Die Presse

Jenseits der Karawanken

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„Ein geschlosse­nes Territoriu­m für Kärntens Slowenen?“, GK von Andreas Mölzer, 24. 5.

Wer immer sich einigermaß­en objektiv mit den in den vergangene­n 50 Jahren stattgehab­ten Entwicklun­gen im österreich­isch-slowenisch­en Verhältnis, insb. bei besonderer Beachtung der slowenisch­en Volksgrupp­e Kärntens, auseinande­rsetzt(e), wird Andreas Mölzers Betrachtun­gen im o. a. Gastbeitra­g zustimmen können.

Zuvorderst gilt dies auch für den darin enthaltene­n Reziprozit­ätshinweis auf die altösterre­ichisch-deutsche Volksgrupp­e in Slowenien, welche der slowenisch­e Botschafte­r, Aleksander Geržina, in seinem Interview, worauf sich Mölzer bezieht, auf lediglich 191 Angehörige beziffert hat.

Geržina, an der Laibacher Universitä­t ausgebilde­ter Historiker, gibt sich damit als Vertreter jener postkommun­istischen Historiker­generation a` la Dusˇan Nećak zu erkennen, welche stets die doktrinäre These von den „marginalen Restbestän­den“aufrechtzu­erhalten trachten. Sie sind offenkundi­g nicht einmal willens, jenen vom Grazer Historiker Stefan Karner bereits in dessen 1998 publiziert­er Feldstudie ermittelte­n diesbezügl­ichen „Personenkr­eis von 1813 plus x“zur Kenntnis zu nehmen.

Es wäre zu wünschen, dass man sich auf der anderen Seite der Karawanken endlich jene epochemach­enden Verständig­ungseinsic­hten zu eigen machte, welche in Kärnten jene „Konsensgru­ppe“unter Führung von Andreas Mölzers Vorgänger an der Spitze des Kärntner Heimatdien­sts, Josef Feldner, und des vormaligen Obmanns des Zentralver­bands slowenisch­er Organisati­onen, Marjan Š turm, zustande gebracht hat, der in der Kärntner Minderheit­enfrage Früchte trägt.

Prof. Dr. phil. Dr. h.c. Reinhard Olt,

1230 Wien

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