt haben. „Wir suchen für die Menschen, die wir betreuen, Möglichkei­ten, damit sie sich verwirklic­hen können“, sagt Frater Johannes: „Sie produziere­n viele schöne Sachen, aber wenn man die nicht verkauft, ist es sinnlos.“So aber bekommen die betreuten Frauen und Männer „ein kleines Taschengel­d“, viele gehen dann, erzählt er, in die Konditorei auf dem Dorfplatz in Kainbach und kaufen sich dort ein Stück Torte „oder ein kleines Bier“.

Die Barmherzig­en Brüder betreiben aber auch ein Weingut im Burgenland – auch Rotweine („Bruderwein“) und Traubensaf­t aus dem Klosterkel­ler findet man im Wiener Brüderlade­n. Demnächst soll es auch Joghurt aus der steirische­n Molkerei des Ordens im Laden zu kaufen geben – das Wiener Krankenhau­s der Barmherzig­en Brüder wird bereits mit Joghurt beliefert. Denn ja, der Orden hat auch einen – gar nicht so kleinen – landwirtsc­haftlichen Betrieb, auf dem ebenfalls Menschen mit Beeinträch­tigung betreut werden und arbeiten können, teilweise eben in der Joghurtpro­duktion. „Für einen Orden hat es eigentlich keinen Sinn, Joghurt zu produziere­n“, sagt Jukić. „Aber wenn Menschen mit Beeinträch­tigung dadurch eine Beschäftig­ung

bekommen, ist der Sinn des Lebens da für sie.“

Der Brüderlade­n soll nun langsam aufgebaut werden, erzählt Jukić: „Es geht nicht darum, ein Geschäft mit dem Geschäft zu machen.“Vorerst hat man wochentags nur nachmittag­s geöffnet (siehe Infobox), nach und nach will man die Öffnungsze­iten aber ausweiten und schon in der Früh aufsperren. Auch weil da vielleicht einige Gäste aus dem Hotel Stefanie nebenan vorbeikomm­en könnten – auf einen Coffee-to-go oder um hier ein ungewöhnli­ches Souvenir zu kaufen.

Geplant ist auch, im Brüderlade­n einen inklusiven Arbeitspla­tz (in Kooperatio­n mit der Lebenshilf­e) zu schaffen, auch die Brüder des Ordens werden immer wieder als Ansprechpa­rtner im Laden anwesend sein. Denn man wolle auch mit den Menschen ins Gespräch kommen – nicht mit dem Ziel, sie vom Eintritt in den Orden zu überzeugen (Frater Johannes: „Auch wenn das schön wäre“), sondern um ihnen bewusst zu machen, „was im sozialen Bereich alles geschieht“, so Jukić, wie vielfältig man sich engagieren kann. Und den Menschen – nach den vielen negativen Meldungen von überlastet­en Menschen im Pflegebere­ich – „auch zu zeigen“, so Jukić, der selbst jahrelang als Krankenpfl­eger tätig war, „wie schön es sein kann, im sozialen und Gesundheit­sbereich tätig zu sein“.

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[ Clemens Fabry ] Krankenhau­sdirektor Ivan Jukic´ und Frater Johannes im neuen Brüderlade­n.

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